(adi) - „Von allem, was wir denken und wollen, was wir empfinden und tun, liegt die bewegende Kraft in der Menschennatur: nur aus Gedanken und Taten der Menschen sind ebensowohl Religion und Poesie als Wissenschaft und Philosophie hervorgegangen.“ Was der Historiker Leopold Zunz im 19. Jahrhundert notierte, hat bleibende Gültigkeit. Schon deshalb kann es nicht nur reizvoll, sondern auch sehr erkenntnisreich sein, sich mit dieser außergewöhnlichen Persönlichkeit näher zu befassen. Zunz war ein bedeutender Vorkämpfer für die Emanzipation der Juden in Deutschland. Der Historiker Ismar Schorsch ist ein profunder Kenner dieses bedeutenden Wissenschaftlers - sein Buch „Leopold Zunz. Creativity in Adversity“ (Verlag Jewish Culture and Contexts, 52.18 Euro) wird Schorsch während der LesART vorstellen.

Professor Ismar Schorsch hat eine ganz besondere Beziehung zu Esslingen: Er ist der Enkel des Esslinger Waisenhaus-Leiters Theodor Rothschild und war mit seiner Familie in die USA emigriert. Als Rabbiner und vielfach ausgezeichneter Historiker leitete er 20 Jahre lang das Jewish Theological Seminary in New York, und er hat sich als Präsident des Leo Baeck Instituts einen Namen gemacht. Mit Leopold Zunz stellt Schorsch den Begründer der „Wissenschaft des Judentums“ vor. Mehr als ein halbes Jahrhundert lang hatte sich Zunz gegen viele Widerstände mit seinen Forschungen über jüdische Theologie, Sprache, Geschichte und Literatur für eine Erneuerung und Stärkung des Judentums eingesetzt.