Das Konfliktmanagement der Stadt Vaihingen/Enz scheint zu greifen. Oberbürgermeister Uwe Skrzypek und Fraktionschefs wollen konstruktiv zusammenarbeiten.
Nach der Wahl des parteilosen Ex-Daimler-Managers Uwe Skrzypek zum Oberbürgermeisters in Vaihingen an der Enz vor zwei Jahren knirschte es in der Kommunalpolitik. Von einem vertrauensvollen und ehrlichen Umgang waren die Beteiligten so stark entfernt, dass der OB ein Konfliktmanagement einschaltete. Jetzt deutet sich ein Neubeginn an. Die Stadträte, Ortsvorsteher und die Verwaltung wollen den Zwist der Vergangenheit beenden und gemeinsam nach vorne blicken.
Die Gartenschau „Enzückt 2029“ fordert die Große Kreisstadt heraus. Bis zum Jahr 2029 gibt es viel zu tun. Bei einer Klausur in Bad Urach fanden die Entscheidungsträger neu zusammen. „Wir möchten künftig miteinander und nicht übereinander reden“, kommentierte Uwe Skrzypek das einmütig vereinbarte Credo. Sichtbarer Ausdruck der angestrebten offenen und respektvollen Kommunikationskultur war eine Pressekonferenz, an der am Montag vor der Ratssitzung neben Skrzypek und den Verwaltungsleitern auch sieben von neun Fraktionsspitzen teilnahmen. Nur die AfD und die BbV fehlten, obwohl sie eingeladen waren.
Ein unabhängiges Moderatoren-Team hatte in der dreitägigen Klausur eine Atmosphäre geschaffen, in der eine Aussprache über Vergangenes möglich war. Eine Reset-Taste drücken – dieser Wunsch war groß, auch im Hinblick darauf, wie sich die Räte Vaihingen an der Enz in 15 Jahren vorstellen. Unterschiedliche Meinungen würden auf der Sachebene ausgetragen, so lautete der Tenor, mit Argumenten, ohne Unterstellungen und unabhängig von Personen. „Wichtig ist, dass wir Probleme gleich ansprechen“, sagte der Freie-Wähler-Chef Eberhard Zucker. Das Konfliktmanagement werde als Prozess weitergeführt und das Miteinander immer wieder überprüft, was der CDU-Sprecher Matthias Siewert ausdrücklich begrüßte.
Eine Rolle für das neue Selbstverständnis spiele auch, dass mit der Landesgartenschau das Ehrenamt einen neuen Stellenwert bekommen soll, betonten die Ratsvertreter unisono. „Es hat Missverständnisse gegeben – sie lassen sich am besten direkt im persönlichen Gespräch ausräumen“, sagte der SPD-Fraktionschef Eberhard Berg. Die Grüne Andrea Wagner möchte in der Leistungsschau das gesellschaftliche Miteinander fördern und das Thema Seniorenheime einbinden.
Personell werde sich einiges in der Verwaltung ändern, kündigte der Oberbürgermeister angesichts begrenzter Ressourcen an. Es müsse klare Verantwortlichkeiten und Vertretungsregelungen geben. Für die Gartenschau wolle die Verwaltung einen Eigenbetrieb gründen. „Diese Konstruktion ist schlanker und günstiger als eine GmbH und flexibler als ein Amt“, sagte Skrzypek. Sie werde nur so lange bestehen, bis die Gartenschau abgewickelt ist. Der 60-jährige Stadtplaner Norbert Geissel soll zum Kopf der Gartenschauplanung werden – eine Person für die Leitung des Stadtplanungsamtes müsse gesucht werden. Dies werde im Gemeinderat noch diskutiert und ein Betriebsausschuss gewählt.
Schulen und Kitas stehen ganz oben auf der Prioritätenliste
Angesichts knapper Finanzen wolle die Stadt klare Prioritäten setzen, teilte Skrzypek mit. Dies sei ein weiterer Schwerpunkt der Klausur gewesen. Bildung und Betreuung in Kitas und Schulen stünden an erster Stelle. Bereits in den vergangenen vier Jahren habe die Stadt mehr als elf Millionen Euro in die Kitas in Enzweihingen, der Kernstadt und in Ensingen investiert. Auf dem Weg zur Ganztagsbetreuung, die von 2026 zur Pflicht wird, muss die Stadt in mehrere Schulen investieren. Wichtig sei vor allem die Schlossbergschule. Sie müsse auf die Ganztagsbetreuung vorbereitet saniert und dringend erweitert werden.