Schon bald sind die Sommerferien vorbei und die Gefahr einer Ansteckung in der Schule wächst. Foto: dpa/Guido Kirchner

Wenn nach den Sommerferien wieder Schüler im ganzen Land aufeinander treffen, werden Infektionen nicht ausbleiben. Das Landesgesundheitsamt erwartet deutlich steigende Fallzahlen. Doch auch andere Bereiche stehen im Fokus.

Stuttgart - Infektion statt Wiedersehen mit Freunden: Zum Schulstart im Südwesten rechnet das Landesgesundheitsamt mit einem starken Anstieg der Corona-Infektionen bei Schülern. „Es ist zu erwarten, dass die Inzidenz nach dem Beginn des neuen Schuljahres etwa in der Altersgruppe der 12- bis 17-Jährigen deutlich steigen wird“, sagte der Leiter des Referats für Gesundheitsschutz und Epidemiologie, Stefan Brockmann, der Deutschen Presse-Agentur. „Die Inzidenz bei den Jüngeren dürfte deutlich höher ausfallen als im Rest der Bevölkerung.“

Man schaue mit Zunahme der Impfungen aber bewusst nicht mehr nur auf die Inzidenz, sagte der Chef-Virologe. Zugleich habe man sich das Ziel gesetzt, dass es keine Schulschließungen mehr geben soll. Baden-Württemberg habe den Vorteil, dass die Schulferien in anderen Bundesländern bereits beendet seien und man beobachten könne, wie sich die Infektionszahlen dort entwickeln, um im Südwesten entsprechend zu handeln, sagte Brockmann.

Testen statt Quarantäne

Für die rund 1,5 Millionen Schülerinnen und Schüler im Land beginnt am kommenden Montag wieder der Unterricht. Das Konzept der Landesregierung im Infektionsfall in einer Klasse heißt Testen statt Quarantäne. Bildungsverbände rechnen deshalb ebenfalls mit einer starken Ausbreitung des Virus unter den Schülern und schon bald wieder mit leeren Klassenräumen.

Doch nicht nur bei den Schülern, auch in der übrigen Bevölkerung erwartet Brockmann wieder eine Zunahme der Ansteckungen. Je herbstlicher es werde, und somit wieder mehr in Innenräumen stattfinde, desto mehr müsse man mit höheren Corona-Fallzahlen rechnen. Das Impfen und die Hygienekonzepte bleiben deshalb aus Sicht Brockmanns die wichtigsten Mittel im Kampf gegen das Virus.

Auch die Unternehmen im Land müssen mit mehr Ansteckungen rechnen

Das Infektionsgeschehen im Land ist in den vergangenen Wochen bereits merklich angestiegen. Zuletzt verzeichnete Brockmanns Behörde rund 2000 tägliche Neuinfektionen, die landesweite Inzidenz stieg über den Wert von 90. Dabei ist die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in einer Woche bei den Ungeimpften oder Menschen mit unvollständiger Impfserie mit etwa 200 mehr als doppelt so hoch wie im Landesschnitt. Die Sieben-Tage-Inzidenz bei Menschen mit vollständigem Impfschutz ist dagegen viermal geringer als landesweit. Auch liegen wieder mehr Menschen zur Behandlung von Covid-19 in Kliniken.

Mit mehr Ansteckungen rechnet Brockmann im Herbst auch in den Unternehmen im Land. „Wir beobachten den ganzen Sommer über schon, dass der Arbeitsplatz eine große Rolle bei der Übertragung des Virus spielt“, sagte Brockmann. Mit Blick auf mögliche Übertragungswege hält der Chef-Virologe es deshalb für vorteilhaft, wenn Firmen den Impfstatus von Beschäftigten abfragen können.

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Angesichts weiter steigender Fallzahlen rücken beim Landesgesundheitsamt zudem die Fälle von Menschen mit Spätfolgen einer Covid-19-Erkrankung, sogenannte Long-Covid-Fälle, stärker in den Fokus. „Aufgrund der großen Anzahl an Menschen, die von Long Covid betroffen sind, muss dies auch Einfluss auf unser Handeln in dieser Pandemie haben“, sagte Brockmann. Noch immer sei vieles beim Thema Long Covid unbekannt. Dazu komme, dass es für Long Covid-Fälle keine Meldepflicht gebe. Man sehe diese Fälle erst drei bis sechs Monate nach einer Infektion. „Zugleich beobachten wir, dass die Zahl der Fälle weiter steigt.“