Joachim Berner zaubert mit seinen Raketen wunderschöne Bilder in den nächtlichen Himmel. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Von Petra Bail

Ostfildern - Internationale Pyrotechniker halten auf dem Gelände am Rand des Scharnhauser Parks zum 15. Mal einen spektakulären Wettstreit ab. Renommierte Feuerwerker aus Mexiko und Deutschland überzeugten das begeisterte Publikum am Freitag und am Samstag mit ihren musikalisch-zündenden Kreationen. Gestern Abend sorgten die Australier für den bunten und sprühenden Abschluss des Festivals. Aber auch das abwechslungsreiche Rahmenprogramm lockte zahlreiche Besucher zu dem Großevent.

  • Normalerweise bilden Feuer und Wasser ziemliche Gegensätze. Dass die beiden Elemente durchaus eine Symbiose eingehen können, bewies die mexikanische Firma Pyro MX zum Auftakt der „Flammenden Sterne“ mit ihrer Show. Der Regen fiel in Strömen, die Besucher strömten weniger – die Polizei schätzte 3000. Am Samstag waren es dann bei schönem Wetter 30 000 Besucher. „Es waren erstaunlich viele Leute da“, sagte Elke Cosmo vom Veranstalter EFM – Event- und Festivalmanagement aus Leinfelden Echterdingen. Die Hardcore-Fans saßen auf Plastikplanen am Boden und ließen sich, Feuchtigkeit hin oder her, mit gigantischen Feuerbildern aus Herzchen und Goldregen in eine romantische Stimmung versetzen. Um 21 Uhr hatte es aufgehört zu regnen und das farbenfrohe Feuerwerk mit Musik von Klassik bis Nenas „99 Luftballons“ konnte abgeschossen werden.
  • Spannend sind die Führungen im Abschussbereich für einen ausgewählten Besucherkreis. Vor Rosalies Hasen-Installation erklärte Lokalmatador Joachim Berner, versierter Showdesigner und Kopf von Innovative Pyrotechnik (IP) aus Ehningen, die Besonderheiten der Positionen von Feuertöpfen, Kometen und Bomben. Bis zu 250 Meter steigen die größten, fünf bis acht Kilo schweren Feuerwerksbomben mit dem Kaliber 200 Millimeter in den Nachthimmel. Dafür sind 600 Gramm Schwarzpulver notwendig. Sieben Zündcomputer geben die Signale für die synchrone Zündung zur Musik.

  • Pyrian Rhapsodie“ war der Titel von Joachim Berners eigens kreiertem Großfeuerwerk. Die musikalischen Themen von Klassik über Ballade bis zur Filmmusik waren lose miteinander verbunden. Maurice Ravels „Bolero“ wird wohl für immer und ewig mit Bo Derek verbunden bleiben und so stiegen nicht nur glitzerfunkelnde Raketen zur dynamischen Orchestermusik in den Himmel, die in einem blitzenden Spinnennetz aus Ministernchen verglühten, sondern auch die verführerischen Bilder der amerikanischen Schauspielerin in der Kino-Komödie „Die Traumfrau“ Ende der 70er-Jahre.
  • Viele „Aahs“ und „Oohs“, der Besucher begleitete die dramaturgisch ausgefeilten Feuerwerksinszenierungen. Bei den wirkungsvoll gestalteten Spezialeffekten und Funkensträußen hielt man den Atem an. Gänsehautfeeling erzeugten die leuchtenden Himmelsfiguren zu den Klängen aus „Fluch der Karibik“. Am Ende ist es immer das gleiche Lied: Kein Mensch möchte, dass das Feuerwerk aufhört.
  • Das Rahmenprogramm mit Feuerjonglage, Trommler und Riesenrad bot allerlei Abwechslung vor dem feurigen Countdown mit ausgefeilter Lasershow. Auf verschiedenen Bühnen unterhielten Bands das Publikum. Die „Tambalinas“ legten auf der Podestfläche eine kesse Sohle aufs Parkett. Zu feurigen lateinamerikanischen Rhythmen schwangen die gelenkigen Damen in heißen Höschen die Beine – sehr zur Freude der Zuschauer, denen allein beim Anblick warm wurde. Auch die Sonne zeigte sich bei der Darbietung und setzte die Tänzerinnen ins rechte Licht – quasi als natürlicher Scheinwerfer.
  • Mit deutschen Texten sang sich die Band „Vona Bunt“ in die Herzen der Zuhörer unter dem Zeltdach. Nach der Pause verkündete Sängerin Yvi Szoncsò einen Gewinn für Stefanie Hertel. Die junge Frau kam auf die Bühne, verriet, noch nie in ihrem Leben etwas gewonnen zu haben – und erhielt von ihrem Freund einen öffentlichen Heiratsantrag unter dem donnernden Beifall des Publikums. Sie war so sprachlos, dass das gehauchte „ja“ mit Mikrofon wiederholt werden musste. An dem Abend war das garantiert der Hauptgewinn.
  • Der Start der 14 Heißluftballons am frühen Abend war die Attraktion auf der großen Wiese. Majestätisch glitten die mittels heißer Luft fliegenden Giganten in den Himmel, vom Sonnen- und Wolkenspiel dramatisch begleitet.
  • Lange Schlangen vor den vielen Cateringzelten gefielen den Gastronomen, lange Schlangen vor den Tickethäuschen bis nach 21 Uhr und am Eingang freuten Veranstalter und Mitwirkende gleichermaßen. Die Besucher machten es sich mit Picknickdecken, Campingstühlen und luftgefüllten Säcken am Boden bequem – nicht ohne vorher die Kameras fürs Feuerwerksspektakel in Stellung gebracht zu haben. Die Stativdichte war enorm.