Funken fliegen, wenn Daniel Dammenmiller die metallene Skulptur aus Motorenteilen bearbeitet. Quelle: Unbekannt

„Wir wollen den Betrachtern unserer Skulpturen aus Stein Lust machen, selbst kreativ zu werden.“

Von Elisabeth Maier (Text) und Roberto Bulgrin (Fotos)

Mit Bohrmaschinen und Schleifgeräten bearbeiten Landschaftsgärtner Jochen Maier und seine Freunde immer mittwochs nach Feierabend Steine. „Ich gehe jetzt ein bisschen stauben“, sagt die Kunsterzieherin Friederike Nordmann. Mit vollem Körpereinsatz schleift sie einen Stein, der vor der großen Lagerhalle in der Wertstraße 32 in Wendlingen liegt. Da haben die Freizeitkünstler von „Hakle bunt“ ihr Atelier. Zu dem Namen hat sie das Toilettenpapier „Hakle feucht“ inspiriert. Mit viel Fantasie erschaffen sie aus Steinen und aus Müll Skulpturen, die vielerorts in Köngen zu finden sind. „Schräge Vögel“ zieren den Kreisverkehr an der Plochinger Straße. Mit einem Ebenbild des großen Dichters Eduard Mörike haben sie den Hof der gleichnamigen Schule geschmückt.

„Kunst im öffentlichen Raum ist einfach schön und wichtig“, findet Friederike Nordmann. Die Köngenerin ist froh, dass die Werke von „Hakle bunt“ bei Bürgern, Gemeinderat und Verwaltung großen Anklang finden. Alle zwei Jahre laden sie und ihre Mitstreiter zur Ausstellung in die Atelierräume in der Wertstraße ein. Da sind die Skulpturen zu sehen, die meist in Teamarbeit entstehen. Außerdem bitten sie Jung und Alt zum Malwettbewerb „Der goldene Pinsel 2017“ (siehe Kasten).

Als Landschaftsgärtner stößt Jochen Maier immer wieder auf riesige Steine oder Metallteile, die nicht mehr gebraucht werden. Die lädt er gleich auf seinen Lastwagen und bringt sie ins „Atelier 32“ - so nennen die Künstler ihren Wirkungskreis in der Lagerhalle. Wenn es draußen regnet, werden die fantasievollen Skulpturen auch mal kurz mit dem Gabelstapler in die Halle gekarrt. Da hämmern, sägen, klopfen und feilen die kreativen Männer und Frauen dann gemeinsam. „Es ist doch prima, dass wir gar nichts mehr wegwerfen müssen“, schwärmt Friederike Nordmann, „Fiddi“ genannt, vom künstlerischen Recycling. Ausgemusterten Rührbesen, kaputten Toastern oder rostigen Gullydeckeln hauchen die Künstler neues Leben ein. Die Räder eines Spielzeugwagens werden zu Katzenaugen. Metallstangen von der Baustelle sind die Schnurrhaare. Fertig ist ein gruseliges Kätzchen, das auf dem Hof steht. Mehr als 100 Steinskulpturen sorgen nachts für einen gespenstischen Anblick.

Dass die Männer und die Frau mit Spaß bei der Sache sind, ist deutlich zu spüren. Klaus Schmid legt letzte Hand an den Akkordeonspieler an, der bis zur Ausstellung am 21. Oktober fertig werden muss. Das Gesicht der Steinfigur ist aus Metallteilen gearbeitet. Leidenschaftlich fletscht der musizierende Koloss seine silbern blitzenden Zähne.

„Die Kunst war, ihn so zu bauen, dass er kerzengerade sitzt“, berichtet Daniel Dammenmiller von der großen Herausforderung, die das neueste Werk für die engagierte Gruppe bedeutete. Jetzt ist der gelernte Kunstgießer mit dem Ergebnis richtig zufrieden. Geduldig suchen die vier nun nach einer Möglichkeit, wie sie das Akkordeon so an der Figur anbringen können, dass die Bewegung stimmt. Liebevoll probieren sie ganz unterschiedliche Positionen aus.

Bereits seit den 80er-Jahren macht der Köngener „Verein gegen unterdrückte Lebensfreude“, den Jochen Maier gründete, mit fantasievollen Aktionen von sich reden. Die kreativen Köpfe drehten aufwendig inszenierte Filme, luden zu Boule-Turnieren ein und schmückten ganz Köngen mit ihren Werken. „Wir wollen den Betrachtern unserer Skulpturen aus Stein Lust machen, selbst kreativ zu werden“, bringt Maier das Ziel der Gruppe auf den Punkt.

Viele der ehemaligen Mitstreiter leben inzwischen nicht mehr in Köngen oder Wendlingen. Zur Ausstellung, die alle zwei Jahre stattfindet, „kommen alle, die es irgendwie einrichten können“, freut sich Jochen Maier. Da gibt es nicht nur Kunstwerke zu bewundern. Die Band „Solle Vöhne“ spielt. Außerdem verspricht Maier eine Performance mit Schlagbohrern. Auf das musikalische Begleitprogramm freut sich der Landschaftsgärtner ganz besonders.

www.haklebunt.de

Malwettbewerb „Der Goldene Pinsel 2017“

Ausstellung im „Atelier 32“: Am Samstag und Sonntag, 21. und 22. Oktober, lädt die Gruppe „Hakle bunt“ zur Ausstellung in die Wertstraße 32 in Wendlingen ein. Am Samstag spielt die Band „Solle Vöhne“ von 21 bis 23 Uhr.

Malwettbewerb: „Der goldene Pinsel 2017“ wird bei der Ausstellung verliehen. Wer mitmachen möchte, darf schon jetzt ein Kunstwerk vorbereiten, das dann im Rahmen der Schau ausgestellt wird. Das Thema lautet: „Ähvolution und andere verwunderliche Entwicklungen“. Da muss es nicht nur um Darwins Evolutionstheorie gehen. „Die Künstler sind in der Wahl ihres Formats, Materials, Haltbarkeitsdatums und ihrer Lautstärke frei“, heißt es in der Ausschreibung. Jochen Maier hofft auf viele Beiträge, die die Ausstellung bereichern.