(gw) - Eigentlich müsste man gar nicht viel sagen über ihn, denn sein Name spricht für sich. Max Goldt ist Musiker, Schriftsteller, Satiriker, Comictexter - und er ist ein begnadeter Kolumnist, der die kleine Form perfekt beherrscht. Unzählige literarische Miniaturen hat er seit den 80er-Jahren publiziert, und es ist jedesmal ein Vergnügen, zu erleben, wie er die Irrungen und Wirrungen des Alltags auf derart unnachahmliche Weise durch den Kakao zieht, dass viele seiner Leser immer wieder staunen: Wie kann man nur so blitzgescheit, humorvoll und erhellend das Absonderliche im Alltäglichen kommentieren? Max Goldt weiß, wie’s geht. Dafür hat ihn - neben vielen anderen - auch der Literaturkritiker Gustav Seibt geadelt: „Goldt schreibt heute das schönste Deutsch aller jüngeren Autoren ... Die Heiterkeit und Stille, die diese Sprache ihren Lesern schenkt, liegt nicht nur im Humor; ebenso in einem freundlichen Abstandnehmen von den Aufdringlichkeiten einer Wirklichkeit, an der man sich besser seitlich vorbeidrückt.“

Wenn einer so begeistert und begeisternd wie Max Goldt schreibt, sammeln sich im Lauf der Jahre viele Texte an, die man immer wieder gern zur Hand nimmt, weil sie von zeitloser Aktualität sind. Zur LesART bringt der Kolumnist sein jüngstes Buch „Lippen abwischen und lächeln“ (Rowohlt Berlin, 24.95 Euro) mit, in dem er „die prachtvollsten Texte aus den Jahren 2003 bis 2014 und einige aus den 90ern“ versammelt hat. Mit Finesse und präzisen Formulierungen begeistert er darin als Sprachkünstler, der ohne hohle Phrasen und Worthülsen auskommt, der gegen das Gefloskel, gegen Geschwätzigkeit, „Wortmissbrauch“ und „das allgemeine Quatschen und Meinen“ schreibt. Einen unsympathischen Zeitgenossen als „herumpestenden Giftknilch“, der „nur ein wenig widerlich“ ist, zu charakterisieren, das muss einem erst einmal einfallen. Goldt liebt es, solche Absonderlichkeiten aufzuspüren, intelligent durch die Mangel zu drehen und mit so viel groteskem Humor zu durchleuchten, bis sie sich vollends selbst demaskieren. Und damit verrät er manchmal mehr über unsere schöne neue Welt, deren Abgründe und deren intellektuelle Untiefen, als uns lieb sein kann. Eben typisch Max Goldt.