Von Alexander Maier

Es gibt Autoren, die man am liebsten bei jeder LesART wiedersehen würde. Markus Orths ist so einer. Bei den Esslinger Literaturtagen war er schon mehrfach zu Gast, und jedes Mal hat er beim Publikum bleibenden Eindruck hinterlassen. Das liegt nicht nur an seinen Büchern, die zum Besten gehören, was die deutschsprachige Literatur zu bieten hat. Das liegt auch am Autor selbst, der aus jeder Lesung ein Erlebnis macht. Diesmal hat er sich mit seinem jüngsten Roman „Max“ (Hanser-Verlag, 24 Euro) angesagt, in dem er das Porträt eines großen Künstlers zeichnet.

Es sind ganz unterschiedliche Menschen, denen man in Orths’ Büchern begegnen kann. Viele sind scheinbar alltägliche Zeitgenossen, die erst bei näherem Hinsehen ihre interessanten Seiten offenbaren. Dass Orths eine prominente Persönlichkeit in den Mittelpunkt stellt, mag überraschen. Doch der Titelheld seines jüngsten Romans zählt zu den schillerndsten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts: der Surrealist Max Ernst, der zu den Wegbereitern der Dada-Bewegung gehörte. Er lebte in wild bewegten Zeiten, ging konsequent seinen eigenen Weg, suchte bewusst das Experiment und wenn es sein musste die Konfrontation. Er war sich seiner Wirkung bewusst und genoss es, das andere Geschlecht zu verführen - immer auf der Suche nach der einen, die er wirklich lieben kann.

Sechs Frauen begleiteten Max Ernst auf längeren Etappen seines Lebenswegs, und jede hat ihn auf ihre Weise unterstützt oder herausgefordert. Markus Orths hat genau recherchiert und daraus einen Roman geschaffen, der im Spiegel von sechs Frauenleben ein ebenso authentisches wie unterhaltsames Bild dieses Künstlers und seiner Zeit zeichnet. Und der spüren lässt, mit welcher Begeisterung sich der Autor in die Lebensgeschichte von Max Ernst vertieft hat. „Ich habe mich sehr bemüht, alle handelnden Personen nicht nur ernst zu nehmen, sondern ihren Geist einzufangen“, verrät Markus Orths. „Mein Anspruch war immer: Wenn Leonora, Peggy oder Max hier sitzen und den Roman lesen könnten, müssten sie sagen: Ja, wir finden uns wieder, das ist schon in Ordnung so. Das war der Unterschied zu meinen bisherigen Büchern: Die Menschen, über die ich diesmal schrieb, haben wirklich gelebt. Ich konnte mit ihnen nicht machen, was ich wollte.“