(adi) - Katja Lange-Müller hat es spannend gemacht: Neun Jahre lang musste das Publikum warten, ehe sie nach „Böse Schafe“ ihren nächsten Roman veröffentlicht hat. Nun ist er da, er heißt „Drehtür“, und er hat der Autorin einen Platz auf der Longlist des Deutschen Buchpreises eingebracht. Das ist nicht verwunderlich, denn Katja Lange-Müller zählt zu den bemerkenswertesten Stimmen der deutschen Gegenwartsliteratur, ihre unverwechselbare literarische Handschrift hat ihr große Anerkennung eingetragen. Und sie ist nicht zum ersten Mal bei der LesART zu Gast - das Esslinger Publikum kennt und schätzt sie.

„Drehtür“ (Verlag Kiepenheuer & Witsch, 19 Euro) erzählt die Geschichte der Krankenschwester Asta Arnold, die nach 22 Jahren im Dienste internationaler Hilfsorganisationen am Münchner Flughafen ankommt. Unter ihren Kollegen an einer Klinik in Nicaragua war sie nach diversen Pannen nicht mehr wohlgelitten - am Ende blieb ihr nur ein One-Way-Ticket zurück in die Heimat, wohin sie eigentlich nicht mehr wollte. Und sie weiß nicht recht, wie es nun weitergehen soll. Stets wollte sie nur helfen, und ohne das Gefühl, von anderen gebraucht zu werden, fühlt sie sich verloren in ihrem eigenen Leben. So steht sie an der Drehtür des Flughafens, sieht Menschen kommen und gehen, glaubt den einen oder anderen wiederzuerkennen, der irgendwann ihr Leben gekreuzt hat. Und mit jeder Episode, die ihr in den Sinn kommt, wird ihr klarer, dass es gar nicht so ungefährlich ist, immer nur für andere da zu sein.