Hat es sich bald ausgespielt im Deutschen Spielkartenmuseum mit Sitz in Leinfelden-Echterdingen? Foto: dpa

Die Rettungsspende für das Deutsche Spielkartenmuseum in Leinfelden-Echterdingen wird voraussichtlich nicht angenommen. Was sagt der Förderverein des Museums dazu?

Die Stadträte von Leinfelden-Echterdingen müssen diesen Freitag und Samstag in einer Sparklausur festzurren, wofür die Kommune künftig ihr Geld noch ausgeben kann – und wofür nicht mehr. Die Kommune muss den Rotstift kräftig ansetzen. Alles kommt auf den Prüfstand. Viele werden die Auswirkungen der dramatischen Haushaltssituation zu spüren bekommen, ist im Vorfeld zu hören. Einschnitte wird es auch in Sachen Kultur geben. Offenbar wird sogar überlegt, die Lesezeit zu streichen, bei der seit vielen Jahren mehr als 1000 Schülerinnen und Schüler aus Leinfelden-Echterdingen in den Genuss spannender Autorenbegegnungen kommen.

Dennoch steht seit Dienstagabend fest, dass die Stadt die Millionenspende zur Rettung des Deutschen Spielkartenmuseums wohl nicht annehmen wird. Der für die Kultur und für die Finanzen zuständige Gemeinderatsausschuss hat die Annahme mehrheitlich abgelehnt. In eineinhalb Wochen wird sich noch der ganze Gemeinderat mit dieser Frage befassen. Ob sich bis dahin die Mehrheiten noch ändern werden, ist allerdings fraglich. Ein dazu passender Antrag der CDU-Fraktion fand ebenfalls keine Gegenliebe.

Die Christdemokraten hatten sich dafür stark gemacht, das Deutsche Spielkartenmuseum mit Schaudepot in einem neuen Format fortzuführen und die Kündigung beim Landesmuseum zurückzunehmen. Denn die Sachlage habe sich seit dem Gemeinderatsbeschluss vom März dieses Jahres verändert, erläuterte Claudia Zöllmer (CDU). Kooperationspartner seien gefunden: Nämlich der Spender mit einer Million Euro, andere Fördergelder stünden in Aussicht. Die Schließung des Museums mittelfristig abzuwenden, bestehende Stellen zu erhalten und eine Neubesetzung der Museumsleitung zu sichern – „das alles wäre mit dieser Spende möglich“, betonte sie.

Historische Schätze schlummern im Deutschen Spielkartenmuseum. Foto: Natalie Kanter

Spender wartet auf Antwort für sein Angebot

Dass sich die meisten Stadträte ihre Entscheidung nicht leicht gemacht haben, war aus den Wortbeiträgen deutlich herauszuhören. Alle zollten dem Engagement des erst in diesem Frühsommer neu aufgestellten Vereins zur Förderung des Deutschen Spielkartenmuseums Respekt, würdigten das großzügige Angebot des potenziellen Spenders.

Zum besseren Verständnis: Der Förderverein mit Ilona Koch und Volker Claus an der Spitze hat in den vergangenen Monaten einiges auf die Beine gestellt. Er hat einen Tag der offenen Tür im Schaudepot organisiert, sich zur Zukunft des Spielkartenmuseums in Leinfelden-Echterdingen Gedanken gemacht und nicht zuletzt einen Unternehmer aufgetan, der bereit ist, bis zu einer Millionen Euro für das Spielkartenmuseum zu spenden. Wenn auch die Spende mit einigen Bedingungen verknüpft ist. Seit dem 9. Juni wartet dieser Unternehmer im Übrigen auf eine Antwort.

Die Stadt müsse die Spende ablehnen, weil sie sonst eine zu große Verpflichtung übernehme, die sie sich nicht leisten könne, erklärte David Armbruster (Grüne). Nichtsdestotrotz wünsche er sich sehr, dass die Karten in der Stadt bleiben. Dass es weiter eine Zusammenarbeit mit dem Förderverein gebe. „Das Zeichen diese Spende anzunehmen, wäre ein falsches“, sagte Barbara Sinner-Bartels (SPD) Denn: „Solange wir nicht in der Lage sind, unsere Pflichtaufgaben zu bewältigen, sehe ich nicht, dass wir Geld für freiwillige Aufgaben haben.“ Zumal die Spende nur wenige Jahre reichen würde und die Neuausrichtung des Museums nicht zum Nulltarif zu haben sei.

Ulrich Löchner (Freie Wähler/FDP) sagte: „Uns ist nicht klar, was in fünf Jahren passieren wird.“ Ein langfristiger Businessplan fehle. „Wir sind eine Stadt, die in einer äußersten Finanznot ist“, setzte Fraktionskollege Wolfgang Haug nach.

„Die Spende reicht nicht aus, das Spielkartenmuseum dauerhaft zu halten“, erklärte Sabine Onayli (Liste Engagierter Bürger/DiB). Sie schlug vor, dem Förderverein und dem Spender anzubieten, die Sammlung zu einem fairen Preis von der Stadt zu kaufen.

Die Enttäuschung beim Förderverein war am Dienstag deutlich zu spüren. Viele der Ehrenamtlichen waren zu der Sitzung in der Echterdinger Zehntscheuer gekommen. „Für uns als Verein ist dieser Beschluss schwierig“, sagt Vizevereinschef Volker Claus nun unserer Zeitung. Der Gemeinderat habe ja im März beschlossen, wenn „ihr einen Spender findet, wird neu beraten“.

Nun habe sich herausgestellt, dass die Stadt daran gar nicht interessiert sei, vielmehr in jedem Fall das Museum abwickeln wolle. „Das ist für uns natürlich eine Überraschung gewesen.“ Um das Museum zu retten, seinen Bestand für die nächsten fünf Jahre zu sichern und so Zeit zu gewinnen, es neu aufzustellen, es zu modernisieren und produktorientierter zu machen, wie es Volker Claus vorschwebt, sei aber eine Anlauffinanzierung in Höhe von etwa einer Millionen Euro notwendig.

„Entmutigen lassen wir uns nicht“, betont Claus dennoch. „Wir sind weiter voller Tatendrang und Energie.“ Der Verein wolle konstruktiv weitermachen, nach neuen Geldgebern und anderen Wegen Ausschau halten, um das was in dem Kulturgut Spielkarten stecke, für die nächsten Generationen zu sichern. Die Ehrenamtlichen wollen sich um eine Unterstützung aus der Wirtschaft und durch Unternehmer der Region bemühen, künstlerische Werkstätten ins Boot holen. Erst Ende 2026 laufen die Verträge zwischen der Stadt und dem Landesmuseum Baden-Württemberg endgültig aus. Die Zeit bis dahin wollen sie kreativ nutzen.

Volker Claus wurde am Dienstagabend in dem politische Gremium übrigens keine Redezeit eingeräumt. Zumindest das wollte die CDU-Fraktion erreichen.

Stadt: Wir bleiben eine Kartenstadt

Angesichts der schwierigen Haushaltslage hatte die Verwaltungsspitze bereits im Vorfeld signalisiert, die Spende nicht zur Annahme zu empfehlen. „Nach reiflicher Überlegung und internem Ringen“, wie Bürgermeister Carl-Gustav Kalbfell erneut betonte. Das Land und die Wirtschaft stünden vor epochalen Veränderungen. Dies schlage massiv auf die kommunalen Haushalte durch. Vor diesem Hintergrund könne die Verwaltungsführung nicht empfehlen, weitere Verpflichtungen im Bereich der reinen Freiwilligkeitsleistungen einzugehen. Zuvor hatte auch der Bürgermeister dem potenziellen Spender Respekt gezollt, dem Förderverein seine Anerkennung und Wertschätzung ausgesprochen.

Der Bürgermeister betonte, dass die Stadt rein faktisch nach wie vor eine Kartenstadt bleiben werde. „Die mehr als 30 000 Kartenspiele, die Bibliothek mit mehreren hundert Bänden zum Thema Spielkarten sowie die weiteren rund hundert musealen Gegenstände bleiben auf Weiteres im Eigentum aber auch in der Verantwortung der Kommune.“ Diese Vermögenswerte seien durch das Stadtarchiv zu sichern und zu verwalten.