Dass die Esslinger Innenstadt und der dortige Handel keine Perspektive hätten, das bestreitet Carina Killer vehement. Als Citymanagerin ist das ihr Job, doch sie zeigt auf, warum das so ist. Nachdem die Pandemie wie ein Brandbeschleuniger gewirkt hatte und das „Ladensterben“ in der City sich gehäuft hat, könne man schon den Eindruck bekommen, die Innenstadt verliere an Attraktivität. „Doch man muss auch die Chancen aufzeigen, die es gibt.“ Es tue sich nicht erst einiges, seitdem das Stadtmarketing vor etwa zwei Jahren einen Transformationsprozess angestoßen hat.
In diesem wurde zunächst der Status quo des innerstädtischen Lebens festgehalten. Die Risiken und Stärken wurden bewertet. „Man muss ein Bewusstsein für den Wandel schaffen“, betont Carina Killer. „Das gilt für den Handel, die Gastronomie, Dienstleister, aber auch für die Bürgerinnen und Bürger.“ Mit dieser breiten Beteiligung werden nun die Ziele und Visionen verfolgt werden, die das Transformationspapier herausgestellt hat. Acht sogenannte Strategiefelder sind erwähnt, darunter die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt, die Mobilität, Kultur und Freizeit, die Vielfalt der Branchen und Angeboten oder das Lebensgefühl. Manche Maßnahmen wurden schon umgesetzt, beispielsweise Graffiti an Bushaltestellen oder Unterführungen oder auch die Holzdecks am Marktplatz. „Das ist aber erst der Anfang“, betont die Citymanagerin. Gerade die Neugestaltung des Marktplatzes sowie der Ritterstraße seien mittel- bis längerfristige Vorhaben. Die Vorplanungen der baulichen Großprojekte laufen im neuen Jahr an.
Was den Handel angeht, habe 2023 schon Rückschläge gebracht, räumt Carina Killer ein. Inhabergeführte Geschäfte wie Hut Bühler, Wäsche Mehl, Messer Trittler und die Boutique Isolde Baum haben ihre Geschäfte altersbedingt aufgehört. Und keine Nachfolge gefunden. Inzwischen tue sich aber etwas, freut sich die Citymanagerin. Es zeige sich, dass neue, einzigartige Konzepte gefragt seien. Dazu kleinere Flächen für Mixed-Used-Konzepte, die vielfältige Produkte anbieten und diese auch online vertreiben. So zieht der Glückstore an den Postmichelbrunnen und demnächst eröffnet eine Bar im ehemaligen Wäschegeschäft Mehl.

Ein herber Verlust für die Innenstadt sind die Geschäftsaufgaben von Galeria-Karstadt sowie dem Modehaus Kögel. „Das trifft die Innenstadt, weil es Identifikationsorte waren, groß und beliebt.“ Die Suche nach Nachfolgenutzungen läuft. Wobei es sich heutzutage schwieriger gestaltet, Handel eins zu eins durch Handel zu ersetzen – gerade bei großflächigen Konzepten. Die Herausforderung der Zeit sei, eine Frequenz für den Handel zu schaffen. Anders als früher als der Handel der Frequenzbringer war. Eine multifunktionale Innenstadt soll das schaffen: die Mischung aus Einkaufs-, Gastronomie-, Kultur- und Freizeiterlebnis. Dafür sollen auch sogenannte konsumfreie Plätze in den Blick rücken. Also Orte, an denen sich die Menschen treffen können ohne zu konsumieren. Einfach zum Schwätzen oder um die Kinder sausen zu lassen.
Leere Schaufenster möchte das Citymanagement bald nutzen, um darüber zu informieren, ob eine Immobilie wirklich frei ist oder belebt ist. Vermieter werden von der Stadt beraten, um Lösungen zu finden, die alle Seiten zufrieden stellen. Und gemeinsam mit Kirchheim, Nürtingen und Filderstadt hat Esslingen eine interkommunale Initiative gestartet, die sich für Fördergelder für Gründer einsetzt. Carina Killer hebt das starke Ehrenamt der Händler, etwa in selbstständig organisierten Straßengemeinschaften hervor. Aber auch die Cityintitiative - der örtliche Handels- und Gewerbeverein mit etwa 150 Mitgliedern - war schon immer rührig und hat die Interessen der Händler gebündelt. Nun muss sich der Vorstand neu formieren, weil Alexander Kögel und Gabriele Post von Galeria-Karstadt ausscheiden. Auch in diesen Strukturen wird sich zukünftig eine stärkere Mischung aus Handel und Gastronomie und damit die zunehmende Multifunktionalität der Esslinger Innenstadt widerspiegeln.
Nicht zuletzt die Kunden tragen mit ihrem Kauf- und Freizeitverhalten aber zur Stadtentwicklung bei, betont Carina Killer. Ein Instrument der Kaufkraftbindung ist die Citycard. Diese soll es im Lauf des ersten Halbjahres 2024 auch digital geben. „Esslingen hat so viel zu bieten. Wir sollten nicht nicht ausschließlich dem nachtrauern, was mal war, sondern gemeinsam nach vorne schauen und das unterstützen und wertschätzen, was vor Ort ist“, gibt sich die Citymanagerin optimistisch. Das sollen auch die Events für 2024 erleichtern:
Esslinger Frühling, 6./7. April
Erdbeerfest, 8. Juni
ES funkelt, 7. September
Esslinger Herbst, 10. November
Auch bekannte Veranstaltungen wie das Estival, das Schwörfest, der CSD, die Weinlounge und der Weihnachts- und Mittelaltermarkt werden 2024 wieder stattfinden.
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