(adi) - Unsere Welt ist kleiner geworden, und damit wächst auch die Nähe zu anderen Kulturen. Damit wird auch die LesART internationaler: Autoren aus Weißrussland, Mexiko, Schweden und Großbritannien sind diesmal zu Gast - und mit Luiz Ruffato stellt sich einer der wichtigsten brasilianischen Autoren vor. Vielen ist er durch sein Romanprojekt „Vorläufige Hölle“ zum Begriff geworden - einem Porträt Brasiliens auf dem Weg von der Agrargesellschaft der 50er-Jahre in die postindustrielle Zeit, mit dem er bewusst die Perspektive derer einnimmt, deren Sicht in der brasilianischen Literatur viel zu wenig zur Geltung kommt.

Nach „Mama, es geht mir gut“ und „Feindliche Welt“ will Ruffato im Frühjahr 2017 den dritten Teil vorlegen, der den Titel „Teilansicht der Nacht“ trägt und die 70er-Jahre in den Mittelpunkt rückt. Wie Luiz Ruffato seine literarische Arbeit versteht, hat er in seiner weithin beachteten Eröffnungsrede zur Frankfurter Buchmesse 2013 verraten: „Was bedeutet es, Schriftsteller zu sein in einem Land in der Peripherie der Welt, einem Ort, wo der Begriff Raubtierkapitalismus ganz bestimmt keine Metapher ist? Für mich ist Schreiben Verpflichtung. Man kann sich der Tatsache nicht entziehen, dass man am Beginn des 21. Jahrhunderts lebt, auf Portugiesisch schreibt und auf einem Territorium lebt, das Brasilien genannt wird. Es wird viel von Globalisierung geredet, doch die Grenzen sind offen für Handelswaren, für Menschen nicht. Unsere Einzigartigkeit zu erklären ist eine Form des Widerstands gegen den autoritären Versuch, Unterschiede zu nivellieren.“ Dass er sich in seinen Büchern klar positioniert, macht Ruffato neben allen literarischen Qualitäten so wertvoll - gerade in einer globalisierten Welt, in der vieles, was heute nur die anderen zu betreffen scheint, auch anderswo bittere Realität werden könnte.