Preisrichter Franz Holl begutachtet ein Rex-Kaninchen. Foto: Ait Atmane Quelle: Unbekannt

Bei den Kaninchen ist es wie bei den Menschen: Wer Schönheitskönig oder -königin werden möchte, muss eine Reihe von Kriterien erfüllen und außerdem Haltung beweisen. Mehr als 250 besonders hübsche Exemplare sind heute noch von 10 bis 16 Uhr in der Kreisschau in der Bilderhäuslenstraße 5 in Köngen zu bewundern, wo sie bereits am Donnerstag von den Preisrichtern beurteilt wurden.

Von Karin Ait Atmane

Eigentlich hätte es eine große Geflügel- und Kaninchenschau werden sollen. Aber nachdem Wildvögel im Land an Vogelgrippe verendet sind, herrscht Stallpflicht für alles Federvieh. Deshalb säßen die Hühner, Enten und Tauben der Kleintierzüchter „ganz traurig im Stall“, wie Christian Reichle, Zuchtwart beim Kreisverband der Kleintierzüchter, anmerkt. Schade für die Tiere, die sonst meist Auslauf im Freien haben, schade auch für die Züchter. Aber letztlich seien die Vorsichtsmaßnahmen richtig, zumal ja noch nicht feststehe, woher der Krankheitserreger stamme, sagt der stellvertretende Kreisvorsitzende Jochen Gürtler.

So wurde aus der großen Schau, fürs Zentrum Zell geplant, eine deutlich kleinere in Köngen. Die Hoppelhäschen in ihren Käfigen lässt das kalt. Aber Achtung: Zwar rutscht selbst Züchtern öfter mal das Wort „Hase“ über die Lippen, biologisch gesehen handelt es sich aber um Kaninchen. Das gilt für alle zu Hause oder im Stall gehaltenen Mümmelmänner; mit Feldhasen, die ausschließlich wild leben, können sie gar keinen Nachwuchs zeugen.

Auch das Hasenkaninchen heißt nur deshalb so, weil es mit seinem schlanken Körper und den langen Läufen an den wild lebenden Meister Lampe erinnert. Ohren und Vorderläufe aufgestellt und zu allem bereit, sitzen die lebhaften, etwas nervösen Tiere bei der Begutachtung vor den Preisrichtern: Sie sind kein Streicheltier für Kinder. Da sind die Widder mit ihren Schlappohren deutlich entspannter, „die kann man den ganzen Tag auf dem Arm rumtragen“, sagt Christian Reichle.

Mehr als 30 Rassen sind in der Halle der Köngener Kleintierzüchter vertreten, von Grauen Wienern über scheckige Japaner bis hin zu Farbzwergen. Ein Tier ums andere wird aus dem Käfig geholt und zunächst gewogen. Zu schwere Tiere scheiden aus, auch zu lange oder kurze Ohren oder eine zu große „Wamme“ - so heißt der einem Doppelkinn ähnliche Felllappen - können ein K.o.-Kriterium sein.

Die vier Preisrichter fassen die Kaninchen mit geübtem Griff, sind dabei nicht grob, aber auch nicht zimperlich. So gehen Züchter generell mit ihren Tieren um: Namen haben sie meistens keine, viele landen auch im Kochtopf - aber vorher sollen sie bei artgerechter und gesunder Haltung ein gutes Leben haben.

Die Juroren begutachten Körperbau, Gebiss, Pfoten, Krallen und Geschlechtsorgane, streichen übers Fell, blasen hinein, messen die Ohrlänge und drehen die Tiere auf den Rücken. Damit nicht genug: „Der liegt da wie ein Brett“, bemängelt Christine Hahn bei einem Neuseeländer und erklärt, dass jedes Tier „eine Stellung zeigen“ und aufrecht sitzen sollte. Auch das zählt bei der Wertung, die maximal 100 Punkte betragen kann - was allerdings utopisch sei, sagt Jochen Gürtler. Aber stolze 97 Punkte gibt es an diesem Tag mehrfach. Dann rufen die Kollegen Preisrichter-Obmann Dieter Eisele, damit er die Spitzenwertung bestätigt.

Die Züchter bleiben während der Begutachtung draußen. Einige Mitgliedsvereine des Kreisverbands fehlen ganz: Manche haben keine Kaninchen oder züchten gar nicht mehr, berichtet der Kreisvorsitzende Martin Reichle. Es fehlt am menschlichen Nachwuchs. „Wer tut sich das schon an, an 365 Tagen im Jahr da zu sein?“, sagt Gürtler, der selbst morgens wie abends im Stall nach den Tieren schaut. Nur wenige Vereine mit schönen Anlagen und ausgeprägter Jugendarbeit könnten ein leichtes Wachstum verbuchen. Die Köngener Kleintierzüchter haben durch den Trend „Kaninhop“ Zulauf von Jugendlichen - züchten möchten allerdings die meisten davon nicht.