Gut 14 000 Einwohner, verkehrsgünstige Lage: Wer entscheidet künftig über die Zukunft Plochingens? Foto: Bulgrin - Bulgrin

Spannung in Plochingen: Schafft die neue Unabhängige Liste Plochingen um den ehemaligen Stadtrat Klaus Hink und den Spitzenkandidaten Harald Schmidt den Sprung ins Alte Rathaus?

PlochingenIn Plochingen wird es spannend. Sechs Amtsinhaber stellen sich nicht mehr zur Gemeinderatswahl. Darunter auch der langjährige Stimmenkönig, Kreisrat, ehemalige Landtagsabgeordnete und Ehrenbürger Gerhard Remppis (SPD), der sich nach mehr als 50 Jahren aus der Kommunalpolitik zurückzieht. Während die CDU-Wahlgemeinschaft (bislang sieben Sitze), die SPD (bisher sieben Sitze) und die Offene Grüne Liste (OGL, derzeit vier Sitze) wieder antreten, sind die Freien Wähler (bislang vier Sitze) bis auf Karel Markoc – der jetzt für die CDU kandidiert – nicht mehr dabei. Damit verabschiedet sich auch ihr Fraktionschef Hans-Ulrich Rauchfuß nach 27 Jahren aus der Ratsrunde. Man wird sehen, ob und in welchem Umfang die neue Unabhängige Liste Plochingen um den ehemaligen Stadtrat Klaus Hink und den Spitzenkandidaten Harald Schmidt, der vor fünf Jahren noch für die Freien Wähler antrat, davon profitiert. Die hat sich vor allem ein neues Stadtbad auf die Fahnen geschrieben.

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In den vergangenen fünf Jahren hat sich in der 14 000-Einwohner-Stadt am Neckarknie jedenfalls eine ganze Menge getan. Die westliche Eisenbahnstraße wurde ausgebaut, der Landesblasmusikverband hat dort zum Spatenstich für sein landesweites, rund 22 Millionen Euro teures Musikzentrum ausgeholt. Der Gemeinderat hat die Entwicklung im Filsgebiet West aufs Gleis gesetzt sowie für Geflüchtete und Obdachlose dort neuen Wohnraum geschaffen. Das Neubaugebiet Stumpenhof-Süd wurde aufgesiedelt, die Marquardtschule saniert, am neuen Kinderhaus beim Johanniterstift wird fleißig gebaut, die Eckpfeiler für die künftige Schullandschaft wurden eingeschlagen, ein Verkehrsgutachten in Auftrag gegeben und ein Stadtticket auf den Weg gebracht.

Dennoch werden sich die meisten Plochinger vor allem an die bittere Ratsentscheidung erinnern, das seit 2015 wegen Asbestbelastung geschlossene Hallenbad nicht zu sanieren. Die hatte der Gemeinderat freilich nicht ohne Not getroffen. Die auf rund 40 Millionen Euro geschätzte Sanierung des Unteren Schulzentrums, die die Ratsrunde in den vergangenen Jahren vorbereitet hat, wird in den kommenden Jahren trotz aller Zuschüsse die Finanzen der 14 000-Einwohner-Stadt binden. Zumal sich die Nachbargemeinden nach wie vor nicht daran beteiligen wollen.

Mit einem Masterplan hat das Gremium den Weg dafür geebnet, wie und in welchen Gebäuden man das Gymnasium, die Realschule, die Burg- und Musikschule am besten für die Zukunft aufstellt. Der kommende Gemeinderat wird sich mit der langen Phase der baulichen Umsetzung inklusive einer komplizierten Logistik von Schülerbewegungen samt einer Schulhausrochade beschäftigen müssen. Zudem soll ein städtebaulicher Wettbewerb zeigen, wie der Schulcampus mit einer gemeinsamen Mensa am Burgplatz künftig aussehen und was dort noch untergebracht werden soll.

Dass dazu auch wieder ein Stadtbad für alle Plochinger gehören soll, findet die Unabhängige Liste Plochingen um Harald Schmidt, Andreas Ortz und den ehemaligen Stadtrat Klaus Hink, die derzeit Unterschriften für ein Bürgerbegehren sammelt und auch ins Alte Rathaus einziehen will. Dass sie dabei den Verkauf der Alten Spinnerei mit städtischen Wohnungen für Menschen ohne dicken Geldbeutel als Deckungsvorschlag einbringt, ist von den amtierenden Ratsfraktionen schon massiv kritisiert worden. Die SPD will den „schnellstmöglichen Bau eines Stadtbads für Schulen und Vereine“ und zwar in Kombination mit einer dreigliedrigen Sporthalle, die OGL strebt laut Wahlprogramm die „Weichenstellung“ für ein echtes „Stadtbad“ an, nicht nur eines für Schüler und Vereinsmitglieder. Die CDU hingegen möchte erst einmal die Schulsanierung in trockenen Tüchern wissen.

Jedenfalls soll der städtebauliche Wettbewerb für den Burgplatz einen Ort für ein mögliches neues Bad reservieren. Und er soll möglichst rasch über die Bühne gehen – so der bisherige Stand der Dinge.

Der neue Gemeinderat wird auch entscheiden müssen, wie es mit dem umstrittenen Punkthaus auf dem Bruckenwasen weitergeht, das noch vor ein paar Wochen die Stadt zu spalten drohte. Das Thema Wohnen, vor allem zu bezahlbaren Konditionen, wird jedenfalls auch in den kommenden Jahren die Stadträte beschäftigen. Von der SPD kommt immer wieder der Wunsch, bei Neubauten 25 bis 30 Prozent für preisgünstige Wohnungen zu reservieren. Die CDU hat ein Wohnbaukonzept beantragt, die Grünen können mit Nachverdichtungen und ökologischem Bauen in die Höhe besser leben als mit der Erschließung neuer Baugebiete. Die Unabhängige Liste Plochingen geht in ihrem Programm nicht auf die Frage nach günstigem Wohnungsbau ein. Sie will „eine behutsame Nachverdichtung im bebauten Bereich, um die Wohnungsnachfrage, die aus Plochingen kommt, zu befriedigen“.