Vorführungen auf der Showbühne sind fester und beliebter Bestandteil des Bürgerfestes. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Die ganze Vielfalt der Stadt zeigte sich beim 45. Bürgerfest. Für Besucher war musikalisch und kulinarisch ein buntes Programm geboten.

EsslingenZum 45. Mal haben die Esslinger am Wochenende ihr Bürgerfest gefeiert. Das große Stadtfest zeigte wieder die Vielfalt des Lebens, des bürgerschaftlichen Engagements und der Kultur in der Stadt. Zwei Tage lang präsentierten die Bürger, Vereine und Organisationen an Informationsständen, mit Musik, Tanz und Mitmachangeboten das breite kulturelle Spektrum in Esslingen.

Kulturelle Vielfalt: Der Marktplatz und der Rathausplatz bildeten ein großes Schaufenster für das Spektrum der kulturellen Vielfalt in der Stadt. Vereine und Gruppen präsentierten sich auf und vor den Festbühnen mit Musik, Tanz- und Sportvorführungen. Die Helfer der Vereine auf der internationalen kulinarischen Meile, die den Marktplatz säumte, wendeten unermüdlich Fleischspieße und Köfte, brutzelten Fisch, rührten in der Paella-Pfanne und kamen auch beim Ausschank von Tee, Kaffee und Kaltgetränken nicht zur Ruhe.

Großer Festplatz: Die Altstadt wandelte sich am Samstagabend zum großen Festplatz. Tausende Besucher zogen durch die Stadt und hatten die Qual der Wahl bei der Gestaltung ihres Abendprogramms. Von der Maille über den Postmichelbrunnen, den Kesselwasen, die Agnesbrücke, den Vorplatz der Stadtkirche, den Marktplatz und den Rathausplatz bis zum Hafenmarkt zog sich eine respektable Reihe an Festbühnen durch die Altstadt. Dort musizierten Bands und Ensembles verschiedener Stilrichtungen und davor wurde fröhlich getanzt und gefeiert.

Schweißtreibende Partynacht: Nachdem die Wirtschaft am Hafenmarkt, die in der Vergangenheit das Bürgerfest fünf Tage lang ergänzt hatte, wegen der zu großen Belastung der Anwohner aufgegeben worden war, haben in diesem Jahr drei Gastronomiebetriebe von Freitag bis Sonntag ein musikalisches Hafenmarktfest angeboten. Während der Zuspruch am Freitag noch etwas verhalten war, kam der Hafenmarkt am Samstagabend beim Auftritt der Regionalmatadoren „Flippmanns“ an seine Kapazitätsgrenzen. Mehrere tausend Besucher drängten sich und feierten eine schweißtreibende Partynacht. Am Nachmittag hatten bereits zwei Ensembles der Musikschule Esslingen dort musiziert, und wie der Mitorganisator Frank Jehle erzählte, ist das noch ausbaufähig. „Wir haben eine professionelle Bühne und Anlage da stehen, dies kann sicher noch von Vereinen genutzt werden. Da ist Luft nach oben“, meinte er.

Blues und Spiele: Die Mitarbeiter der WLB hatten die Kulissen der derzeitigen Freilichtaufführung auf der Maille etwas umgeräumt. So konnten die Besucher der Maille die Treppen von der Inneren Brücke aus nutzen und dabei durch ein imposantes Portal schreiten. Der Festbetrieb im Park war Familien und Kindern gewidmet. Mitglieder des Aikido-Vereins Esslingen zeigten Selbstverteidigungskniffe, die Rettungshundestaffel führte ihr Können vor, Ponyreiten, Spiele, Bastel- und Bewegungsangebote verschiedener Organisationen standen bereit. Für die etwas älteren Parkbesucher sorgte derweil der Verein Blues in Town mit einem anspruchsvollen Musikprogramm.

Dem Dativ: Auf dem Dativ seine Neigung, dem Genitiv sein Tod sein zu wollen, weil wegen dem Bürgerfest einige Fahrradabstellplätze weggefallen sind, ist kürzlich in der EZ verwiesen worden. Trotz dieses Hinweises war dem Plakat an der Tür des Zentrums für Arbeit und Kommunikation (ZAK) in der Franziskanergasse zu entnehmen, dass sie „wegen dem Bürgerfest“ am Sonntag geschlossen blieb.

Analoges Marktgeschehen: Mochte sich auch das Angebot an etlichen Flohmarktständen ähneln, so zeigte es sich doch, dass eine pfiffige Idee Vorteile im Ringen um die Kundschaft bringt. „Ich habe alles, was Sie brauchen, was ich nicht habe, brauchen Sie nicht“, versprach ein handbemaltes Pappschild. Und eine Familie kritisierte gar in deutlichen Worten ein anonymes Marktgeschehen im Internet. „Hier analoges Amazon, gleich zum Mitnehmen und ohne DSGVO“, warb ihr Plakat für die nützlichen Dinge des Alltags auf ihrem Tisch mit einem Seitenhieb auf die neue EU-Datenschutzgrundverordnung.

Familiäres Viertel: Beim großen Flohmarkt in der östlichen Altstadt herrschte am Samstag kein allzu großes Gedränge. Einige der etwa 200 Standbetreiber, die sich laut dem Märkteorganisator Til Maehr angemeldet hatten, waren nicht erschienen, deutlich weniger Besucher als gewohnt flanierten über das Pflaster. Dafür kam das familiäre Flair des Viertels besser zur Geltung. Anwohner holten Akkordeon und Gitarren aus den Häusern und musizierten für die Passanten, aus Erdgeschossfenstern wurden kühle Getränke gereicht und manche Kaufentscheidung wurde durch eine Einladung zum Plaudern bei Kaffee am Stand befördert.

Gewinner und Verlierer: Aufgrund des geringeren Zuspruchs bei den Flohmärkten war die Sicht auf Antiquitäten und Alltagswaren, Kunst und Krempel, Bücher und Blusen, Geschirr und Gusseisernes deutlich besser. „Für die Besucher und auch die Händler ist das oft ein deutlicher Gewinn“, sagte Til Maehr. Doch auch einige Verlierer waren zu verzeichnen. So lagen etwa die wohl kürzlich noch getragenen Papiergirlanden und Plastikwimpel in den deutschen Nationalfarben bis zum Abend wie Blei in den „Alles-50-Cent“-Kisten.

Null Euro für drei: Bei der Stadtinformation am Marktplatz wurde am Samstag ein außergewöhnlicher Geldschein in Umlauf gebracht. Die Null-Euro-Banknote, hergestellt in einer französischen Spezialdruckerei aus echtem Geldscheinpapier und mit vielen Sicherheitsmerkmalen ausgestattet, ziert das Alte Rathaus. Der Schein ist auf 5000 Stück limitiert und wird für drei Euro verkauft. „Der geht weg wie nix, zum Verkaufsstart um 10 Uhr sind die Leute schon Schlange gestanden“, berichtete Melanie Schulte von der Stadtinformation. Vorwiegend Sammler interessierten sich für das Stück. „Wir haben mehr als 1000 Vormerkungen aus ganz Europa.“