Markus Knorpp Quelle: Unbekannt

Die richtige Berufswahl ist der erste wichtige Schritt zu einer erfolgreichen Karriere. Deshalb sollten Schulabgänger nichts dem Zufall überlassen und sich so umfassend und authentisch wie möglich informieren. Gelegenheit dazu bietet die Eßlinger Zeitung mit ihrer Aus- und Weiterbildungsmesse „Karriere 2017“, die am Samstag, 11. März, von 9 bis 16 Uhr im Esslinger Neckar Forum stattfindet. Was alles bei der Berufswahl zu bedenken ist und worauf man beim Messebesuch achten sollte, erklärt Markus Knorpp, der Teamleiter der Berufsberater bei der Arbeitsagentur, im Gespräch mit unserer Zeitung.

Bewerber können in vielen Branchen aus dem Vollen schöpfen. Macht das die Berufswahl leichter?

Knorpp: Nein, das glaube ich nicht, denn letztendlich ist die aktuelle Situation am Ausbildungsmarkt nur ein Baustein von vielen für die eigene Berufswahl. Die Schwierigkeit der Entscheidung liegt eher darin, seine eigenen Fähigkeiten und Interessen mit den Anforderungen der Berufe in Deckung zu bringen. Für viele Schulabgänger liegt eine Herausforderung auf der Suche nach ihrem eigenen Weg deshalb gerade in der Vielzahl der angebotenen schulischen und betrieblichen Ausbildungsmöglichkeiten.

Ihre Berufsberater sind in den Schulen ständig präsent. Gehen Schulabgänger ausreichend informiert in die Berufswahl?

Knorpp: Das ist ein Prozess, der einige Zeit in Anspruch nimmt, aber eine aufwendige Berufswahl zahlt sich aus. In den Anfängen sind die Vorstellungen oft von Wünschen geprägt - das ist ganz normal. Je mehr wir dann jedoch im Laufe unserer Schulzeit in Kontakt mit den Themen Ausbildung und Arbeitswelt kommen, desto realistischer werden unsere Vorstellungen. Die Berufsberater versuchen in Beratungen, die Schulabgänger dort abzuholen, wo sie in ihrer Berufswahl stehen, und sie in ihrem Prozess zu begleiten. Manchmal können wir schnell zur Umsetzung kommen und manchmal gilt es, zuerst einige Vorarbeit zu leisten, bevor eine tragfähige Entscheidung getroffen werden kann.

Manche Berufe stehen bei Bewerbern hoch im Kurs, andere sind weniger gefragt. Führt das dazu, dass sich der eine oder andere Schulabgänger eher für einen Beruf entscheidet, der mehr Prestige bringt, den eigenen Voraussetzungen aber nicht ganz entspricht?

Knorpp: Ja, natürlich spielt der Prestigegedanke in der Berufswahl eine Rolle. Problematisch wird es, wenn dieser Gedanke zu sehr in den Vordergrund tritt. Oft schildern uns Bewerber in diesem Fall, wie viele erfolglose Bewerbungen sie für ihren Wunschberuf geschrieben haben und wie frustriert sie darüber sind, ihr Ziel nicht zu erreichen. Wir beleuchten die Situation in der Beratung dann ganz neutral und überlegen gemeinsam, ob es realistische Möglichkeiten gibt, die eigenen Voraussetzungen noch zu verbessern oder ob es eher ratsam ist, berufliche Alternativen zu entwickeln, um nicht den Einstieg in den Beruf zu verpassen.

Seit der Abschaffung der verbindlichen Grundschulempfehlung hört man immer wieder, dass Kinder ins Gymnasium gehen, die besser an einer Real- oder Gemeinschaftsschule aufgehoben wären. Setzt sich eine falsche Schulentscheidung später im Beruf fort?

Knorpp: In Beratungen erleben wir immer wieder, dass sich die beruflichen Wunschvorstellungen von Schülern am angestrebten Schulabschluss ausrichten. Solange dieser Abschluss mit ordentlichen Noten erreicht wird, besteht damit meist auch kein Problem, die eigenen Vorstellungen umzusetzen. Schwierig wird es, wenn der angestrebte Schulabschluss nicht oder nur mit schlechten Noten erreicht wird, denn dann erweisen sich die bisherigen Ziele in vielen Fällen als unrealistisch. Oft fällt es Schülern in dieser Situation schwer, sich von ihren bisherigen Wunschvorstellungen zu trennen und sich neu auszurichten. Die Folgen davon sind vielfältig. Einerseits habe ich Schüler kennengelernt, die über 100 Bewerbungen für ihren Wunschberuf geschrieben haben und nur Absagen erhalten, weil sie die Anforderungen nicht oder nur teilweise erfüllen. Andererseits führen wir in der Berufsberatung viele Gespräche mit Auszubildenden, die es trotz problematischer schulischer Situation zwar geschafft haben, einen Ausbildungsplatz im Wunschberuf zu ergattern, nun aber große Schwierigkeiten haben, die Ausbildung erfolgreich zu absolvieren.

Sind Betriebe heute eher bereit, auch schwächeren Bewerbern eine Chance zu geben?

Knorpp: Ja, das ist deutlich erkennbar, und ich freue mich, dass viele Ausbildungsbetriebe diesen Schritt machen. Ich bin mir bewusst, dass der Ausbildungsbetrieb in diesem Fall einen höheren Betreuungsaufwand für seinen Auszubildenden leisten muss und bin jedem Betrieb dankbar, der diesen Aufwand auf sich nimmt. Positiv bemerkt kann diese Situation auch zu einer engeren Bindung zwischen Ausbildungsbetrieb und Azubi führen und dem Betrieb gegebenenfalls einen langjährigen loyalen Mitarbeiter verschaffen. Auch hier gilt die alte Weisheit, dass man oft mehr zurückbekommt, als man gegeben hat. Die Agentur für Arbeit unterstützt Betriebe, die Jugendlichen eine derartige Chance geben, mit „ausbildungsbegleitenden Hilfen“ oder im Rahmen der „assistierten Ausbildung“, wenn diese Unterstützung dabei helfen kann, eine Ausbildungsstelle zu finden und einen erfolgreichen Abschluss zu erreichen.

Was raten Sie für die Berufswahl?

Knorpp: Zur richtigen Berufswahl gibt es eine ganze Anzahl wissenschaftlicher Untersuchungen und Modelle. Trotzdem gebe ich den meisten Jugendlichen als ersten persönlichen Ratschlag ein ganz einfaches Modell mit auf den Weg: Ich würde zunächst eine Bestandsaufnahme machen und darüber nachdenken, welche Interessen ich habe, was ich gut kann und ob ich Hobbies habe, die mir Hinweise auf meine Berufswahl geben. Dann würde ich mir die Frage stellen, welche Berufe dazu passen könnten und wie ich Informationen zu diesen Berufen erhalten kann. Danach müsste ich meine Überlegungen überprüfen - am besten durch Praktika oder Gespräche mit Betrieben oder Auszubildenden, die den Beruf bereits ausüben. Letztendlich würde ich dann zur Umsetzung schreiten, wenn ich etwas Passendes für mich gefunden habe und mich darum bewerben. Bei diesem Prozess würde ich meine Familie, meine Freunde und die Berufsberatung als Ratgeber mit einbinden.

Wenn die Ausbildung geschafft ist, ist es mit dem Lernen noch lange nicht vorbei. Weiterbildung ist während der Ausbildungsmesse auch ein großes Thema. Wie plane ich als etablierter Mitarbeiter meine ganz persönliche Weiterbildung?

Knorpp: Im Grunde ist der Prozess sehr ähnlich wie bei der geschilderten ersten Berufswahl. Es gilt, ein tragfähiges Ziel zu erarbeiten, das den eigenen Interessen und Fähigkeiten entspricht und sich dann im Rahmen der bestehenden Beschäftigungssituation auch umsetzen lässt. Da das Angebot an Weiterbildungsmöglichkeiten noch weit umfangreicher ist, als das Angebot an Erstausbildungen, gibt es dafür auch spezielle Beratungsangebote in der Agentur für Arbeit Esslingen.

Was raten Sie Besuchern der Ausbildungsmesse für den Rundgang?

Knorpp:Ich rate allen Jugendlichen, den Messebesuch für intensive, tief gehende Gespräche zu nutzen und sich zu trauen, auch nachzufragen. Gespräche die nur an der „Oberfläche“ bleiben, helfen auf dem Weg der Berufswahl nur wenig weiter, und auch wenn das Eintauchen in ein tieferes Gespräch oft Überwindung und Mühe kostet, so lohnt sich das am Ende umso mehr. Darüber hinaus rate ich allen Besuchern, unseren Stand zu besuchen, damit wir ihnen in allen Belangen der Berufswahl weiterhelfen können.

Die Fragen stellte Alexander Maier.

Wissenswertes zur Aus- und Weiterbildungsmesse „Karriere 2017“

Mit ihrer Aus- und Weiterbildungsmesse „Karriere 2017“, die zum neunten Mal stattfindet, bietet die Eßlinger Zeitung zusammen mit zahlreichen Kooperationspartnern Gelegenheit, sich umfassend und aus erster Hand über Fragen der Berufswahl und Qualifizierung zu informieren. Die Messe ist am Samstag, 11. März, von 9 bis 16 Uhr im Esslinger Neckar Forum geöffnet, der Eintritt ist frei.

Das Angebot ist vielfältig: Mehr als 50 Aussteller - renommierte Unternehmen, Bildungsträger, Schulen und Verbände aus der Region - vermitteln interessierten Schulabgängern und Berufstätigen alles Wissenswerte zum gesamten Themenbereich Aus- und Weiterbildung. Wie geht es nach der Schulzeit weiter? Welcher Beruf passt zu mir? Wo finde ich eine geeignete Ausbildungsstelle? Und wie plane ich meine Karriere? Fragen wie diese werden auf der Aus- und Weiterbildungsmesse „Karriere 2017“ von kompetenten Fachleuten beantwortet. Und wer gleich die nötigen Kontakte für den nächsten Schritt auf der Karriereleiter knüpfen möchte, findet ebenfalls die richtigen Ansprechpartner. Die Aussteller legen wie immer großen Wert darauf, sich und ihre Angebote anschaulich und informativ zu präsentieren, um möglichen Interessenten einen authentischen Einblick zu gewähren. Dazu gehört auch, dass die Besucher an vielen Messeständen Azubis treffen. Ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm ergänzt die Beratungen.

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