24.03.2019 20 Jahre J.F. Schreiber Museum Esslingen

 Foto: Hauenschild

Mit einem bunten Programm feierte das J. F. Schreiber-Museum am Wochenende seinen 20. Geburtstag. Für den bekennenden „Kartonextremisten“ Bornträger und seine Kollegen bot das Anlass genug, ihr Können am Basteltisch an kleine Kreative weiterzugeben.

EsslingenDu brauchst eine Schere, Klebstoff, ein Messer und ein Lineal“, rät Kartonmodellbauer Ralf Bornträger der Anfängerin am Basteltisch. „Und dann musst du nur noch aufpassen, dass du dir damit nicht in den Finger schneidest.“ Mit einem bunten Programm feierte das J. F. Schreiber-Museum am Wochenende seinen 20. Geburtstag. Für den bekennenden „Kartonextremisten“ Bornträger und seine Kollegen, darunter Karl-Harro Reimers, Dirk-Herbert Bügel und Erich Hofmann, bot das Anlass genug, ihr Können am Basteltisch an kleine Kreative weiterzugeben. „In der Hoffnung, dass sie Lunte riechen“, sagt Erich Hofmann, der sein erstes Modell 1959 gebaut hat. Die Gruppe der Kartonmodellbauer trifft sich einmal im Monat in den Räumen des Museums.

Wurzelkinder als Lieblinge

Seit seiner Eröffnung im März 1999 spricht das Schreiber-Museum mit seiner zauberhaften Ausstellung und dem vielfältigen Angebot alle Generationen an. Vor 20 Jahren ganz innovativ als Familienmuseum konzipiert, wurde es unter der Ägide der damaligen Museumsleiterin Kirsten Fast von dem Schweizer Museumsdesigner Otto Steiner liebevoll inszeniert. Die Präsentation des Weltbestsellers „Etwas von den Wurzelkindern“ von Sibylle von Olfers ist noch heute Poesie pur. Mit der Steindruckerei, den Vitrinen voller Kartonmodelle, Schulwandbildern und beweglichen Bilderbüchern bietet das Museum noch weit mehr Anlass zum Staunen und lädt ein, selbst kreativ zu werden. Zum 20. Geburtstag hatten die Museumsmitarbeiter die Räume aufwändig zur Partylocation mit Konfetti und Buffet umgestaltet, bei freiem Eintritt für die zahlreichen Besucher und einem Ständchen von den Meggendorfer-Affen am Eingang inklusive. Oberbürgermeister Jürgen Zieger erinnerte in seiner Begrüßung an die Schenkung des letzten Verlagsinhabers Gerhard Schreiber an die Stadt Esslingen. „Neben 17 000 Entwurfszeichnungen umfasste sie große Teile des Archivs und der Sammlung des Schreiber-Verlags.“ Schreibers Bedingung an die Stadt Esslingen war die Gründung eines Museums, das dieses bedeutende historische Zeugnis der Öffentlichkeit zugänglich machen sollte.

„Nichts vom Reiz verloren“

„Noch heute hat die Erlebniswelt nichts von ihrem Reiz verloren.“ Mehr als 40 Kartonmodellbauer aus der ganzen Bundesrepublik hatten damals ihre Modelle für die eindrucksvolle Vitrine im ersten Obergeschoss zur Verfügung gestellt. Heute bestaunt die kleine Marlene Burgen, Schiffe und Flugzeuge durch ein Minifernglas. Für Christian Rilling, den stellvertretenden Leiter der städtischen Museen, bildet das Schreiber-Museum nicht nur einen bedeutenden Teil der Esslinger Industriegeschichte ab. „Es war für uns auch der Anlass, mit den Mitmachausstellungen im Schwörhaus gezielt Kinder und ihre Eltern anzusprechen.“ Zum Geburtstag sind die Räume durchgehend bespielt und bespielbar. An den Bastelstationen, die von Birgit Steffens-Lang und Elke Schwarz betreut werden, herrscht konzentriertes Schweigen. „Wir stellen heute Tischsets und Popup-Karten mit den Wurzelkindern her“, erläutern die versierten Bastlerinnen, die das ganze Jahr über die Kindergarten- und Schulklassenführungen der Museumspädagogik begleiten. In der Wurzelhöhle ist mit der „Silent Disco“ an diesem Wochenende etwas Besonderes geboten. Hits wie „Eine Insel mit zwei Bergen“ ertönen lärmemissionsfrei aus Kopfhörern. „Das ist in Kindermuseen gerade Trend“, erzählt Volontär Dominik Schätzle. Ganz nostalgisch entführt das Papiertheater Kluuma im Kino mit seiner Adaption des Märchenklassikers „Schneewittchen“ ins 19. Jahrhundert, in dem Schreibers Bastelbögen den Familien Aufführungen im Wohnzimmer ermöglichten. Unter den Klängen Vivaldis beobachten kleine und große Zuschauer fasziniert, wie sich Schneewittchen von der bösen Königin allerhand gefährliche Utensilien andrehen lässt. Am Sonntag folgten weitere Höhepunkte. Dazu zählten eine Druckwerkstatt der langjährigen Ehrenamtlichen der Museumspädagogik ebenso wie Aufführungen des Ensembles Zartbitter der Musikschule und der Trommelkids.