Quelle: Unbekannt

Von Gaby Weiß

Isabel Abedi steht schon seit Jahren auf der Wunschliste von Kinderbücherei-Leiterin Bettina Langenheim: In diesem Jahr hat es geklappt, dass die Kinder- und Jugendbuchautorin im Rahmen der Literaturtage bei LesART-„Kids“ in Esslingen Station machte: Sie war in mehreren Schulklassen zu Gast und sie las auch öffentlich in der Zweigstelle Berkheim sowie im Kutschersaal der Stadtbücherei. In ihren Kinder- und Jugendromanen, Vorlese-, Erstlese- und Bilderbüchern erzählt sie von Samba tanzenden Mäusen, Mondscheinkarussellen oder fliegenden Ziegen, und sie hat so zauberhafte Figuren erdacht wie die nette Lena, die am liebsten in den Kindergarten hüpft, das 99. Schaf oder den Traumwunsch-Erfüller Schlawatz. Vor zehn Jahren kam Lola in ihren Kopf, ein aufgewecktes Mädchen, das sich nachts, wenn es nicht schlafen kann und „knallwach“ im Bett liegt, die fantasievollsten Geschichten ausdenkt. Neun Lola-Bestseller hat Isabel Abedi mittlerweile veröffentlicht.

Bevor sie in Esslingen aus dem jüngsten Band, „Lola und die einzige Zeugin“ (Loewe-Verlag, 12.95 Euro) vorlas, stellte die Schriftstellerin kurz Lolas Familie und Freunde vor: Lolas Mama, ihr Papa, der aus Brasilien stammt und den sie „Papai“ nennt, und ihr kleiner Bruder Leandro. Die „Baby-Tante“, die jünger ist als Lola selbst, weil Opa und Oma sehr spät noch einmal Eltern geworden sind. Und dann gibt es da noch Flo, Lolas beste Freundin, Flos Mama Penelope und Flos Pflegebruder Enzo. Eigentlich, so Isabel Abedi, müsste Lola sich freuen, weil gerade Sommerferien sind. Leider hat sie sich aber das Bein gebrochen, weil sie beim „Nicht-den-Boden-berühren“-Spiel auf einer vollen Windel ihres Babybruders ausgerutscht ist. Jetzt sitzt das quirlige Mädchen für eine Weile im Rollstuhl. Von da aus kann sie, fast wie in Alfred Hitchcocks Krimi „Das Fenster zum Hof“, einen seltsamen Mann beobachten: Er wohnt im Nebengebäude, hat eine gigantisch große Nase und ein „irgendwie fieses Grinsen“. Eben noch hat er Flos Familie aus der Patsche geholfen und als Klempner dafür gesorgt, dass nicht noch einmal eine Ratte durchs Klo in die Wohnung zu kommen vermag. Nachts freilich beobachtet die schlaflose Lola den Nachbarn dann in einer unheimlichen Situation.

Nur zu gerne hätten die Berkheimer Zuhörer die ganze Geschichte gehört - bei mehr als 300 Seiten hätte das aber viel zu lange gedauert. Stattdessen zeigte Isabel Abedi ihren begeistert zuhörenden kleinen Fans Fotos: Von ihrer ersten Geschichte, die sie selbst als kleines Mädchen ihrer Mama zum Geburtstag geschrieben hat. Von Hamburg, wo sie heute lebt und arbeitet: ihr Büro, ihr Schreibtisch, an dem die Lola-Geschichten entstehen, und ihr Bücherregal mit vielen Nachschlagewerken. Damit in ihren Texten alles seine Richtigkeit hat, liest sie zum Beispiel über das Klempnerhandwerk nach, wenn sie über einen Klempner schreibt. Isabel Abedi hatte auch Fotos mit dabei von einer Reise nach Salvador de Bahia, wo der Papai geboren ist, wo Dende-Öl zum Kochen verwendet wird, wo die Berimbau wie eine geheimnisvolle Gitarre klingt und wo - so erzählt es die Legende - drei Knoten im Fitinha-Wunschband drei Wünsche in Erfüllung gehen lassen.

Isabel Abedi nimmt ihr junges Publikum ernst. Wenn Lola angesichts der gruseligen Umtriebe des Nachbarn eine Panikattacke bekommt, dann erklärt Isabel Abedi das, inklusive Hyperventilation und probatem Gegenmittel, einprägsam und gut verständlich auch für junge Leser. Die Geschichten sind an der gesellschaftlichen Wirklichkeit orientiert, ermöglichen einen Blick in andere Familien, Lebensumstände und Länder - und sie sind ausgesprochen unterhaltsam. Live auf der Bühne erzählt Abedi rasant, witzig und spannend, mit echtem Interesse an ihrem Publikum. Sie nimmt ihre Zuhörer mit, die kleinen ebenso wie die Mamas, die Lehrerinnen und die Mitarbeiterinnen der Bücherei. „Die ist echt nett, und so lustig“, meinte ein kleiner Lola-Fan am Ende.