Quelle: Unbekannt

Von Elisabeth Maier (Text) und Roberto Bulgrin (Fotos)
Das beschauliche Neuhausener Freibädle hat die Laufgruppe „Krumme Naht“ des Narrenbunds Neuhausen zu einer besonderen Verkleidung inspiriert. „Schau mal, meinen Rock kann man aufblasen“, sagt die achtjährige Fiona. Dann holt sie ihren Kopfputz – eine zum Hut umfunktionierte Schwimmnudel. Das lange, grüne Schaumstoffteil ist geschlungen und mit Schwimmentchen und sonstigen Badeutensilien geschmückt. Ihre Schwester Jolie ist grün gekleidet. Sie trägt eine Löwenzahnblüte auf dem Kopf. Sogar die Schuhe passen. Auf ihre Wangen hat die Neunjährige ein glitzerndes Bienchen geklebt. Die Mädchen freuen sich schon auf den Fasnetsumzug in Neuhausen. Dann wird endlich das Geheimnis gelüftet, welches Kostüm sich die „Krumme Naht“ dieses Jahr ausgedacht hat.
„Welches Motto wir dieses Jahr wählten, wird nicht verraten“, sagt Gerda Reichert. Dabei lächelt sie vielsagend. Das wisse noch niemand, „außer unseren Männern natürlich“. Immerhin so viel sei gesagt: Tüll ist beim neuen Outfit nicht wegzudenken. Bereits seit September arbeiten die Frauen an ihren Kostümen. „Gemeinsam macht es einfach mehr Spaß.“
1987 gründeten einige Frauen die Laufgruppe „Krumme Naht“. Treibende Kraft war damals Brigitte Gaiser. Unterstützt wurde sie von Gerda Reichert, die heute mit Branka Langner an der Spitze steht. In der Fasnet kommt es für die zwei Frauen nicht so sehr darauf an, dass jede Naht gerade sitzt. „Viel wichtiger ist es, dass wir kreativ sind und bei den Kostümen unserer Fantasie freien Lauf lassen.“ Daraus leitet sich auch der Name der Gruppe ab.
Nach der Fasnet ist bei der „Krummen Naht“ erst mal Pause bis zum Jahresausflug im Sommer. Wenn sich die Frauen dann im September zum ersten Austausch treffen, sprühen sie vor Ideen. Die werden dann auch gleich umgesetzt, bevor die Kampagne beginnt. „Jede von uns hat ihre besonderen Talente“, schwärmt Reichert. Spezialistin für Kopfschmuck ist Michaela Himstedt. Mit einer weißen Ringellockenperücke, Pfeifenreinigern und weißen Blüten, die aus Papier ausgeschnitten sind, hat sie Pusteblumen gemacht. „Die setzt man auf den Kopf.“ Originelle Ideen für Fasnetskostüme hat Himstedt immer. Sie und die Erzieherin Thea Jongkind schaukeln sich da gegenseitig hoch.
Wer die Kostüme aus den vergangenen acht Jahren anschaut, sieht schnell, dass da kreative Köpfe am Werk sind. Als das Motto „Glühbirne“ lautete, haben die zwei den Frauen der Laufgruppe einfach Lampenschirme auf den Kopf gesetzt. Brigitte Hasenöhrl macht mit Federnhut und historischem Anzug eine flotte Figur. „Einmal war unser Motto die drei Musketiere“, sagt die Neuhausenerin, die man in dieser ungewohnten Montur kaum erkennt. Bei ihrem Outfit fühlt man sich in den Abenteuerroman von Alexandre Dumas aus dem 19. Jahrhundert versetzt.
Bescheiden merkt Gerda Reichert an, dass sie am liebsten an der Nähmaschine sitze und die Ideen der anderen Frauen umsetze. Weil die Kostüme sehr aufwendig sind, braucht es da viel Geschick. Neben Reicherts Nähmaschine steht ein Nähkasten aus lackiertem Holz. Der ist gut gefüllt mit Nadeln, Garnen und Flicken in allen Farbtönen. „Das alles brauchen wir.“ Das goldene Kleid der Glühbirnen etwa ist aus wattiertem Stoff gearbeitet. Das erfordert Fingerspitzengefühl. Damit der Leuchtkörper so richtig rund aussieht, haben die Näherinnen ein Leerrohr in den Stoff genestelt – damit sieht das Kostüm aus wie ein Reifrock. „Wir experimentieren gern mit den Materialien“, sagt Himstedt. Manchmal sei man erstaunt, welche Effekte sich da ergeben. Dass das nicht ganz ungefährlich ist, hat Reichert beim Arbeiten mit Heißkleber erfahren. „Da habe ich mich gleich mal am Finger verletzt.“ Im Herbst und Winter treffen sich mehrere Frauen, um an einem Teil zu arbeiten, oder um beim Nähen zu plaudern. „Das ist ein wie in den Lichtstuben“, erinnert Reichert an die dörfliche Tradition. Manchmal genießen die Teilnehmerinnen ein Gläschen Sekt. Und die Gruppe ist offen. „Neue Gesichter sind bei uns immer willkommen.“
Froh sind die Gründungsmitglieder, dass immer mehr junge Frauen zu der Laufgruppe stoßen. Deshalb sind einige Kinder dabei. „Unseren Narrensamen kleiden wir besonders hübsch ein“, schwärmt Michaela Himstedt. Sie ermutigt Mütter und Väter, ihren Kindern nicht einfach ein Faschingskostüm zu kaufen. „Es ist so einfach, selbst eine schöne Verkleidung zu nähen oder zu basteln.“

Nähgruppen der Neuhausener Fasnet sind heute Abend ab 18.50 Uhr in der Landesschau im SWR-Fernsehen zu sehen. Heute berichtet „Landesschau Baden-Württemberg“ live von den Vorbereitungen des Narrenbundes Neuhausen 1965 auf den Umzug am Fasnetssonntag, 26. Februar 2017. Im Beitrag wird gezeigt, wie die traditionellen „Narrenhäs“ entstehen: In Neuhausen ist die „Gewandmeisterin“ Elke Döring-Eisele verantwortlich dafür.

Bastelanleitung für ein Löwenzahnkostüm

Für ihre Töchter Fiona und Jolie hat sich Branka Langner ein Löwenzahnkostüm ausgedacht. Damit waren die Kinder bei der Laufgruppe „Krumme Naht“ auch schon beim Fasnetsumzug unterwegs. Die Erwachsenen verkleideten sich als Pusteblumen. Wie Eltern den Löwenzahn ganz leicht nachmachen können, verrät die Mutter hier:

1) Als Stiel des Kostüms braucht Ihr erst mal ein langes grünes Kleid oder einen Pulli mit Hose - Hauptsache, es ist alles schön grün.

2) Für die Blüte benötigt Ihr eine halbe Styroporkugel, die Ihr am Kopf anpassen müsst (eventuell mit Schaumstoff auspolstern). Außerdem wird eine grüne Mütze oder Haube gebraucht.

3) Aus gelbem Moosgummi schneidet Ihr dann lange Trapeze aus. Aus grünem Moosgummi werden die Blätter gemacht.

4) Mit Heißkleber werden erst die grünen Blätter von unten am Rand an der breiten Seite aufgeklebt (am besten zwei Reihen). Danach von der Mitte nach außen die gelben Trapeze an der breiten Seite aufkleben.

5) Jetzt braucht Ihr noch den Blätterkragen. Die Blätter aus grünem Stoff ausschneiden und mit Filz verstärken. Band für den Hals ausschneiden und mit einem Klettverschluss annähen. Daran dann die Blätter festnähen. Auf den Blättern am Ende mit Textilfarbe noch die Blattstruktur aufmalen. Schon ist das Löwenzahn-Kostüm fertig. Nach der gleichen Methode, nur mit anderen Farben, kann man auch andere Blüten herstellen - etwa Rosen oder Gänseblümchen.