(gw) - Als Literaturchef der Wochenzeitung Die Zeit ist er es gewohnt, die Bücher anderer Autoren zu begutachten. Nun stellt sich Ijoma Mangold selbst dem Urteil der Leser. Manche mögen sich fragen, ob ein vergleichsweise junger Mann Jahrgang 1971 bereits seine Lebensgeschichte erzählen muss. Ijoma Mangold gibt die Antwort auf seine Weise, denn er hat tatsächlich viel zu erzählen. Seine Mutter stammt aus Schlesien, der Vater aus Nigeria. Im Heidelberg der 70er-Jahre ist Ijoma Mangold aufgewachsen - in einer Zeit, in der einer mit dunkler Haut und dunklen Locken gern als „Mischlingskind“ oder „Mulatte“ abqualifiziert wurde. Was er damals erlebt hat, beschreibt Mangold in seinem Buch „Das deutsche Krokodil - Meine Geschichte“ (Rowohlt-Verlag, 19.95 Euro).

Es ist keine Jugend wie jede andere: Die frühe Erfahrung, anders zu sein als die anderen, hat Ijoma Mangold geprägt. Dass sein Vater nach dem Studium zurück nach Nigeria gegangen war, wo er eine neue Familie gründete, hat ihr Übriges getan. Mangolds Mutter hat stets versucht, ein positives Bild des Vaters zu zeichnen, den der Sohn erst viele Jahre später kennenlernen sollte. Ijoma Mangold sagt rückblickend: „Ich hatte eine doppelte Hypothek. Zum einen sah ich anders aus als alle anderen und das machte mich zum Außenseiter. Und zum anderen war der Grund, warum ich anders aussah, nämlich der Gen-Anteil meines Vaters, noch nicht mal eine reale Figur in meinem Leben. Diese doppelte Ungewöhnlichkeit habe ich als Kind als Unsicherheit empfunden.“ In seinem Buch reflektiert er über sich selbst, seine Herkunft, sein Umfeld und die Gesellschaft insgesamt. Dass er sich dabei nicht von übertriebener politischer Korrektheit lähmen lässt und die Dinge auch mal mit einem Augenzwinkern kommentiert, macht die Lektüre umso erhellender.