Allein ins florale Zierwerk der Torte hat Heike Krohz 20 Stunden Arbeit gesteckt. Foto: Féerie Cake/Weddingpilots Quelle: Unbekannt

Von Dagmar Weinberg

Seit einigen Jahren wird bei Hochzeiten nicht gekleckert, sondern geklotzt. „Ich habe nicht wenige Kunden, die für ihre Hochzeit ein Budget zwischen 20 000 und 30 000 Euro zur Verfügung haben“, erzählt Heike Krohz, die sich vor elf Jahren mit ihrer Firma „suess-und-salzig“ selbstständig gemacht hat und heute in Süßen ihre Tortenwerkstatt betreibt. Wer so tief in die Tasche greift, um den Hochzeitstag zu einem unvergesslichen Erlebnis werden zu lassen, will seinen Gästen natürlich auch eine besondere Torte kredenzen. „Neben dem Brautkleid ist die Hochzeitstorte für ganz viele Paare mit das Wichtigste. Denn das Anschneiden der Torte gehört nach wie vor zu den Höhepunkten des Tages.“ Der Trend zur aufwendig gestalteten Traumtorte, die natürlich ihren Preis hat, ist von Amerika über den großen Teich geschwappt und kommt der nun preisgekrönten Konditormeisterin gerade recht. „Ich habe meine Nische gefunden. Denn das Künstlerische und Kreative war mir an meinem Beruf schon immer besonders wichtig.“ So verbringt sie dann auch schon mal 20 Stunden damit, ein Blumenarrangement für eine Torte zu kreieren. „Das kann man nur machen, wenn man sich darauf spezialisiert hat.“

Gelernt hat die gebürtige Rheinländerin, die „nie etwas anderes als Konditorin werden wollte“, in einer Bäckerei in Bonn, in der die traditionelle Handwerkskunst gepflegt wurde. „In meinem Lehrbetrieb wurde alles selbst gemacht.“ Die fundierte Ausbildung ebnete Heike Krohz den Weg als Patissier in die Sterne-Gastronomie. „Das war zwar anstrengender, aber auch abwechslungsreicher, und es hat mir noch mehr Spaß gemacht.“ Zudem profitiert sie heute von den damals gesammelten Erfahrungen. In der Küche eines Nobel-Restaurants lernte sie dann ihren Mann kennen, der dort als Souschef arbeitete. Nach der Geburt des dritten Kindes „wollte ich nicht mehr nur Geburtstagskuchen für die Kinder backen, sondern wieder in meinem erlernten Beruf arbeiten“.

Eine Torte, die sie einer Freundin zum runden Geburtstag geschenkt hatte, sollte zum ersten Schritt in die Selbstständigkeit werden. Das kunstvolle Backwerk fand so viel Bewunderung, „dass ich mich bald vor Anfragen nicht mehr retten konnte“. Weil es sich aber im dünn besiedelten Nordfriesland, wo Familie Krohz damals zuhause war, von Hochzeitstorten allein nicht leben lässt, bot die Konditormeisterin auch Brunch-Buffets und Cocktailhappen an. „Daher kommt der Firmenname.“ Durch einen Jobwechsel ihres Mannes zog die Familie vor sieben Jahren aus dem hohen Norden in den tiefen Süden.

Seither spezialisiert sich die Konditormeistern auf die süßen Gaumenfreuden - von Hochzeitstorten über Kekse und Cupcakes bis hin zu Sweet Candy Tables. Auch diese Idee kommt aus den USA. Auf einem von ihr gedeckten süßen Tisch haben die Gäste die Wahl zwischen zehn verschiedenen Leckereien. „Ein Bestandteil ist immer eine farblich passend gestaltete Torte, denn der Sweet Candy Table folgt einem farblichen und einem thematischen Konzept“, erklärt Heike Krohz, die für die Gestaltung der Tische eine Grafikerin mit ins Boot holt. Bis so ein Tisch mit allem Drum und Dran steht, „arbeite ich eine ganze Woche“. Ob sich ihre Kunden nun für eine Torte oder einen süßen Tisch entscheiden: „Optik und Geschmack müssen unbedingt gleichwertig sein, denn es geht mir um die Qualität und nicht um die Quantität.“

Im Inneren der Hochzeitstorten - die mehrstöckigen können locker zwölf Kilo auf die Waage bringen - steckt in der Regel Buttercreme. „Bei mehrstöckigen Torten kann ich schon wegen der Statik keine Joghurtcreme machen“, erklärt die Konditormeisterin, die ausschließlich „richtige Butter und hochwertige Zutaten und nicht irgendwelche Ersatzprodukte“ verarbeitet. Auch Früchte gehören für sie unbedingt in eine gute Torte. „Ich frage meine Kunden natürlich, was sie am liebsten mögen.“ Wichtig sei auch, dass das kunstvolle Backwerk nicht zu süß gerät. „Die Torte soll den Leuten ja nicht schwer im Magen liegen.“ Da in der Ummantelung aus sogenanntem Roll-Fondant schon viel Zucker steckt , „ist es wichtig, die Süße des Innenlebens zu reduzieren“. Steht das Grundgerüst, folgt der zeitaufwendige gestalterische Teil. Denn die Fondanthülle wird nicht nur bemalt oder beschriftet. „Viele Hochzeiten haben inzwischen ein Motto oder ein Farbkonzept“, berichtet Heike Krohz. „Darauf richte ich das Design der Torte aus.“ Und auch beim Zierrat gibt es Modetrends. War vor nicht allzu langer Zeit der sogenannte Vintage-Style mit Ornamenten und Blumen angesagt, „wird es im Augenblick wieder grafischer und puristischer“. Auch da setzen die Amerikaner in der Regel den Trend. Dass sich die meisten ihrer Kundinnen und Kunden überraschen lassen wollen und ihr bei der Gestaltung freie Hand lassen, freut die Handwerksmeisterin. „Je mehr Freiraum ich habe, desto mehr kann ich meine Fantasie spielen lassen und desto überzeugender wird am Ende das fertige Produkt.“

Foto: pour toi Fotografie