Professor Axel Jansa leitet die Lernwerkstatt an der Hochschule Esslingen und weiß: „Kinder haben ein ungeheures Bedürfnis, Dinge umzuschütten.“ Quelle: Unbekannt

Von Stephanie Danner (Text) und Andreas Kaier (Fotos)

Um die Wette segeln: Jedes Kind faltet ein Papierschiffchen, alternativ kann ein kleines Segelboot aus einer Walnussschale gebastelt werden. Dazu wird in eine Hälfte der Schale etwas Knete gedrückt, ein Zahnstocher dient als Mast, an dem ein kleines Papiersegel festgeklebt wird. Nun wird das Boot zu Wasser gelassen - entweder im Planschbecken oder in einer Wäschewanne. Mit den Händen schlagen die Kinder Wellen, sodass die Schiffchen losschippern. Die Papierschiffe können auch durch kräftiges Pusten in Bewegung gesetzt werden. Welches Boot erreicht als erstes den anderen Beckenrand?

Schwimmen und sinken: Eine Wäschewanne oder das Planschbecken werden mit Wasser befüllt. Daneben steht eine Kiste mit verschiedenen Gegenständen wie einem Stück Styropor, Papier, Legostein, Büroklammer, Blatt, Plastiklöffel, Blatt, Schwamm und anderem. Jetzt muss geraten werden: Ein Gegenstand nach dem anderen wird aus der Kiste genommen und ins Wasser gesetzt. Sinkt oder schwimmt er?

Wenn mehrere Kinder mitmachen, kann das Spiel auch als Wettbewerb gespielt werden. Wer liegt mit seinen Vermutungen am häufigsten richtig?

Feuerwehr und Wassermann: Einfach, aber immer wieder der Hit, ist dieses Spiel. Mit dem Wasserschlauch wird gespritzt und gelöscht wie bei der Feuerwehr. Dabei kann man versuchen, einen Gegenstand zu treffen, der ein paar Meter entfernt auf einer Kiste steht. Zur Erfrischung dient auch der Rasensprenger. Mal mehr, mal weniger aufgedreht, wird die Fontäne mal hoch, mal niedrig. Die Kinder springen darüber und freuen sich, wenn sie pitschenass werden.

Seifenblasen fangen: bereits ein großer Spaß für die Kleinsten. Zuerst staunen sie, wenn die bunt schillernden Seifenblasen durch die Luft schweben, dann werden sie gefangen. Plopp - schon zerplatzt! Da kommt man ins Staunen.

Schwammwerfen: Ähnlich wie beim Dosenwerfen wird ein Turm gebaut - zum Beispiel aus leeren Dosen oder Plastikbechern. Ein Stück entfernt stellen sich die Spieler auf. Jeder hat drei Versuche, um mit einem nassen Schwamm alle Becher umzuwerfen. Der Schwierigkeitsgrad steigt, je mehr Becher, je weiter der Abstand und je weniger Wurfversuche. Alternativ kann man mit Wasserpistolen versuchen, die Gegenstände umzuspritzen.

Apfelschnappen: Eine Schüssel wird mit Wasser befüllt und ein Apfel hineingelegt. Wer schafft es nun, den Apfel mit dem Mund zu schnappen, ohne dass die Hände benutzt werden?

Wasserbomben-Schlacht: Schon das Befüllen der Wasserbomben macht Kindern einen Riesenspaß. Am normalen Wasserhahn ist das nämlich mit den schmalen Gummihälsen gar nicht so einfach. Ist dann der Vorrat an bunt gefüllten Ballons groß genug, heißt es: auf die Plätze, fertig, los! Bis am Ende alle triefnass sind.

Warum Wasser für Kinder so wichtig ist

Frühe Erfahrung: Dass Kinder gern mit Wasser spielen, ist kein Geheimnis. Doch warum ist es pädagogisch sinnvoll, sie gewähren zu lassen? Axel Jansa, Professor für Elementarpädagogik an der Hochschule Esslingen, erklärt, warum Kinder so viel Neugier auf Wasser verspüren: „Sie kommen ja schwimmend auf die Welt und haben Wassererfahrung schon bevor sie geboren werden.“ Schon ganz früh machten Kinder außerdem wichtige haptische Erfahrungen damit: Sie machen Wellen, mischen es mit Sand und matschen. „Sie lernen, dass man damit gestalten kann, ohne ein bestimmtes Ziel zu haben“, erklärt Jansa.

Im Kindergartenalter lernen die Kinder auch, dass Wasser lebensnotwendig ist. „Ältere können dann durchaus schon lernen, dass man sparsam mit Wasser umgehen und es sauber halten soll“, sagt Jansa. Gleichzeitig empfiehlt er aber, Kindergartenkindern nicht zu viel zu erklären, sondern sie stets ihre eigenen Erfahrungen machen zu lassen. „Sie lernen durch ihr Tun.“ Schütten sie Wasser von einem breiten, niedrigen Gefäß in ein hohes, schlankes, bekommen sie eine Vorstellung von Mengen. Hin- und hergeschüttet wird von Kindern nicht nur einmal. Schöpfen und Gießen gibt es in zahlreichen Varianten, weiß Jansa, der an der Hochschule die Lernwerkstatt des Bereichs „Bildung und Erziehung in der Kindheit“ leitet. „Kinder haben ein ungeheures Bedürfnis, umzuschütten.“ Sei es mit oder ohne Sieb, mit Sand, Erde, Blättern oder Steinen. Ganz nebenbei wird beim Schütten die Koordination geschult.

Lernbereiche: Neben dem Mengenverständnis, können Kinder beispielsweise etwas über Schwerkraft lernen, wenn sie Flüsse und Staudämme bauen. So beantwortet sich zum Beispiel die Frage: „Fließt Wasser bergauf?“ Wenn man verschiedene Gegenstände ins Wasser setzt, sieht man, ob es schwimmt oder untergeht. So erfahren die Kinder etwas über Gewichte. „Und nicht zuletzt machen sie durch Planschen die Erfahrung, dass man sich im Wasser anders fortbewegt. Irgendwann lernen sie schwimmen“, erläutert Jansa.

Lernwerkstatt: Vor zehn Jahren entstand die Lernwerkstatt in Zusammenarbeit mit Studierenden und hat sich in dieser Zeit stets weiterentwickelt. Ursprünglich war sie auf Naturwissenschaften ausgerichtet, heute geht es ums Experimentieren aller Art. „Dafür verwenden wir vor allem Alltagsmaterialien“, erklärt der Elementarpädagoge. In erster Linie werden in der Lernwerkstatt pädagogische Fachkräfte aus- und weitergebildet. Sie können für ihre Gruppen auch themenbezogene Kisten oder Rucksäcke für Experimente in der Natur ausleihen.