Michael Rogowski war nicht nur für die IG Metall ein harter Verhandlungspartner. Er sagte auch, was ihm im Unternehmerlager nicht gefiel. Foto: imago/Metodi Popow

Der frühere Voith-Chef Michael Rogowski setzte sich an der Spitze des BDI und der Maschinenbauer für mehr Freiheit für die Unternehmer ein. Von Gewerkschaftern war er als harter Verhandler gefürchtet.

Stuttgart - „Gebt uns unsere Freiheit wieder“ – mit dieser Losung zog Michael Rogowski in seiner Zeit als Präsident des Bundesverbands der Industrie (BDI) durch die Lande. Vier Jahre – von 2001 bis 2004 – prägte der gebürtige Stuttgarter das Bild des Spitzenverbandes der deutschen Wirtschaft in der Öffentlichkeit und gegenüber der Politik.

Stärkung des Industriestandorts

„Michael Rogowski leistete einen enorm wichtigen Beitrag zur Stärkung des Industriestandorts Deutschland“, sagt der heutige BDI-Präsident Siegfried Russwurm. „Wir verlieren eine charismatische Persönlichkeit.“ Rogowski nutzte sein Charisma stets für deutliche Worte: Der damaligen rot-grünen Bundesregierung unter Gerhard Schröder warf er vor, „die Politik der alten Linken“ zu betreiben, von den Gewerkschaften forderte er Tarifabschlüsse unterhalb des Wachstums. Der Staat regle zuviel, und die gewerkschaftliche Mitbestimmung sei „ein Irrtum der Geschichte“, meinte Rogowski, der von Kritikern gerne auch als „Herr Rigorowski“ bezeichnet wurde. Als Mann an der Spitze des BDI lobte er die Agenda 2010 von Bundeskanzler Schröder. Rogowski riet Schröder, lieber einen Wahlkampf zu verlieren, aber dadurch vieles zu gewinnen – nämlich nichts weniger als einen Platz in den Geschichtsbüchern als großer Reformer.

Geradliniger Unternehmer

Geradlinigkeit war ein Charaktermerkmal von Rogowski. Er legte sich nicht nur mit Gewerkschaften und Politikern an: Ihm war klar, dass es mit der Moral der Manager nicht immer zum Besten bestellt war: „Ich verurteile es, wenn die Ergebnisse der Unternehmen schlechter werden und Manager sich ihre Bezüge erhöhen lassen. Das ist nicht in Ordnung“ sagte er in einem Gespräch mit der Stuttgarter Zeitung.

Nach Studium, Promotion und verschiedenen beruflichen Stationen trat der 1939 in Stuttgart geborene Rogowski 1974 als Leiter des Personal- und Sozialwesens in die Dienste des Heidenheimer Papiermaschinenherstellers Voith. 1986 wurde er Sprecher der Konzernführung und hatte plötzlich mehr zu tun, als nur Papiermaschinen zu verkaufen: Die Stämme Hanns Voith und Hermann Voith zerstritten sich heillos. Nach zwei Jahren wurde der Streit beigelegt durch eine Realteilung: Der Familienstamm Hanns Voith bekam die wesentlichsten Teile des Papiermaschinenherstellers, der Familienstamm Hermann Voith viel Geld und den Werkzeugmaschinenhersteller Dörries Scharmann in Mönchengladbach.

Auf sein Wort war Verlass – das sagte selbst die IG Metall

Rogowski brachte Voith voran. Bis zu seinem Ausscheiden aus der Konzernspitze im Jahr 2000 war der Umsatz von (umgerechnet) 770 Millionen Euro auf 2,6 Milliarden Euro gestiegen. Bis 2010 war Rogowski Vorsitzender des Aufsichtsrats und des Gesellschafterausschusses des Familienunternehmens. Danach war er Vorsitzender des Stiftungsrats der Hanns-Voith-Stiftung.

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Auch wenn er sich mit den Gewerkschaften anlegte – dass auf sein Wort Verlass sei, räumte die Heidenheimer IG Metall stets ein. Und er hatte Humor. Als ihn ein Mitarbeiter aus der Gießerei darauf ansprach, sein Name höre sich so polnisch an, sagte Rogowski, seine Vorfahren seien einst nach Polen ausgewandert. Rogowski sei nichts anderes als der polnische Name für Häberle. „Na sag i ab jetzt Herr Häberle zu Ihne“,meinte der Mitarbeiter. Der Chef soll dann immer gegrinst haben, wenn sich die Wege kreuzten.

Am Freitag ist Michael Rogowski in Heidenheim gestorben.