Nicht im Renn-, sondern im Präsentier-Modus fahren die alten Flitzer im Konvoi durch die von tausenden Besuchern gesäumten Straßen. Fotos: Krytzner Quelle: Unbekannt

Von Thomas Krytzner

Seit fast vier Jahrzehnten gibt es das Bergrennen auf der Neuffener Steige nicht mehr. Doch am vergangenen Wochenende schufen Vereine und die Stadtverwaltung von Neuffen eine heiße Rennatmosphäre im Stadtkern. Gut 40 Fahrzeuge, die an den Bergrennen von 1950 bis in die 70er-Jahre teilgenommen hatten, konnten erlebt werden. Diese Gelegenheit hatte sich in der Region herumgesprochen und Neuffen schien schier aus allen Nähten zu platzen. Tausende Besucher kamen in den Gassen der Altstadt auf ihre Kosten.

Das Fahrerlager ließ die Zeit der Bergrennen lebendig werden. Schon am Vorabend trafen sich die Freunde des „Bergpreises Schwäbische Alb“ zum Festbeginn. Ehemalige Fahrer, Zeitzeugen und viele Gäste kamen beim Eselshock zusammen. Bürgermeister Matthias Bäcker war mit dem Auftakt zufrieden. „Bisher gab es das Stadtfest Mitte August und das Winzerfest zum Erntebeginn Mitte September.“ Jetzt haben die Organisatoren den Eselshock ins Leben gerufen. Bäcker erklärt, warum sich die Neuffener als Esel bezeichnen: „Im 30-jährigen Krieg wurde die Burg Hohenneuffen belagert. Mit einem Trick, einem vollgefressenen Esel, den die Neuffener talwärts schickten, gaukelten sie den Belagerern vor, noch immense Vorräte auf der Burg zu haben. So ließen die Belagerer ab.“

Die Konvoi-Fahrten der Rennboliden standen am Sonntag im Mittelpunkt. Rainer Klink vom Tübinger Museum „Boxenstopp“ moderierte die Präsentation der alten Renner auf dem Rundparcours. Immer wieder gab es dabei Gespräche mit Fahrern und Zeitzeugen. Die Zuschauer erhielten so spannende Informationen. Einige waren mit alten NSU gekommen, andere zeigten ihren Porsche in glänzendem Lack, aber alle hatten eines gemeinsam: röhrende Motoren. Rennatmosphäre war mit allen Sinnen wahrzunehmen. Auch mit der Nase - es lag Benzingeruch in der Luft.

Bürgermeister Bäcker fuhr im Konvoi mit, allerdings nur als Beifahrer. Danach zeigte er sein Können als Streckenposten und winkte jeweils die letzte Runde ein. Mit der Veranstaltung ist er zufrieden: „Die Vereine und die Stadt arbeiten sehr eng zusammen und das Wetter hilft uns auch noch.“ Auch wenn Landkreis und Regierungspräsidium einer Wiederbelebung der Rennatmosphäre in Neuffen grünes Licht erteilten, ein Rennen wie in alten Zeiten hoch nach Hülben wird es nicht mehr geben. „Geschwindigkeitsrennen sind zu gefährlich“, sagt Bäcker. Er denkt jedoch an eine andere Veranstaltung: „Aber ich habe die Hoffnung, dass wir in den nächsten Jahren ein Geschicklichkeitsfahren auf den Berg hinbekommen.“

Der Bürgermeister ist bestrebt, die Geschichte der Neuffener Bergrennen zu dokumentieren. „Wenn alles gut geht, vergrößern wir im kommenden Jahr den Parcours und fahren auch außerhalb der Stadt. Wir haben 2018 bereits im Visier.“ Er ist überzeugt, dass diese Präsentation von Rennboliden ankommt. „Das zeigen ja die vielen Besucher in der Stadt.“ Zwischen den Konvois konnten sich Jung und Alt im Stadtkern vergnügen und an den Ständen bei den Vereinen „Rennschnitzel“ und „Rennwürste“ genießen.