Ursula Haid hat sich mit ihrem Geschäft einen Traum erfüllt. Quelle: Unbekannt

„Man findet so viel Gesundes in der Natur, wenn man nur ganz genau hinschaut.“

Mit ihrem Großvater ging Ursula Haid in ihrer Kindheit oft in den Wald, um Blaubeeren zu sammeln. In einer blechernen Milchkanne hätten sie die süßen Früchte dann heimgebracht. „Schon draußen habe ich mir viele in den Mund gesteckt, das war köstlich.“ Die Streifzüge haben ihr Bewusstsein für die Gaben der Natur geschärft. Mit ihren selbst gemachten Produkten „Kleines und Feines“ hat sich die gelernte Erzieherin aus Neuhausen nun einen Traum erfüllt.

Im Spice Shop von Birgit Erath in der Kirchstraße 3 in Neuhausen, den sie führt, bietet Haid auch ihre selbst hergestellten Produkte an. Ihr Mann hat Holzregale gebaut, auf denen alles ansprechend drapiert ist. Bunte Herbstblätter und Blümchen schmücken die Ablage. Dekoration ist der kreativen Frau wichtig. Für solche Details nimmt sie sich sehr viel Zeit.

Klassiker wie Holunderblütensirup mit Kräutern oder Minze hat sie ebenso im Angebot wie relativ ungewöhnliche Kreationen - etwa die eingelegten Hagebutten, die gut zu Wildgerichten passen. „Die sammle ich natürlich selbst“, erzählt Haid. Gerade jetzt im Herbst genießt sie ihre Ausflüge, wenn die Blätter von den Bäumen fallen und die Natur langsam zur Ruhe kommt. Behutsam pflückt sie die grellroten Hagebutten, die echte Vitaminbomben sind. Die wertvollen Früchte würden ansonsten am Wegesrand vertrocknen. „Man findet so viel Gesundes in der Natur, wenn man nur ganz genau hinschaut.“

Nicht zuletzt liegt der Geschäftsfrau ausgewogene Ernährung am Herzen. Und die fängt für sie schon bei den Kleinsten an. Die gelernte Erzieherin und langjährige Übungsleiterin beim TSV Neuhausen hat dort den Sportkindergarten mit aufgebaut. Kinder und Jugendliche zur Bewegung zu verführen, macht ihr Freude. „Da ist gesunde Ernährung ein Baustein“, ist sie überzeugt. Mit ihren Produkten will sie dem Fast-Food-Trend entgegenwirken.

Deshalb hat sie einen süß-säuerlichen Snack kreiert, den Eltern ihren Jungen und Mädchen getrost in den Schulranzen stecken dürfen. „Apfelschnüre“ sind rötlich-braun schimmernde Fäden, die man fast kalorienfrei zwischendurch naschen kann. Der fruchtige Geschmack hat nichts Künstliches. In Plastiktütchen abgepackt, ist das reine Naturprodukt bei ihren Kunden begehrt. Das Rezept bleibt ihr Geheimnis. „Es ist ein riesiger Aufwand, das zuzubereiten.“ Dabei strahlt sie übers ganze Gesicht. Herausforderungen wie diese machen die kreative Köchin glücklich.

Wie kam die Sportlerin dazu, einen eigenen Laden zu eröffnen? „Zunächst habe ich nur meine Sachen hergestellt und ab und zu etwas auf Märkten verkauft“, erinnert sich Haid. Eine eigene Existenz zu gründen, das hätte sie sich nicht getraut. Dann buchte die Hausfrau bei Birgit Erath, die Gewürzläden in London, Paris und im Schwarzwald betreibt, einen Grillkurs. „Ich brauchte Ideen, was man so alles auf den Rost legen kann.“ Die bekam sie bei der weit gereisten Kochexpertin. Und nicht nur das.

Beide Frauen verstanden sich auf Anhieb. Die temperamentvolle Chefin des Spice Shops fand Ursula Haids „Kleines und Feines“ auf Anhieb „toll“. Sie machte der besonnenen Erzieherin Mut, ihren Traum zu verwirklichen, mutig zu sein. „Weil ich ihren Gewürzladen hier in der Kirchstraße führe, rechnet sich das auch für mich“, sagt die Neuhausenerin. Im hinteren Teil präsentiert sie ihre Gelees, Chutneys, Sirup und vieles mehr. „Außerdem weiß ich so auch, woher meine Gewürze kommen.“ Nicht nur beim Obst und Gemüse, auch bei den übrigen Zutaten soll die Qualität stimmen.

Eine ihrer Spezialitäten sind Curry-Ingwerquitten. Die sattgelben Früchte werden zu Fleisch, Käse, Gegrilltem oder Raclette gereicht. Bei der Gewürzmischung, die ihren Ursprung in Indien hat, bedient sich Haid aus dem Fundus ihrer Partnerin und Chefin. Erath bezieht ihre Ware von Händlern in aller Welt, Curry-Mischungen hat sie viele. Gern lässt sich Haid da von den Gerüchen inspirieren, die sie beim Verkauf hinter der Theke in der Nase kitzeln.

Wenn das Geschäft in der Kirchstraße gegenüber dem Schlossplatz geschlossen hat, steht Haid oft noch lange in der Küche und bereitet ihre Kreationen zu. Geduldig schnippelt sie Gemüse und Obst oder rührt Marmeladen am Herd. Bei den Mengen, die sie produziert, ist sie Stunden damit beschäftigt.

Jetzt im Herbst liegen meist Kürbisse auf der Arbeitsplatte. Mit Schalotten, Chili-Schoten, Dill, flüssigem Honig und Senfkörnern lässt sich daraus ihr Chili-Honig-Kürbis herstellen (siehe Rezept). Die süß-saure Köstlichkeit wird in Gläser abgefüllt. So bleibt sie lange haltbar. Das Spiel mit süßen und sauren Nuancen gefällt ihr. Auch Chutneys (indisch: süß-saure Sauce) stellt sie her, zum Beispiel aus Rhabarber. Mit Cayennepfeffer, Zimt, Ingwer, Senfkörnern und braunem Zucker hat sie eine interessante Mischung kreiert. Was übrig bleibt, wird ebenfalls verarbeitet. Kürbiskerne, im Backofen mit Rosmarinzweigen getrocknet, sind ideal zum Knabbern für Zwischendurch.

„Ich verarbeite das, was zur Jahreszeit passt“, beschreibt sie ihr Verfahren. Wenn die Frühlings- und Sommerspezialitäten Bärlauchpesto oder Erdbeeressig ausverkauft sind, müssen sich die Kunden bis zum nächsten Jahr gedulden. Manches ist das ganze Jahr über gefragt, deshalb produziert Haid mehr davon. Rhabarbersirup steht bei ihr jetzt noch im Regal. Mit Mineralwasser gemischt, schmeckt das Getränk säuerlich. Sie süßt Sirup so viel, wie nötig ist: „Der Eigengeschmack der Früchte muss sich entfalten.“

Was bei „Kleines und Feines“ in den Regalen steht, hängt davon ab, was Haid zum Verarbeiten bekommt. Oft stellen ihr Freunde und Nachbarn Kisten mit Äpfeln, Kirschen oder Mirabellen vor die Tür. „Viele ältere Leute, die Streuobstwiesen haben, finden niemand, der für sie erntet oder der die Früchte haben will.“ Sie freut sich, wenn sie ihre kulinarischen Leidenschaften ausleben kann.

Rezept Für Chili-Honig-Kürbis

Süß und scharf: Passend zur Herbstzeit verrät Ursula Haid ihr Rezept für eingelegten Chili-Honig-Kürbis. Die süß-scharfe Komposition ergibt zwei Gläser zu je 700 Milliliter und wird als Salatbeilage ebenso gereicht wie zu Fleisch. „Das passt besonders gut zu Raclette, Ofenkäse und Fondue“, findet Haid.

Zutaten:

Kürbiswürfel (zum Beispiel von einem Hokkaido)

100 Gramm Schalotten

2 bis 3 rote Chili-Schoten

½ Bund Dill

200 Gramm flüssiger Honig

200 Gramm Zucker

⅜ Liter Weißweinessig

1 Esslöffel Piment

1 Esslöffel Senfkörner

3 bis 4 Lorbeerblätter

½ Teelöffel Salz

⅜ Liter Wasser

Zubereitung:

Wasser mit Gewürzen und Essig aufkochen. Kürbiswürfel dazu geben und etwa 20 Minuten köcheln. Die letzten zwei Minuten den Dill mitkochen. Kürbis sofort in heiße Gläser füllen. Der Kürbis sollte dabei aber komplett mit der Brühe bedeckt sein.