Im Profi-Entsafter werden Obst und Gemüse flüssig. Quelle: Unbekannt

Fast ohne Schnupfen oder Erkältung schaffen es Birgit Rapp und ihr Team im Obst- und Gemüseladen am Esslinger Kronenhof 5 durch die kalte Jahreszeit. „Wir trinken Säfte mit ganz viel Ingwer drin“, sagt Rapp. Seit 16 Jahren hält sie für ihre Kundschaft Säfte aus frischem Obst und Gemüse bereit. Früher habe man sich kaum vorstellen können, Orangensaft mit Spinat oder gar grünem Salat zu mixen. „Heute sind Obst- und Gemüsesäfte aber sehr gefragt.“

Mit so klangvollen Namen wie „Beete Bo“ oder „Knackige Karlotta“ machen die Säfte richtig Lust aufs Probieren. In einer Vitrine hat Rapp ihre speziellen Mischungen in Glaskannen drapiert. Im Winter machen die farbigen, dickflüssigen Drinks auch optisch Freude. Mango, Birne, Apfel und Zitrone mixt Rapp beim „Grünen Gustav“. Die hellgrüne Farbe sieht ein bisschen gruselig aus. Doch schmeckt das Getränk angenehm säuerlich. Die Farbe des Spinats dominiert. Aber der fruchtige Geschmack beweist den hohen Fruchtgehalt.

Drink aus Stangensellerie

„Ich richte mich auch nach den Wünschen meiner Kunden“, sagt Birgit Rapp. Eine Frau lässt sich von ihr einen reinen Gemüsedrink aus Stangensellerie, Petersilie und frischer Gurke mischen. Sie habe viele krebskranke Kunden, die Rote Beete, Trauben oder Brombeeren schätzten. Rohe Rote Beete gelten in der Naturheilkunde als natürliches Heilmittel gegen Krebs. Außerdem macht der Saft nach Rapps Worten „so richtig fit und weckt die Lebensgeister“. Zudem kann das blutrote Rübengemüse auch den Blutdruck senken und ist gut für die Haut. „Das schmeckt ein bisschen erdig“, findet die Landwirtin, die selbst Gemüse und Trauben anbaut. Gemixt mit säuerlichen Früchten schmecke das Gemüse wirklich gut, findet Birgit Rapp.

Ein Turbo für den Stoffwechsel ist Ingwer für Birgit Rapp. Deshalb mischt sie ihren Karottensaft gerne mit der scharfen Knolle. Wichtig ist Rapp die Qualität der Ingwerwurzeln. Deshalb bezieht sie Bio-Ware aus Peru. Im Winter, wenn es draußen richtig kalt ist, kocht Rapp geschnittenen Ingwer und macht einen Tee daraus. Dazu bekommen die Kunden einen Fruchtsaft nach Wahl, „gemixt schmeckt das einfach prima“.

Ansonsten liebt Birgit Rapp aber eher den puren Frucht- und Gemüsegeschmack. „Wenn sich meine Tochter daheim einen Saft mixt, kommen Chia-Samen rein.“ Das findet die Landwirtin überflüssig, denn in Obst und Gemüse sind aus ihrer Sicht genügend wertvolle Nährstoffe enthalten.

Seit mehr als 50 Jahren verkauft die Familie Rapp am Kronenhof Obst und Gemüse. Aus dem einstigen Bretterstand ist ein gut sortierter Laden geworden, in dem Birgit Rapp mit einem kleinen Team werktags außer mittwochs ihre frischen Produkte verkauft. „Wir haben öfter offen als der Wochenmarkt.“ Das schätzten ihre Stammkunden.

Der Landwirtin macht es richtig Spaß, die Produkte vom Feld auch selbst zu verarbeiten. Im Regal hat sie eine große Auswahl selbst hergestellter Marmeladen. Und auch eine Tomatensauce aus der eigenen Küche mit einer speziellen Gewürzmischung bietet sie an. Die Weinbergtomaten sind aus eigener Produktion. An der Saftbar gibt es auch selbst geraspelten Rohkostsalat im Plastikbecher. „Das ist bei den Geschäftsleuten sehr gefragt, die in der Mittagspause was Gesundes wollen.“ Auch die Früchtebecher gehen gut. „Viele Leute sind heute gesundheitsbewusster“, sagt die Landwirtin, bei der es zum Gemüseeinkauf meist ein Rezept mit auf den Weg gibt. Auf dem Feld probiert die Familie Rapp gern Neues aus. In diesem Jahr Schwarzkohl, der mit seinen länglichen Blättern auch optisch fasziniert.

Manches geht auch im Mixer

Ihr „Saftladen“ ist für Birgit Rapp ein Hobby. Kostendeckend sei das bei Preisen von 2,50 Euro für 0,2 Liter und vier Euro für 0,4 Liter nicht, sagt sie. „Für ein Glas verarbeite ich sehr viele Früchte.“ Aber sich mit ihren Kreationen austoben zu können, macht ihr Spaß. Weil sie einen professionellen Entsafter angeschafft hat, stellen sie und ihr Team laufend frische Säfte her. „Für die Kunden würde sich so ein Gerät nicht lohnen“, findet sie. Wer einfach einen Smoothie aus Beeren, Bananen und Orangen mixen möchte, kommt aus ihrer Sicht mit dem Mixer gut klar.

Salat-Smoothie

Wer keinen Entsafter hat, kann mit dem eigenen Mixer die dickflüssigere Variante Smoothie herstellen. In den Mixer kommen zum Beispiel 300 ml Wasser, ein halber Kopfsalat, 100 Gramm Himbeeren und ein entkernter Pfirsich. Das alles waschen beziehungsweise auch putzen und in einen Mixer geben.

Lieber Gemüse auf den Teller

Kreis Esslingen (eli) - Auf Obst- und Gemüsesäfte angesprochen, reagiert Anneliese Albrecht, Ernährungsberaterin bei der AOK in Kirchheim, erst einmal skeptisch. „Da besteht die Gefahr, dass man zu viel Zucker zu sich nimmt“, sagt die Expertin. Denn mehr als zwei Stück Obst am Tag sind aus Sicht der Expertin ungesund. Gemischt mit Gemüse wie Spinat, Kohlsorten oder Gurke seien die Säfte immerhin nicht mehr ganz so süß.

Aber die Expertin denkt da praktisch: „Es ist besser, Spinat oder Brokkoli auf dem Teller zu haben.“ So bleiben die Faser- und Ballaststoffe enthalten, die für die Gesundheit des Darms wichtig sind. Nach den Erkenntnissen der Ernährungsberaterin darf der Saft auch nicht länger als zwei Stunden stehen, „denn dann gehen die Vitamine verloren“. Praktischer sei es da, sich einen Apfel oder eine Orange einfach in die Tasche zu stecken.

Dass die Säfte gut schmecken, ist aus Albrechts Sicht ein großes Plus. Sie räumt allerdings mit dem Klischee auf, dass sogenannte „Detox-Säfte“ (von Detoxifikation, was auf Deutsch Entgiftung heißt) den Körper entschlacken. Denn Schlacken gibt es im Körper gar nicht. Zwar boomt der Markt mit Detox-Produkten, die für teures Geld verkauft werden, aber der Nutzen ist aus Sicht der Expertin sehr begrenzt.

Fünf Portionen Obst und Gemüse am Tag helfen nach den Studien der Deutschen Gesellschaft für Ernährung dabei, dauerhaft gesund zu bleiben. Wer sich an diese Regeln hält, tut nach Albrechts Ansicht viel für die eigene Gesundheit. Bewegung tut ein übriges dazu, auch in der kalten Jahreszeit fit und gesund zu bleiben.