(adi) - Er wollte einfach nur wie alle anderen sein, doch das war lange Zeit ein frommer Wunsch für den schottischen Schriftsteller John Burnside. Schon seine Kindheit und Jugend verliefen ganz anders als die der meisten seiner Altersgenossen - wo andere unbeschwert den Weg in die Welt der Erwachsenen gehen konnten, sah sich der kleine John gebeutelt von einem gewalttätigen alkoholkranken Vater. Und auch nach dem Tod des Vaters ließen ihn die Dämonen jener Zeit nie mehr so richtig los. Was er damals erlebte, hat John Burnside in seinem Roman „Lügen über meinen Vater“ verarbeitet - auch wenn der Autor versicherte, es handle sich gar nicht um ein autobiografisches Werk. Nun hat John Burnside jene Geschichte erzählt, die sich anschloss: Unter dem Titel „Wie alle anderen“ (Knaus-Verlag, 19.99 Euro) erzählt er von seiner eigenen Alkoholsucht und Schizophrenie - und wie er versucht, ein normales Leben zu führen.

Genau wie die meisten, die unter ihren Eltern litten und leiden, hat sich John Burnside stets geschworen, niemals so zu werden wie sein Vater. Und wie viele andere, mit denen er dieses Schicksal teilt, musste er irgendwann feststellen, dass die Schatten der Vergangenheit übermächtig lang sein können. Alkohol, Drogen und Schizophrenie ließen ihn durch die Hölle gehen, und so sehr er sich mühte, trotz aller Widrigkeiten den Weg in ein ganz normales Leben zu gehen - immer wieder stieß er an seine eigenen Grenzen. Viele wären daran zerbrochen - John Burnside hat seinen Weg gefunden, der ihn zu einem hoch geschätzten Autor werden ließ. Er ist zwar nicht „wie alle anderen“ geworden, und wenn man sein gleichnamiges Buch liest, ist man auch froh darüber. Burnside gelingt es, mit beeindruckender Intensität und überraschend leichter Hand von seinen schwersten Zeiten zu erzählen. Und am Ende steht man unwillkürlich vor der Frage, was überhaupt normal ist.