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60 Rosen zum Jubeltag

Fotos: Barbara Scherer

60 Rosen zum Jubeltag

Anfang Oktober haben Ursula und Otto Aichele ihre Diamantene Hochzeit gefeiert. Ihr Geheimnis: Sie können miteinander lachen.

Von Barbara Scherer

Von Barbara Scherer

Am 60. Jahrestag der Hochzeit von Ursula und Otto Aichele gab es 60 Rosen. Von Otto an seine Ursula. Und eine hübsche Geschichte dazu. „Ich bin zum Blumengeschäft um die Ecke gelaufen und habe 60 rote Rosen geordert. Da wurde ich belehrt, dass so viele rote Rosen kitschig seien“, erzählt Otto Aichele. Also wurden es 60 mehrfarbige Rosen. Ursula Aichele hat sich jedenfalls sehr darüber gefreut. Ein Foto des opulenten Straußes ziert das Buch, das Kinder und Enkel dem Ehepaar zu ihrem Ehrentag zusammengestellt haben. Daneben liegt ein gerahmtes Bild mit dem Spruch „Hand in Hand ein Leben lang“. 60 Jahre zuvor hatte der Hochzeitstag die Verbindung von Otto und Ursula besiegelt. Kennengelernt haben sie sich bei einer Freizeit der evangelisch-methodistischen Kirche in Honau. Da hat Otto aus Nellingen ein Auge auf Ursula aus der Pliensauvorstadt geworfen, die damals aber schon mit einem anderen „ging“. Otto aber war beharrlich und eroberte Ursulas Herz. Auch mit seinem speziellen Humor, wie sich Ursula erinnert. Sie musste sich immer wieder Ottos Frotzeleien anhören – so nach der Art: Die Nellinger seien ja ungewaschen noch schöner als gewaschene Esslinger. „Ganz schön frech“ dachte sich die junge Bankangestellte damals, musste aber immer wieder darüber lachen. Eine Gewohnheit, die bis heute Bestand hat, und die den besonderen Reiz der Kommunikation der zwei 84-Jährigen ausmacht. 

Miteinander lachen können - das zeichnet bis heute
die Kommunikation der Aicheles aus.

Wie sagte Otto Aichele angesichts des Buchs zur Diamantenen Hochzeit, in dem auch ihr Hochzeitsfoto abgebildet ist: „Ich hab ja ganz vergessen, was ich für eine schöne Frau geheiratet habe“, worauf ihm Ursula scherzhaft mit der Hand droht. „Ich bin die Impulsivere von uns beiden“, sagt Ursula. „Und ich kann auch schon mal länger schmollen, aber Otto löst das mit seiner humorvollen und liebevollen Art schnell auf.“ Bevor es vor den Traualtar ging, vergingen noch vier Jahre. Denn zuerst baute Otto Aichele noch ein Haus für sich und seine künftige Ehefrau. Als Maurer und Mitinhaber der Baufirma Aichele fiel ihm das auch nicht schwer. Ein Jahr nach der Hochzeit kamen die Zwillingen Andrea und Frank zur Welt, ein paar Jahre später der jüngste Sohn Claus. Das Haus in der Schwabstraße ist auch heute noch das Domizil der Aicheles. „Nun ist es ein Drei-Generationenhaus“, wie Ursula Aichele stolz erzählt. Ihre Tochter wohnt im Haus, ebenso einer der fünf Enkel mit seiner Lebensgefährtin. Frank Aichele ist Pfarrer geworden, seine Zwillingsschwester Andrea Apothekenhelferin. Claus, der Jüngste, hat die Baufirma übernommen. 

1963, gerade frisch vermählt...
1963, gerade frisch vermählt...

Ursula und Otto Aichele haben immer an einem Strang gezogen. „Wir mussten viel arbeiten, wir hatten Schulden, die wir schnell abzahlen wollten. Viel gegönnt haben wir uns nicht.“ In den ersten Jahren nach der Hochzeit kümmerte sich Ursula Aichele um die Kinder, später nahm sie bei der Pressestelle der Stadt Ostfildern eine Arbeit an. Mitte der 1980er-Jahre übernahm Otto Aichele, der 13 Jahre lang Mitglied des Gemeinderats war, die Baufirma als alleiniger Inhaber, und Ursula stieg mit ein. So wurde aus dem Ehepaar ein Team in der Firma mit 16 Mitarbeitern. „Wir haben gut zusammen gearbeitet“, zieht Ursula Aichele Bilanz. Sie im Büro, ihr Ehemann draußen auf den Baustellen. Einig waren sie sich darüber, dass man bescheiden bleibt. Während andere mit großen Autos durch Nellingen kurvten, fuhr Ursula beharrlich Rad. Heute sagt sie: „Es hat uns gut getan, dass wir uns da ein wenig zurückgenommen haben.“ 

Die knappe Freizeit verbrachten sie zusammen. Ihr großes Hobby war das das Langlaufen und das Bergwandern – zwei Viertausender haben sie mit Bergführer bezwungen. Sie liebten das Reisen, waren in New York, in etlichen arabischen Ländern, in der Türkei und vor allem in Griechenland. „Unsere Lieblingsziele waren die Inseln der griechischen Inseln der Ägäis“, erzählen beide und lachen über die Avancen einer Tavernenwirtin auf Lesbos, die Otto Aichele mehr als herzlich wie einen alten Bekannten begrüßt hat. „Kein Wunder, da hattest du noch deinen ganz schwarzen Haare“, wirft Ursula Aichele ein. Heute lassen sie es ruhiger angehen, sagen aber übereinstimmend, dass jetzt ihre beste Zeit sei. Ohne Arbeit, ohne Verpflichtungen, nah an der Familie. Und sie genießen die Zeit miteinander, sind dankbar dafür, dass sie beide noch fit und mobil sind. In der Coronazeit haben sie es sich angewöhnt, jeden Tag ausgerüstet mit den Wanderstöcken in den Wald zu fahren und zu wandern. Auch wenn die Wanderung mit der Zeit immer kürzer würde, das soll Bestand haben. 

„Wir haben so gute Zeiten miteinander gehabt, dass man nicht verzagen darf, wenn es schlechter werden sollte“, blickt Ursula Aichele auf 60 Jahre Eheleben zurück.