Ist Fliegen okay, wenn man eine freiwillige CO2-Abgabe dafür bezahlt? Die Antwort ist kompliziert und gleichzeitig eindeutig. Bestimmte Flüge kann man über Atmosfair gar nicht kompensieren.
Das kommt drauf an. Besser als kompensieren ist immer, Kohlendioxidemissionen erst gar nicht entstehen zu lassen – vermeiden oder zumindest reduzieren ist die erste Wahl. Wer seinen Geschäftstermin in Berlin auch online machen oder ihn zeitlich gut mit der Bahn erreichen kann, sollte deshalb nicht das Flugzeug nehmen. Beim Anbieter Atmosfair kann man deshalb konsequenterweise einen solchen Inlandsflug gar nicht kompensieren.
Wenn sich ein Flug partout nicht vermeiden lässt, ist Kompensieren aber zumindest besser als gar nichts tun. Denn die Anbieter investieren dieses Geld direkt oder indirekt in weltweite Klimaschutzprojekte, etwa in die Renaturierung von Mooren, die Unterstützung von Kleinbauern oder auch in Umweltbildung. Einige Anbieter haben eigene Klimaschutzprojekte, andere kaufen und verkaufen Zertifikate bereits existierender Projekte. Fluggesellschaften und Reiseportale ermöglichen die CO2-Kompensation teils direkt beim Kauf.
Kompensation ist etwas in Verruf gekommen
Zuletzt ist die Kompensation etwas in Verruf geraten – offenbar wurden über Jahre hinweg Millionen von CO2-Zertifikaten verkauft, die es gar nicht hätte geben dürfen. Vor allem Waldschutzprojekte sollen um ein Vielfaches überbewertet worden sein. Denis Machnik von der Berliner Firma Adelphi, die Unternehmen und Politiker in Klimafragen berät, sagt: Es gebe tatsächlich viel Intransparenz und häufig irreführende Kommunikation bei den Labels. Waldprojekte seien, so notwendig sie eigentlich seien, häufig ineffektiv, weil zum Beispiel ein Brand oder Trockenheit Neuanpflanzungen schnell kaputtmachten. Er rät ebenso wie das Umweltbundesamt, die Kompensation bei einem Anbieter vorzunehmen, der auf den sogenannten Gold-Standard setzt – dann könne man recht sicher sein, dass alles mit rechten Dingen zugehe.
Für einen Hin- und Rückflug zum Beispiel nach Barcelona müsste man beim Anbieter Myclimate neun Euro für 426 Kilo CO2 bezahlen, bei Atmosfair 13 Euro für 544 Kilo – die Emissionen sind also unterschiedlich berechnet worden. Ein Auto stößt bei derselben Entfernung rund 580 Kilo aus. Wer allein unterwegs ist, emittiert also mit dem Auto mehr CO2 als mit dem Flugzeug. Fährt aber eine vierköpfige Familie in den Urlaub, ist das Auto natürlich um Längen klimafreundlicher.
Allerdings: Stickoxide und Aerosole, die beim Fliegen entstehen, erhöhen laut Umweltbundesamt die Treibhauswirkung um das Zwei- bis Fünffache der reinen CO2-Emission. Die Behörde bezeichnet Fliegen deshalb als die klimaschädlichste Art, sich fortzubewegen.