2.11.2017 Die Bauarbeiten in der Esslinger Geiselbachstraße haben begonnen.

 Foto: Buschhaus

Von Melanie Braun
Derzeit gibt es schon einen kleinen Vorgeschmack darauf, was die Bewohner der Stadtteile Rüdern, Sulzgries, Krummenacker und Neckarhalde (RSKN) im kommenden Jahr erwarten könnte. Denn am Donnerstag und Freitag ist die Geiselbachstraße wegen dringender Reparaturarbeiten vorübergehend komplett gesperrt. Wer von RSKN in die Innenstadt will oder von der City in die nördlichen Stadtteile, muss deshalb einen ordentlichen Umweg über den Alexanderbuckel in Kauf nehmen. Die Staus halten sich bislang allerdings in Grenzen.
In der Geiselbachstraße wird am Donnerstagmittag kräftig gearbeitet. Fast ein Dutzend Arbeiter sind damit beschäftigt, große Stahlgitter auf der Fahrbahn zu platzieren und diese anschließend in frischem Asphalt zu versenken. Eine riesige Maschine spuckt den Teer, der ihr vorn ins Metallmaul gefüttert wird, hinten als heiße Masse wieder aus. Diese wird automatisch in einer dicken Schicht auf der Straße verteilt. Die Feinarbeit erledigt dann ein Trupp von Arbeitern, die die dampfende Masse mit ihren Riesenspateln verstreichen. Anschließend wird der neue Belag mit einer Walze festgedrückt.
Es geht gut voran – nicht zuletzt dank des schönen Herbstwetters. Würde es regnen, hätten die Reparaturen verschoben werden müssen. Doch so könne es sogar sein, dass die Geiselbachstraße schon am Freitag wieder für den Verkehr freigegeben wird, sagt Uwe Heinemann, Leiter des Tiefbauamts. Spätestens am Samstag rechne man damit, die Arbeiten abzuschließen. Dann soll die Geiselbachstraße für den Winter gewappnet und noch bis zum nächsten Sommer befahrbar sein. Erst dann ist die umfassende Sanierung der Fahrbahn und des maroden historischen Kanals darunter geplant.
Vergangene Woche hatte die Stadt überraschend mitgeteilt, dass schon jetzt erste Reparaturen in der dringend sanierungsbedürftigen Geiselbachstraße erledigt werden müssten, die nicht bis zum nächsten Sommer warten könnten. Schon seit einigen Monaten ist klar, dass der historische Kanal unter der Straße so marode ist, dass man im kommenden Jahr nicht um eine mehrmonatige Vollsperrung der Geiselbachstraße herumkommt, um Kanal und Fahrbahn grundlegend sanieren zu können. Dass die Schäden allerdings so gravierend sind, dass erste Reparaturen nun sofort erledigt werden müssen, hatten offenbar auch die Fachleute im Rathaus nicht geahnt.
Vor einigen Wochen hatte die Stadt eine genauere Untersuchung des mehr als 100 Jahre alten Geiselbachkanals unter der Straße vorgenommen. Dabei begutachteten Sachverständige den Schaden, zudem fertigten Vermessungstechniker einen 3-D-Scan in der Geiselbachverdolung an und Fachingenieure dokumentierten den Zustand des historischen Bauwerks per Video. Bei der Auswertung der Ergebnisse habe man nun die Schwachstellen im Kanal und in der Fahrbahn genau lokalisieren können, berichtet Uwe Heinemann, der Leiter des Esslinger Tiefbauamts.
Dabei habe man festgestellt, dass der Kanal vor allem an den Stellen beschädigt sei, an denen sich Schlaglöcher oder Risse in der Fahrbahn befänden. Es gebe also einen direkten Zusammenhang zwischen Schäden im Straßenbelag und im Kanal. Weil sich der Zustand maroder Straßen in der Regel im Winter verschlechtere, habe man befürchtet, dass sich Kanal und Straßendecke absenken oder gar Löcher in der Fahrbahn entstehen könnten, so Heinemann. Das werde nun mit den Stahlmatten verhindert, die mit einer rund 15 Zentimeter dicken Asphaltschicht bedeckt würden. Diese stabilisiere die Straße, auch weil sie dafür sorge, dass das Gewicht gleichmäßiger auf der Fahrbahn verteilt werde.
Die Notreparaturen, die laut Heinemann grob geschätzt wohl rund 30 000 bis 50 000 Euro kosten, mussten auf einer Strecke von etwa 80 Metern erledigt werden: Auf rund 50 Metern bei der Einmündung der Turmstraße und auf etwa 30 Metern auf Höhe des Gebäudes Mittlere Beutau 71. Nun gehe man davon aus, dass der Verkehr bis zur großen Sanierung im nächsten Sommer laufen könne, sagt Heinemann. Allerdings gilt an den fragilen Stellen nun Tempo 20. Außerdem darf auch weiterhin kein Schwerlastverkehr mit mehr als 7,5 Tonnen Gewicht durch die Geiselbachstraße fahren. Dieser wird schon seit einigen Wochen über den Alexanderbuckel umgeleitet (siehe unten).
Ob diese Umleitung auch während der großen Sanierung im kommenden Sommer gelten wird, ist allerdings noch nicht klar. Man werde erst einmal die Erfahrungen der derzeitigen Sperrung auswerten, sagt Heinemann. Größere Staus habe es am Donnerstag seines Wissens nicht gegeben – lediglich morgens habe es vor Ampeln etwas länger gedauert. Allerdings sei wegen der Ferien auch weniger Verkehr. Derzeit prüfe man noch alle Optionen für eine Umleitung während der Bauphase im nächsten Jahr.

Umleitung in den Norden der Stadt

Beschilderung: Wer von der Innenstadt mit dem Auto nach RSKN fahren will, muss vom Altstadtring aus über die Mülbergerstraße und die Wielandstraße in die Rotenackerstraße fahren. Von dort aus geht es weiter über die Kirchacker- und die Barbarossastraße sowie über den Alexanderbuckel zur Krummenackerstraße. Die Umleitung ist von der Einmündung der Geiselbachstraße in die Augustinerstraße ausgeschildert – und zwar müssen auch Autofahrer und Busse der Umleitung für den Schwerlastverkehr folgen, die durch gelbe Schilder mit einem Laster darauf gekennzeichnet ist. Auch die Strecke aus dem Norden in die City ist so ausgeschildert.

Künftige Strecke: Noch ist unklar, ob die aktuelle Umleitung auch während der Sanierung im kommenden Sommer gilt. Die Stadt prüft derzeit verschiedene Optionen. Auch die Mittlere Beutau als Umleitungsstrecke ist laut Tiefbauamtsleiter Uwe Heinemann noch nicht aus dem Rennen. Es sei klar, dass die historische Gasse dafür denkbar ungeeignet sei, daher sei eine Umleitung hier sehr unwahrscheinlich. Definitiv entschieden sei aber noch nichts.