Um die Bergenie zur Geltung zu bringen, kombiniert Michael Moll die Staude gerne mit Storchenschnabel (links) sowie Nelkenwurz und Kaukasus-Vergissmeinnicht (rechts). Quelle: Unbekannt

Von Dagmar Weinberg (Text) und Roberto Bulgrin (Fotos)

Mit seinem Engagement im Bund deutscher Staudengärtner verbindet Michael Moll auch den Kampf gegen die „Kieswüsten“, die sich - weil vermeintlich pflegeleicht - in immer mehr Privatgärten breit machen. „Die sind nichts fürs Gemüt“, sagt der Gärtnermeister. „Und pflegeleichter als ein gut angelegtes Staudenbeet sind die auch nicht.“ Das merke man spätestens im Herbst, wenn es gilt, herangewehtes Laub zwischen den Steinchen hervorzuklauben. Gar nicht zu reden vom ökologischen Wert der oft nur mit ein paar Gräsern oder immergrünen Sträuchern durchsetzten Schotterbeete. „In einem Staudengarten blüht es im Gegensatz zu den Kiesflächen das ganze Jahr über, und da hat man dann auch Insekten, Vögel und andere Tiere.“ Mache man Gartenbesitzern diese Zusammenhänge klar, „dann sind viele auch sehr experimentierfreudig“, hat Michael Moll festgestellt. Denn oftmals werde auf Kies und Schotter gesetzt, „weil die Leute Angst haben, dass sie was falsch machen. Und da möchten wir positive Impulse geben.“

Die Bergenie ist bei Michael Moll und seinen Kollegen auch deshalb beliebt, weil sie unkompliziert und somit für Garten-Anfänger geeignet ist. „Die Staude ist sehr langlebig. Außerdem übersteht sie, sobald die Blätter abgehärtet sind, auch harte Winter gut.“ Der späte Frost in diesem Jahr hat allerdings den Blüten teilweise mächtig zugesetzt. „Der Frost kam einfach zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt“, erklärt Moll. „Er hat die Pflanzen genau in dem Augenblick getroffen, als die Blütenstängel noch sehr weich waren.“ Einige der in Rosa- und Rottönen blühenden Steinbrechgewächse, die der Gärtnermeister in seinem Betrieb in Echterdingen aufzieht, „schieben jetzt aber noch mal frische Blüten nach.“

Dass die Bergenie lange Zeit im Abseits stand, liegt daran, dass sie als Schattenpflanze gehandelt wurde. „Man hat sie unter Bäume gepflanzt, wo sie dann ziemlich spillerig gewachsen sind“, weiß Michael Moll. Das Missverständnis rührt von der Herkunft der Pflanze, deren Gattungsnamen auf den Botaniker Karl August von Bergen zurückgeht. Ihre ursprüngliche Heimat hat die Staude im Altai-Gebirge, im Grenzgebiet von Russland, der Mongolei und China. Dort wachsen die zur Gattung der Bergenie zählenden Arten vornehmlich in feuchten Waldgebieten sowie in offenen Hanglagen. „Die Bergenie ist äußerst anpassungsfähig“, erklärt Michael Moll. „Sie gedeiht zwar im lichten Schatten, entwickelt sich aber in der prallen Sonne ganz toll.“ Voraussetzung sei aber hier wie dort ein humusreicher, frischer Boden. Die meisten hierzulande kultivierten Bergenien stehen im April und Mai in vollem Blütenflor. „Inzwischen gibt es auch kompakte Sorten, die im Herbst eine zweite Blüte ausbilden“, berichtet Michael Moll.

Die Stauden werden aber nicht nur wegen ihrer Blüten gepflanzt. „Das Reizvolle an der Bergenie ist vor allem ihr Laub“, sagt der Gärtnermeister aus Echterdingen. Denn die Stauden bilden bis zu 35 Zentimeter große, rundliche Blätter aus. „Viele Hybriden bilden außerdem eine ganz tolle Herbstfärbung aus, die von Rottönen bis zu Schattierungen in Violett reichen“, schwärmt Michael Moll. Da fast alle Bergenien wintergrün sind, „hat man bis ins Frühjahr Farbe im Garten“. Weil sie robust sind und mit Hilfe ihrer Rhizome schnell dichte Bestände bilden können, verwendet Moll Bergenien gerne als Bodendecker. „Man kann auch sehr gut grafisch damit arbeiten.“ Um die auffälligen Blätter zur Geltung zu bringen, kombiniert der Experte die Bergenie mit anderen Stauden. „Storchenschnabel, Nelkenwurz, Kaukasus-Vergissmeinnicht oder auch Waldastern, die im Herbst blühen, machen sich sehr gut mit Bergenien.“ Wird das Steinbrechgewächs auf größeren Flächen gepflanzt, „kann man es schön mit Gräsern oder feingliedrigen Farnen kombinieren“. Einmal ins Beet gesetzt, macht die Staude des Jahres nicht mehr viel Arbeit. Die verblühten Stiele abschneiden und hin und wieder ein welkes Blatt abzupfen - mehr Aufmerksamkeit brauche das genügsame Gewächs nicht. „Das Schöne an der Bergenie ist, dass sie immer ordentlich aussieht“, sagt Michael Moll. Und noch etwas zeichnet das immergrüne Gewächs aus: Im Gegensatz zu vielen anderen Stauden machen Schnecken einen Bogen um die Bergenie.