Talkrunde mit Foto: Robert Korell - Robert Korell

Ganz unterschiedliche Initiativen sind in Esslingen bürgerschaftlich aktiv. Die Esslinger Freiwilligenagentur (EFA) lud zum zweiten Mal zum Abendcafé.

EsslingenBereits zum zweiten Mal hatte am Donnerstagabend das Abendcafé der Esslinger Freiwilligenagentur (EFA) geöffnet. Die EFA hatte gemeinsam mit der Stadt Esslingen fünf Gäste aus verschiedensten Bereichen der ehrenamtlichen Arbeit eingeladen, die Altersspanne der Zuhörer reichte vom Teenager bis zum Senior.

In der Talkrunde vertrat Barbara Antonin den Verein aus:sicht für die Integration von Blinden und Sehbehinderten. Die Idee zur Vereinsgründung sei ihr 2003 auf einem Workshop gekommen, bei dem sie von einem Blinden durch einen vollkommen abgedunkelten Container geführt wurde. „In so einer Situation gibt es einen Rollentausch bei den Abhängigkeiten, es findet sofort eine Bewusstseinsveränderung statt, man begegnet einander mit ganz anderem Respekt.“ Diesen Perspektivwechsel versuchte man im Esslinger Dunkelrestaurant ab 2004 nachvollziehbar zu machen. Zudem bringt der Verein Firmen und Schulen mit „aus:sicht mobil“ den Umgang mit Sehbehinderten nahe. Besonders ist Antonin dabei die Jugend wichtig: „Wenn junge Menschen eigene Erfahrungen mit dem Nicht-Sehen haben, erleichtert ihnen das den Kontakt mit Blinden.“

Ganzheitlicher Ansatz

Angelina Haug, Psychologin und Impulsgeberin der Initiative „ES pioniert“, pflegt einen ganzheitlichen Ansatz. „Ich habe schon lange nach einem Weg gesucht, meine Ideen zum aktuellen Wandel in der Welt teilen zu können.“ Mit „ES pioniert“ sei ihr das auf Anhieb gelungen. Bei den Treffen bespricht man zum einen persönliche und alltägliche Erfahrungen, kann sich frei austauschen, ohne an ein Thema gebunden zu sein, tüftelt aber auch an sozialen Projekten: „Unser Ziel ist es, Esslingen zu ,fair-wandeln’“.

Ingrid Schwörke hat mit „Balance“ in bald 30 Jahren schon einiges bewegt. Seit 1993 vermittelt sie gemeinsam mit anderen Engagierten Senioren an Gruppen, in denen sie zusammenkommen können. Wenig später folgten auch eigene Workshops. „Bereits damals war absehbar, dass sich die Altersstruktur der Gesellschaft wandelt und es zusehends zur Vereinsamung alter Menschen kommen kann“, sagt Schwörke. „Balance“ reagiere erfolgreich auf diese Entwicklung – und legte zudem in Esslingen den Grundstein für weitere, ganz unterschiedliche Initiativen. Etwa „Esslingen aufs Rad“ vom hiesigen Zweig des Verkehrsclubs Deutschland (VCD). Laut ihrem Mitglied Jürgen Grad will die Initiative nach dem Vorbild von Städten wie Amsterdam und Kopenhagen auch in Esslingen die Verkehrswende voranbringen und steht im Austausch mit der Stadt. „Wir wollen Lobby-Arbeit für die Radfahrer, aber auch den ÖPNV betreiben“, sagt Grad.

Während der VCD bei Aktionen wie „Critical Mass“ möglichst viele Leute gemeinsam in Bewegung setzen möchte, versucht das Repaircafé um Mitgründer Martin Petzold, möglichst vielen Menschen praktisch zu helfen: „Bei uns geht es darum, nicht nur Nutzer von beispielsweise elektrischen Geräten zu sein, sondern wirklicher Besitzer zu werden.“ Häufig könne man diese Geräte auch bei kleineren Defekten nicht alleine reparieren. Dafür sei dann das monatliche Repaircafé erster Anlaufpunkt. „Wir kommen zusammen und versuchen, gemeinsam Dinge zu reparieren, sodass am Ende auch jeder etwas gelernt hat.“ So könne man beim nächsten Defekt vielleicht selbst das Problem erkennen und lösen.

Im Mittelpunkt steht beim Repaircafé wie bei den anderen Initiativen zunächst einmal die Gemeinschaft. „Der Austausch, der erste Kontakt mit interessierten ist schon ein sehr wichtiger Schritt in die richtige Richtung“, bewertete Renate Fischer vom städtischen Sozialamt die Veranstaltung. „Besonders im Ehrenamt ist aber immer auch Geduld gefragt, bis die Veränderungen wirklich greifen“, ergänzte Gisela Lucke von der EFA. Bis dahin müsse man eben dranbleiben. Und deshalb soll auch das Abendcafé als Kontaktbörse weitergeführt werden und bald in die dritte Runde starten.