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Leinfelden-Echterdingen Ein Tag bei der Feuerwehr des Flughafens – Brandschutz für das gesamte Gelände

LEINFELDEN-ECHTERDINGEN. Ruhe ist ein Fremdwort hier am Stuttgarter Flughafen. Jeden Moment rollt eine neue Maschine in Richtung Startbahn, eine andere landet. Auf dem Flugfeld herrscht reger Betrieb. Genau am Rande, weit weg von den Terminalgebäuden, zwischen Vorfeld und Autobahn, steht ein einzelnes großes Gebäude. Die Flughafenfeuerwehr. In den Räumen dort ist es vermeintlich still, vereinzelt hört man das Tippen auf einer Computertastatur. Und doch auch hier: Vollkommene Ruhe herrscht nicht. Gespräche über Funkgeräte sind zu hören, jede Minute, mehrmals.

„Wir müssen rund um die Uhr verfügbar sein“, erklärt Andreas Rudlof. Er ist Leiter der Abteilung Brandschutz und Gefahrenabwehr am Flughafen Stuttgart, ebenso Brandschutz-, Flugzeugberge- und Strahlenschutzbeauftragter. Er habe sein Hobby zum Beruf gemacht, wie er selbst sagt. Bei der Feuerwehr gibt es 24-Stunden-Dienste – aufgeteilt in Arbeits-, Bereitschafts- und Ruhezeit.

Damit die Feuerwehrleute jederzeit nicht nur startklar, sondern auch vorbereitet sind, finden regelmäßige Übungen statt. Auch an diesem Tag bereiten sich Feuerwehrmänner mit einer Probe auf den Extremfall vor. Die Übungsstrecke ist im Untergeschoss aufgebaut. „Dort trainiert nicht nur unser Team, sondern auch die Feuerwehren aus den Kommunen“, erklärt Rudlof. „Jeder Feuerwehrmann muss in die Atemschutzübungsanlage.“ Dass es sich um ein Training der Atmung handelt, wird schnell deutlich. Die Männer stehen in einem Umkleideraum und schlüpfen in spezielle gelb-schwarz gefärbte Schutzjacken und -hosen sowie feuersichere Stiefel. Zuletzt ziehen sie sich eine Maske über das Gesicht, diese ist mit dem Helm verbunden. Mit Schwung wird eine Art Rucksack auf den Rücken gehoben, daran ist eine große Flasche befestigt. Die ähnelt der eines Tauchers. „Fälschlicherweise denken viele, dass in den Flaschen Sauerstoff ist. Das stimmt nicht, denn darin ist Atemluft“, sagt der Feuerwehrmann Martin Steckroth, der die Übung betreut. Der geflieste Umkleideraum wirkt auf den ersten Blick eher wie ein Reinigungszimmer. An jeder Wand stehen Waschbecken oder Tische. „Hier in der Atemschutzwerkstatt wird die Einsatzkleidung gereinigt und desinfiziert“, erklärt er. Nach der Reinigung im Waschbecken kommen die Masken in einen Trockenofen. An einem Puppenkopf könne man dann eine Dichtigkeitsprüfung machen.

Regelmäßige Belastungsübungen

An die Werkstatt schließt sich ein kleines Nebenzimmer an. Dort liegt ein grüner Ganzkörperanzug im Regal. „Das ist ein großer Trainingsanzug für den Einsatz bei Gefahrstoffen“, sagt Steckroth. Je nach Gefahrgut müsse dieser angezogen werden. „Tragen kann man den Anzug maximal 20 bis 30 Minuten, je nach Belastung“, erklärt er. Es gebe einen Wärmestau nach einer gewissen Zeit. „Das fühlt sich dann an, als hätte man Fieber.“ Der rund 3000 Euro teure Anzug wird der höchsten Schutzklasse zugeordnet.

Es sind laute Schritte zu hören. In voller Montur gehen die Männer in den Keller zur Übungsstrecke. Sie haben mittlerweile ihre Schutzkleidung angezogen und laufen in Richtung Treppe. Auch die Flasche mit der Atemluft ist angeschlossen, dadurch atmen sie ab diesem Zeitpunkt. „Sie absolvieren nun eine Belastungsübung“, erklärt Marco Schroth von der Flughafenfeuerwehr. Mehrere Gänge im Untergeschoss führen zu einem Trainingsraum mit Fitnessgeräten. Neben Laufbändern gibt es auch Geräte, auf denen man eine Treppe hochsteigen muss. Bevor mit der Übung gestartet wird, prüfen die Männer gegenseitig, ob die Atemmaske richtig sitzt. Start ist am Laufband.

Nachdem jeder den Fitnesszirkel durchlaufen hat, beginnt der zweite Teil. Das Atmen durch die Masken ist deutlich zu hören. Einige bekommen bereits ein rotes Gesicht. Das ist durch das geringe Sichtfeld der Maske zu sehen. Die nächste Station wirkt wie ein Parkour. Es ist dunkel. Nur durch schwaches Licht ist ein Weg erkennbar. Direkt am Eingang ist eine Flugzeug-Attrappe aufgestellt, die beinahe der üblichen Größe einer Maschine entspricht. „Das Flugzeug lassen wir außen vor. Das dient für Übungen mit externen Mitarbeitern“, sagt Schroth. Beispielsweise würden Evakuierungen mit Flugbegleiterin hier geübt. Den restlichen Raum füllt ein deckenhoher quadratischer Block, umhüllt von Gitterstäben. Da gibt es verschiedene Durchgänge, verteilt auf mehreren Etagen. „Die Strecke wird häufig verändert. Für manche Übungen legen wir zum Beispiel rund 85 Kilo schwere Puppen in die Gänge, die man retten muss“, erklärt Schroth.

Die Männer laufen hintereinander in das Labyrinth. Sie krabbeln und robben. Die feuersicheren Stiefel poltern bei jeder Bewegung. Die schweren Atemzüge durch die Maske sind für jeden im Raum zu hören. Plötzlich kriechen weiße Rauchschwaden durch den Raum, breiten sich langsam aus. Nun ist nicht einmal mehr die Hand vor Augen zu erkennen. „Das ist künstlicher Diskonebel“, erklärt Schroth. Die Feuerwehrmänner haben eine Röhre erreicht. Sie helfen sich gegenseitig und ziehen einander durch die Enge – jeder muss im Team arbeiten. Nachdem alle wieder im Trainingsraum stehen, dürfen sie die Atemmasken absetzen. Der Belastungstest ist bestanden. Mit rotem Kopf geht die Gruppe wieder hinauf in die Atemschutzwerkstatt. „Diese Ausstattung hat ein Gewicht von zirka 25 Kilo“, erklärt Schroth. „Mit einer Lampe wären das dann sogar 30 Kilogramm an Last, die jeder tragen muss bei der Rettung und Brandbekämpfung.“

Die Schlauchwerkstatt

Neben den großen Einsätzen kümmert sich das Team um kleinere Notfälle auf dem Flughafengelände. „Es kommt ab und zu vor, dass es einen Verkehrsunfall zwischen einem Auto und einem Flugzeug gibt“, erklärt Rudlof. Aber auch wenn der Aufzug stecken bleibt oder ein Mülleimer brennt – die Feuerwehr ist zur Stelle. „Wir haben bestimmte Alarmtöne für verschiedene Fälle“, erklärt der Leiter. So erkenne man direkt, welche Art von Notfall passiert ist. Zu den Hauptaufgaben der gehört aber vor allem der Brandschutz. Denn ein Brand soll erst gar nicht entstehen. „Zum Beispiel werden alle Feuerlöscher auf dem Gelände von uns gewartet und repariert“, erklärt Schroth. Er läuft in einen kleinen Raum, direkt neben der Garage in der die Einsatzfahrzeuge stehen. „Das ist die Feuerlöscher-Werkstatt“, sagt Schroth. Die Führung durch das Gebäude geht weiter. Schroth und Andreas Rudlof laufen ein paar Stufen hinunter in das Untergeschoss und Feuerwehrchef öffnet eine Tür. Die Schlauchwerkstatt. Sie diene zum Testen und Reparieren der Löschschläuche. Werkstätten gibt es einige in dem Gebäude. Wenn keine Übungen oder Einsätze auf dem Programm stehen, reparieren die Feuerwehrleute die Ausrüstung. Bis die nächsten Alarmsignale ertönen.