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„Wir haben ungefähr sieben verschiedene Sorten von Zwetschgen“, erzählt Heinz Scharpf, und greift nach einem Ast. Jeder Zwetschgenbaum in seinem Obstgarten trage eine andere Sorte. Es gebe frühe, mittlere und späte Sorten. Besonders früh zu ernten sei die Zwetschge Katinka, die bereits im Juli reife. Die späteste sei die Presenta, die meist Ende September geerntet werde. „Wir haben die Bäume bei uns so gepflanzt, dass wir über den Sommer immer Zwetschgen haben“, erklärt der 71-Jährige die gestaffelte Ernte und zeigt auch auf die Sorten Hanita und Topstar Plus.

Alle Zwetschgensorten gehören botanisch zur Gruppe der Pflaumen, weiß er, ähnlich wie die Mirabellen, die er ebenfalls auf seiner Anlage hat. Der Rentner betreibt den Obstanbau zusammen mit seinem Sohn Alexander im Nebenerwerb und verfügt über großes Fachwissen. Die Freude am Obstanbau liegt in der Familie. Schon sein Großvater und Urgroßvater hätten Obstwiesen gehabt. Damals habe man aber noch mehr Most aus Äpfeln und Birnen gemacht.

Bei den Zwetschgen hatten die Leute früher meist die Bühler Frühzwetschge, die Hauszwetschge oder die Wangenheimer, weiß Heinz Scharpf. Neuere Sorten sind erst in den vergangenen 30 Jahren gezüchtet worden, unter anderem an Instituten in Hohenheim und Geisenheim. Der Obstbauer ist an neuen Züchtungen interessiert: „Es ist gut, immer mal wieder etwas Neues auszuprobieren“, sagt er, lacht und pflückt sich eine dunkelblaue Zwetschge der Sorte Topstar Plus.

Den guten Behang an seinen rund 120 Obstbäumen, darunter neben Zwetschgen auch Mirabellen und verschiedene Kirsch- und Apfelsorten, führt er mit auf die Arbeit fleißiger Wildbienen zurück. Für diese Insekten hat er auf seiner Anlage Bienenhotels in unterschiedlichen Größen gebaut. So bildet ein aus Holz gefertigtes Tor, dessen oberer Querbalken aus einem rechteckigen Kasten besteht, in dem angebohrte Holzklötze liegen, eine ganz besondere Unterkunft. „Wir haben immer weniger Honigbienen, mittlerweile erschreckend wenige“, stellt Heinz Scharpf fest. Wildbienen fliegen im Gegensatz zu Honigbienen auch bei schlechtem Wetter und kühleren Temperaturen, erklärt er. Steinobst, wozu auch die Zwetschge zählt, habe ein kleines Befruchtungsfenster im Frühjahr. Sei das Wetter in diesem Zeitfenster schlecht, flögen Honigbienen kaum, aber Wildbienen.

Um eine gute Ernte zu bekommen, setzen Heinz Scharpf und sein Sohn neben Pflanzenschutzmitteln auf eine ganzjährige Rundumpflege der Obstbäume. Dazu gehört mehr als nur ein Handgriff, weiß der erfahrene Obstbauer. „Einen Baum pflanzen und ein paar Monate später abernten, das geht überhaupt nicht“, betont er und ergänzt augenzwinkernd: „Da sind viele Leute ganz falsch gewickelt.“ So werden die Zwetschgen- und andere Obstbäume auf der Anlage ein bis zwei Mal in der Woche bewässert. Dies haben die Scharpfs durch einen besonderen Schlauch gewährleistet, der den Bäumen das Wasser durch eine im Schlauch eingebaute Membrane tröpfchenweise zuführt. „Ein israelisches Patent“, sagt Heinz Scharpf.

Doch nicht nur auf die regelmäßige Bewässerung legt er Wert, sondern auch auf einen gepflegten Untergrund. So sollte um die Obstbäume herum Unkraut gejätet werden, denn es sei eine Konkurrenz zu den Bäumen, da Unkraut ebenfalls Wasser benötige. Mit einer Motorhacke lockert der 71-Jährige außerdem hin und wieder den Boden um die Baumstämme.

Der Baumschnitt ist ebenfalls für eine gute Ernte entscheidend. Durch den Winterschnitt etwa, der nach der Ernte erfolgt, kommen wieder Luft und Licht in die Obstbäume. Das verhindert Fäulnis und fördert ein besseres Wachstum der Früchte im darauffolgenden Jahr. Vor allem ältere und steil in die Höhe geschossene Triebe werden geschnitten. Bei kurzen Seitentrieben mit Fruchtknospen ist dagegen Vorsicht geboten. Die Fruchttriebe sollten auf jeden Fall dran gelassen werden. „Es gibt zweierlei Arten: Entweder man kann die Früchte wegschneiden, oder hinschneiden“, sagt Heinz Scharpf.

Wenn ihn jemand nach Tipps zur Ernte oder zum Baumschnitt fragt, gibt der Obstbauer gerne Ratschläge. „Früher war es so, dass keiner etwas verraten hat“, erinnert er sich. Das möchte er anders machen. Ist es ihm möglich, will er sein Wissen und seine Erfahrungen weitergeben. „Das geht doch sonst alles verloren.“

Trotz aller Tipps und Tricks sind nicht alle Störfaktoren auf dem Weg zu einer guten Ernte einfach auszuschalten. Als Beispiel nennt er die Viruskrankheit Sharka, für die es noch kein Gegenmittel gebe. Sie hinterlässt oft bräunliche Ringe auf den Blättern und macht das Obst ungenießbar. Auch Tiere, allen voran Waschbären, die in der Nacht in den Obstgarten eindringen - haben in manchen Jahren schon viel zerstört. „Die turnen dann auf den Bäumen herum.“

In diesem Jahr gab es glücklicherweise weniger Probleme. Heinz Scharpf ist mit seiner Ernte vollauf zufrieden. Mit den Zwetschgen backe seine Frau wunderbare Kuchen, auch Kompott könne man daraus machen. Manchmal genießt er die Früchte aber auch einfach frisch vom Baum. Dann mache er nach dem Abendessen noch einen kleinen Spaziergang durch den Obstgarten: „Das ist dann mein Nachtisch.“

Für Naschkatzen - Zwetschgenkuchen mit Streusel

Zutaten für den Kuchenboden aus Mürbteig

300 g Mehl

200 g Margarine

1 Ei

100g Zucker

Weitere Zutaten:

1 kg Zwetschgen

100g Mandelsplitter

Und für die Streusel

150 g Mehl

100g Zucker

90 g Butter

3 Messerspitzen Zimt

Zubereitung:

Zunächst die Zutaten für den Kuchenboden zusammenrühren und zu einer festen Masse verarbeiten. Danach den Teig eine Stunde im Kühlschrank ruhen lassen. In dieser Zeit die Zwetschgen waschen, aufschneiden und entkernen, dabei sollte darauf geachtet werden, dass die Zwetschgen nicht ganz entzweit werden. Anschließend den Teig flach ausrollen, auf eine Kuchenform bringen und mit Zwetschgen von außen nach innen auslegen. Über die ausgelegten Zwetschgen nach Belieben eine Brise Zucker oder Zimt geben. Backofen auf ca. 200 Grad vorheizen. Dann die Zutaten der Streusel zusammen kneten und sie in kleinen Flocken über den Zwetschgen verteilen. Mandelsplitter darüber streuen. Kuchen bei 180 Grad Umluft 20 - 30 Minuten backen. Wahlweise dazu Schlagsahne servieren.

Tipps zur Ernte:

• Zwetschgen vorsichtig pflücken, damit sie nicht an der Frucht aufreißen

• beim Pflücken der Zwetschgen den Stiel dran lassen, so bleiben sie frisch erhalten

• den bläulich-weißen Duftfilm, eine dünne Wachsschicht mit der die Zwetschge überzogen ist, erst kurz vor dem Verzehr abwaschen

• entsteint und entzweit können die Zwetschgen im Tiefkühlfach rund ein Jahr aufbewahrt werden