Auch Enten fühlen sich in der Parzelle in der Pliensauvorstadt wohl. Quelle: Unbekannt

Wenn Günter Schneider in die Voliere steigt, um seine Vögel zu füttern, dann wird es schon mal etwas lauter. Vor allem die Bantam-Hähne machen sich lauthals bemerkbar und krähen, um etwas von den Körnern abzubekommen. „Ist ja gut, kommt ruhig her“, beruhigt der erfahrene Rassegeflügelzüchter seine Tiere. In der Kleintierzuchtanlage im Geuernrain in der Pliensauvorstadt hat Günter Schneider drei Außen- und fünf Innengehege für seine mittlerweile 30 Vögel bauen lassen. Dort sind Bantam-Hühner, Eistauben, schwarz-schlesische-Mohrenköpfe, Enten und ein Fasan zu Hause. Mit Hingabe kümmert sich der 69-Jährige um seine Vögel. „Mein Hobby entspannt mich, es macht mir noch nach vielen Jahren viel Freude. Die Zutraulichkeit der Tiere ist pure Erholung.“

Seine Leidenschaft für die gefiederten Tiere kommt nicht von ungefähr. Günter Schneiders Eltern, die aus Schlesien stammen, haben selbst Rassegeflügel gezüchtet. Der Vater habe nach der Flucht aus der Heimat mit der Zucht von Vögeln und Kaninchen begonnen und bei den Kaninchen- und Geflügelfreunden Esslingen (KGF) im Hasengarten seine Parzelle errichtet. Die Begeisterung hat der Vater an seine Söhne weitergegeben - Günter Schneiders Bruder ist ebenfalls Rassegeflügelzüchter. „Mit meinen Eltern zusammen habe ich als Jugendzüchter die Tiere gepflegt“, erinnert sich Günter Schneider. Als sein Vater starb, unterstützte er seine Mutter dabei, die Rassegeflügelzucht weiter zu betreiben. Später übernahm Schneider die Zucht dann alleine.

Ihm haben es vor allem die sogenannten Bantam-Zwerghühner angetan. Sie sind recht klein und es gibt sie in den Farbvariationen schwarz und schwarz-weiß gescheckt. „Sie sind schön anzusehen und pflegeleicht. Sie brauchen wenig Platz und liefern Eier von glücklichen Hennen.“ Die Eistauben hat er von der Zucht seiner Eltern übernommen. Mit Geflügel kennt er sich also aus. Er versuchte sich auch mal an einer Kaninchenzucht, den seltenen Hermelin Blauaugen. Doch er ist bei seinen Vögeln geblieben: „Kaninchen haben auch ein gewisses Gewicht, wenn man sie transportieren muss.“

Das passiert vor allem dann, wenn Schneider seine Rassetiere bei Schauen ausstellt. Dort können die Vögel ihre Schönheit unter Beweis stellen - und Schneider sein Können als verantwortungsvoller Züchter. Die KGF organisieren Jungtier- und Lokalschauen, es gibt Kreis-, Landes- und Bundesschauen. Mit seinen Bantam-Hühnern und Eistauben hat Schneider schon etliche Preise gewonnen. Die strenge Jury wertet jedes Tier nach „Farbe, Form und Schönheit“. Die Juroren vergeben Wertungen von ungenügend bis vorzüglich. Damit die Tiere auch gut abschneiden, braucht es bei der Zusammenstellung der aus Hähnen und Hennen bestehenden Hühnerscharen ein geübtes Auge. Schneider schaut danach, dass die Gefiederfärbung gut ausgeprägt ist, oder dass der Kamm des Hahns eine schöne Form hat. Das Wichtigste ist dem Züchter aber vor allem eines: „Den Tieren muss es gut gehen, sie müssen gesund sein und sich wohlfühlen.“

Bis zum sechsten Lebensjahr können seine Hühner und Tauben an den Wettbewerben teilnehmen. Danach kommen sie mit anderen Ruheständlern in eine abgetrennte Voliere. Neben den Wettbewerben nutzt Schneider seine Vögel auch zum Eigenbedarf. Nicht selten kommt eines der betagten oder nicht dem Schönheitsideal entsprechenden Hühner in den Kochtopf. Nicht auszubrütende Eier isst Schneider zum Frühstück, oder macht sich daraus ein Omelett.

Doch nicht immer läuft bei dem erfahrenen Züchter alles wie am Schnürchen. Vor allem gegen äußere Einflüsse kann er wenig tun. Gerne graben sich Marder in die Außengehege vor. Das kann für seine Vögel gefährlich werden. „Vor einigen Jahren hat ein Marder 15 meiner Hühner gerissen“, erinnert sich Günter Schneider. Aus Sicherheitsgründen legt er schwere Steine auf die Tunneleingänge der Marder. Vor den Außengehegen muss der Züchter Rattengift auslegen, damit die flinken Tiere nicht das Futter der Hühner und Tauben stibitzen.

Trotz einiger Verluste, die er hinnehmen musste, liebt Günter Schneider sein Hobby als Geflügelzüchter. „Ich kann es nur jedem weiterempfehlen. Man ist an der frischen Luft und in der Natur. Man darf aber nie vergessen, dass man eine dauerhafte Verpflichtung gegenüber den Tieren hat.“ Günter Schneider schaut jeden Tag bei seinen Tieren vorbei. Im Sommer verbringt er nicht selten den ganzen Tag dort, auch um sich zu entspannen und etwas Gartenarbeit zu betreiben. „Egal bei welchem Wetter, ob Sommer oder Winter. Ich füttere, hege und pflege meine Tiere, denn sie sind auf mich als Züchter angewiesen. Und ich tue es gerne.“ Auch wenn er jeden Tag seine Tiere füttern muss, in den Urlaub gehen könne er trotzdem. „Man braucht eben eine Vertretung“, sagt Schneider.

Wer auch gern Rassegeflügel halten möchte, für den hat der Züchter ein paar Tipps parat. Zunächst müsse man sich im Klaren sein, was man eigentlich genau wolle. Wenn man Geflügel züchten möchte, um bei Wettbewerben mitzumachen, müsse man sich mit der Zucht und vor allem mit der jeweiligen Rasse genauestens auseinander setzen. Entscheidet man sich für den ausschließlichen Eigenbedarf, brauche es aber auch einen gewissen Wissensschatz.

Dabei können die KGF Anfängern, aber auch erfahrene Züchtern helfen. Bei regelmäßigen Treffen tauschen sich die Züchter in der Vereinsgaststätte„Hasengarten“ aus, reden über Schwierigkeiten, Erfolge und geben sich gegenseitig Tipps. Interessierten legt Schneider aber nicht nur deshalb die Mitgliedschaft in einem Kleintierzüchterverein ans Herz: „Der Verein kann einen auch eine Fläche in der Kleintierzuchtanlage vermitteln.“

Sein Hobby als Geflügelzüchter erfüllt Günter Schneider. Doch er hat auch Sorgen. Der mangelnde Nachwuchs bei den Geflügel- und Kaninchenfreunden bereitet ihm Kopfzerbrechen. „Wir sind ein überalterter Verein. Es fehlen junge Leute, die das Hobby für sich entdecken.“