Besondere Atmosphäre in den Neckarauen: Flüchtlinge und Unterstützer vom Bündnis für Flüchtlinge trommeln gemeinsam auf der großen Wiese. Quelle: Unbekannt

Von Karin Ait Atmane

Spiel, Sport, grüne Lunge - der Landschaftspark Bruckenwasen hat viele Funktionen für Plochingen. Ein Mal im Jahr wird er besonders intensiv genutzt: Zum Bruckenwasenfest, das das Stadtmarketing Plochingen zusammen mit dem Kulturamt veranstaltet, sind am Wochenende nicht nur jede Menge Menschen aufs ehemalige Gartenschaugelände geströmt, viele blieben auch stundenlang. Denn Aktivitäten waren reichlich geboten: von Bewegung über Trommeln bis hin zum Bummel über den Gartenmarkt.

Den Rasen hatte die Bürgerinitiative, die den Landschaftspark pflegt, frisch gemäht; bunte Fahnen wehten über dem satten Grün, und jede Menge „Verkehr“ herrschte auf dem Gelände. Nicht nur Fußgänger, auch die verschiedensten Fahrzeuge waren unterwegs. Neben Fahrrädern, die hier am Neckartalradweg ohnehin immer präsent sind, fanden sich Tretroller, Kinderwagen, und auf dem Weg durch die Spielwiese kurvten Pedalos sowie andere kuriose Geräte aus dem Spielmobil herum. Diverse Dampfzüge zogen vom „Bahnhof Bruckenbach“ aus ihre Runden, während Dampftraktoren auch mal mitten durch den Frühlingsmarkt tuckerten.

Dieser machte mit Pflanzen, verschiedenster Garten-Deko sowie Grillzubehör Lust auf die Freiluftsaison. Auf dem Garten-Flohmarkt konnte man angesichts der Fundstücke aus alten Bauernhäusern und Scheunen grübeln: Wofür hat man das noch einmal verwendet? Beschicker Andreas Seibert hatte unter anderem ein Gerät dabei, mit dem man früher Getreidegarben zuschnitt - heute ist es nur noch Dekoration.

Evelyn Greco und Frauke Kärcher betrachteten derweil die schon historischen Küchengeräte an einem der Tische und erinnerten sich beim Anblick eines alten Bohnenschneiders daran, wie in ihrer Kindheit die Bohnen damit „plattgemacht“ wurden. Warum eigentlich? Das kann man heute gar nicht mehr nachvollziehen.

Kunterbunt und sprachbegabt präsentierten sich die Kids vom Parkkindergarten bei der Eröffnung. Verschiedene Fahnen schwenkend sangen sie aus voller Kehle das Lied vom Bruder Jakob in mehreren Sprachen. International ging es natürlich auch beim Bündnis für Flüchtlinge zu, wo Gebäck verkauft wurde und Kinder geschminkt wurden. Viele Flüchtlingsfamilien kämen am Stand vorbei, berichtete die Integrationsbeauftragte der Stadt, Bagnu Urbano. Von da aus erkundeten vor allem die Kinder auch das restliche Fest, gleich nebenan beim Torwandschießen des Fußball-Fördervereins, beim Bogenschießen des Schützenvereins oder bei den Maltestern, wo sie Blumentöpfe gestalten konnten. Charlotte bemalte mit viel Hingabe einen der weißen Porzellantöpfe. Nicht etwa für den Muttertag, sondern für ihren Papa - hatte sie doch für die Mama schon in der Schule gebastelt.

Als Flüchtlinge und ihre Unterstützer gemeinsam zu trommeln begannen, schuf das eine ganz besondere Atmosphäre in den Neckarauen. Das tat auch ein kurzer Regenguss, bei dem sich viele Besucher unter den Pavillons oder in der Jurte der Pfadfinder sammelten. Die „Pfadis“ von der DPSG hatten schon am Vorabend aufgebaut und die Nacht auf dem Gelände verbracht, „sowohl zum Spaß als auch zum Aufpassen“, sagte Benedikt Herz, einer von ihnen.

Im blauen „Fischauge“ auf dem Gelände trafen sich die Elemente Wasser und Luft: die Fliegergruppe und der Yachtclub. Sie haben dort schon seit Jahren ihren Standort, lassen sich aber immer wieder etwas Neues einfallen. So konnten bei den Wassersportlern Boote gebastelt und gleich im Wasserbecken ausprobiert werden: ein verzwirbelter Fahrradschlauch drehte ihr Schaufelrad an. Beeindruckend auch die kleinen „Knatterboote“ aus Blech, bei denen ein brennender Esbitwürfel und zwei dünne, wassergefüllte Röhren für Vorschub sorgten. „Das saugt auf der einen Seite Wasser auf und gibt es auf der anderen wieder ab“, erklärte Frank Scherer vom Yachtclub. Bei den Fliegern konnte man dagegen ins Cockpit klettern und Landkarten studieren. Wer wirklich fliegen wollte, war bei der Seilbahn am Neckarufer richtig. Die Mitarbeiter des Kletterwaldes schickten Mutige am langen Drahtseil vom einen Ufer zum anderen.

„Seit ich da bin, war noch keine Pause“, sagte Janosch Bub, der den ankommenden Kindern und Erwachsenen bei der Landung unter der großen Weide half. „Ich glaube, ich will noch ein drittes Mal!“, verkündete der soeben ankommende Maximilian, während seine Mutter bedauernd feststellte: „Es ist halt immer so wahnsinnig kurz.“ Auch bei den großen Holz- und Bewegungsspielen auf der Wiese beim Fischerheim ging es lebhaft zu. Es gibt vieles, woran Erwachsene und Kinder gemeinsam Spaß haben, das zeigte sich auf dem Gelände überall.