Mit durchschnittlich 30 Kilometern pro Stunde waren die Teilnehmer der Jedermann-Tour laut Veranstalter in Wernau unterwegs. Foto: Gläser - Gläser

Die Jedermann-Tour führte am Sonntagvormittag auch durch Wernau. Knapp 2.000 Teilnehmer fuhren von der Neckarbrücke in das Stadtzentrum. Durchatmen konnte die Teilnehmer aber erst an der Verpflegungsstelle in Ebersbach an der Fils.

WernauDas leichte Brummen bewegte sich immer stärker in Richtung Neckarbrücke. „Da kommen sie endlich“, freuten sich viele Wernauer, als sie gegen halb zwölf die ersten Farbtupfer am Horizont erspähten. Unter großem Beifall passierten knapp 2000 Radfahrer der Jedermann-Tour das Zentrum. Die 117,5 Kilometer lange „Runde durch die Region Stuttgart“ führte am Sonntag vom Neckar- und Filstal bis ins Albvorland.

„Im Fernsehen schaue ich keinen Radsport, aber das ist schon etwas Besonderes“, sagte Fabian Reutter. Auch seine einjährige Tochter Marie ließ sich das Spektakel vor der Haustür nicht entgehen. Von Köngen kommend, bogen die Radler auf die Kirchheimer Straße ab. Begleitet waren sie von Motorrad-Eskorten der Polizei. Wer einen näheren Blick auf die Sportler erhaschen wollte, hatte es allerdings nicht leicht. Knapp 30 Kilometer pro Stunde sollte die Mindest-Durchschnittsgeschwindigkeit laut Veranstalter sein. Tatsächlich lagen viele noch darüber. Damit keine Unfälle passierten, sicherten Helfer die Strecke ab. Gemeinsam mit Freunden hatte Herbert Dräger am Vormittag Absperrungen auf der Brücke aufgestellt. Der sonntägliche Einsatz war für den Wernauer Ehrensache: „Wir wollen den Veranstalter unterstützen und zeigen, dass es auch freiwillig geht“, so Dräger. Dafür verzichtete der 55-Jährige auch auf seine eigene Teilnahme, obwohl er selbst regelmäßig bei Hobby-Radrennen in die Pedale tritt.

Insgesamt 18 Helfer hatten sich in Wernau beim Veranstalter gemeldet. Die Organisation vor Ort übernahm Arnold Baumann – und das eher zufällig. „Ich hatte mich als Helfer registriert“, so Baumann, „und danach fragte man, ob ich die Leitung übernehmen möchte.“ Das bedeutete für den 71-Jährigen zu koordinieren, welcher Helfer wo stehen sollte. Da er früher selbst Radtouren gefahren hat, kannte er die Schwierigkeiten des heimischen Abschnitts.

„Es könnte sich einiges bei uns entscheiden“, sagte Baumann und deutete zum steilen Haldenweg. Auf dem Weg nach Bodelshofen müssten die Teilnehmer einige der insgesamt 1339 Höhenmeter zurücklegen. Über Kirchheim ging es weiter nach Ebersbach an der Fils, wo eine Verpflegungsstelle lag. An der Hauptstraße wies Joachim Baar den Weg dorthin. „Als Streckenposten kann ich helfen und gleichzeitig zuschauen“, sagte Baar. Er habe Glück gehabt, dass er an dieser Stelle eingeteilt worden sei, so der Uhinger. Denn nach 50 Kilometern war hier die einzige Rast für die Tour vorgesehen. Knapp 400 Liter Wasser und 240 Kilo an Äpfeln, Bananen und Melonen warteten auf den bunten Tross. Eine Pause legten auch Emelie Sjødahl und Jianqiao Liu ein. Mit Freunden waren die beiden aus Schweden angereist. „Die Region ist doch hügeliger als gedacht“, meinte Sjødahl. Deswegen seien sie mittlerweile etwas im Teilnehmerfeld abgefallen. „Es ist unglaublich, wie schnell die Teilnehmer hier sind“, so Sjødahl. In ihrer Heimat seien die Rennen zwar teils 200 Kilometer lang, aber dort sei das Tempo nicht so hoch, berichtete die 27-Jährige.

Ein eher entspanntes Halbzeitfazit zogen dagegen Micha Klingler und Jürgen Spindler aus Korb. „So schnell sind wir noch nie von Stuttgart nach Esslingen gekommen“, freuten sich die Korber. Allerdings hätten sie auch schon Rennen in den Schweizer Alpen gemeistert. Dementsprechend fiel ihre Rast nur kurz aus.

Großes Lob gab es von allen Seiten für die Veranstalter der Jedermann-Tour. Einige Radfahrer brachten aber Vorschläge, wie das Rennen noch verbessert werden könnte. „Es wäre schön, wenn es Schilder gebe, die einen Anstieg ankündigen“, sagte zum Beispiel Sophie Gläser aus Kornwestheim. Gemeinsam mit Freunden hat sie schon Rennen in Belgien absolviert, wo es solche Hinweise gegeben hatte. Das habe den Vorteil, dass sich die Radler ihre Kräfte besser einteilen könnten. Eine Fortsetzung des Rennens wünschte sich auch Norbert Trommel. „Es ist ein einzigartiges Gefühl, auf Strecken zu fahren, die normalerweise für Radler gesperrt sind“, sagte der Esslinger. Die Rad-Infrastruktur müsse unbedingt weiter ausgebaut werden. „Das Wichtigste ist für mich aber heute, einfach weiter zu radeln“, sagte er, bevor er sich nach Schorndorf aufmachte.