Für städtische Beschäftigte soll der Nahverkehr mit der Einführung des Deutschlandtickets kostenfrei sein. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Die 49 Euro für das Deutschlandticket solle die Stadt komplett ersetzen, sagt der Verwaltungschef. Die Ankündigung weckt im Gemeinderat weitere Begehrlichkeiten.

Das von Bund und Ländern angekündigte 49-Euro-Deutschlandticket soll für alle Beschäftigten der Stadt Stuttgart kostenfrei werden. Das hat OB Frank Nopper (CDU) am Donnerstagabend per Pressemitteilung angekündigt.

Die Stadt wolle mit der Einführung des Deutschlandtickets, die im März 2023 stattfinden könnte, ein kostenfreies ÖPNV-Jobticket etablieren. Im bisherigen Tarifsystem des Verkehrsverbunds Stuttgart (VVS) gibt die Stadt einen Zuschuss von einheitlich 28,30 Euro im Monat, womit ein Eigenanteil zwischen 25,85 (eine Zone) und 129,95 (sechs Zonen) verbleibt. Der Zuschuss wird aktuell von 9049 der insgesamt rund 15 000 Mitarbeitenden abgerufen. Im Klinikum Stuttgart, das rund 7000 Kräfte zählt, haben sich 3963 Mitarbeitende für das stark verbilligte VVS-Jobticket entschieden. Insgesamt summiert sich der Zuschuss der Stadt in diesem Jahr auf 3,644 Millionen Euro.

Anreiz für Fächkräfte

Er wolle dem Gemeinderat in den nächsten Wochen vorschlagen, dass die Stadt die Kosten des bundesweit im Nahverkehr gültigen Deutschlandtickets für ihre Beschäftigten komplett übernehme, so der Verwaltungschef. Die Motivation: „Wir wollen mit diesem bärenstarken Angebot in Zeiten des Fachkräftemangels als Arbeitgeber noch attraktiver werden und zudem einen wichtigen Beitrag zum Umstieg auf den öffentlichen Personennahverkehr leisten“, so Nopper.

Mit dem komplett kostenlosen Nahverkehrsticket würden der Stadt laut Verwaltungsrechnung Zusatzkosten von fünf Millionen Euro entstehen. Das sei eine „gute Investition, mit der wir ein Ausrufezeichen für die Personalgewinnung setzen“, sagt der für das Personal zuständige Verwaltungsbürgermeister Fabian Mayer (CDU). Als tarifgebundener Arbeitgeber brauche die Stadt „zusätzliche Anreize“.

Was wird aus der Bonuscard?

Die Ankündigung Noppers blieb am Abend nicht ohne Reaktion. Hannes Rockenbauch, Sprecher des Linksbündnisses im Rathaus, erinnert an Anträge zum Thema soziale Teilhabe, in denen das Bündnis die Forderung nach einem kostenlosen Nahverkehrsticket für die Bezieher der Stuttgarter Bonuscard stellt. Zugangsberechtigt für diese Karte sind von 2023 an voraussichtlich 80 000 Menschen. Bisher zahlen sie für das Sozialticket einen vergünstigen Preis von 36,10 Euro im Monat. Die CDU- und die Puls-Fraktion im Rat haben einen Antrag eingebracht, der den halben Preis des Deutschlandtickets vorsieht, die SPD visiert ebenfalls dieses Ziel an. Das Linksbündnis sieht die 24,50 Euro als zu hoch an. Wenn man städtischen Beschäftigten ein Null-Euro-Ticket verspreche, sollte dieses auch für Bedürftige erhältlich sein, sagt Rockenbauch.