Enis Dogu (links) steht mit Ehefrau Carina und seinem Team bereit, Flüchtlinge aufzunehmen. Foto: Roberto Bulgri/n

Das Esslinger Hotel Habitat hat sich kurzfristig dazu entschlossen, seine Zimmer für Kriegsflüchtlinge freizuhalten. Die Stadt setzt nicht auf ihr Hotel Park Consul, sondern auf dezentrale Lösungen.

Esslingen - Wir sind coronabedingt immer noch nicht richtig ausgelastet, weshalb wir uns dazu entschlossen haben, lieber etwas Gutes zu tun“, sagt Enis Dogu, der Betreiber des Esslinger Hotels Habitat. Ab sofort biete das Hotel Gasträume für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine an. „Schutzbedürftige Ukrainer können bei uns unterkommen. Egal ob sie auf der Durchreise sind oder mehrere Wochen bleiben möchten.“ Im Normalbetrieb finden im Eventhotel am Rande der Stadt hauptsächlich Hochzeiten und Firmenfeiern statt, aber die Saison habe noch nicht begonnen. Deshalb hat sich Dogu nach eigenem Bekunden zu dem finanziell riskanten Schritt entschieden, vorerst nur noch bedingt Buchungen anzunehmen. Bislang sei noch nicht absehbar, ob überhaupt Asylsuchende kommen werden und inwieweit man vereinzelte Buchungen damit vereinbaren könne.

Die Bedürfnisse der Menschen stehen im Vordergrund

Um ihr Angebot auch publik zu machen, habe sich das Habitat auf der Internetseite der Organisation „Unterkunft Ukraine“ registriert. Auf dem Portal sind bereits über 150 000 freie Betten von Hotels, Hilfsorganisationen und Privatpersonen aus Deutschland vermerkt, die Flüchtlingen zur Verfügung stehen. Insgesamt zehn Zimmer mit 18 Betten stellt davon das Habitat. Betroffene Personen können über die Internetseite direkt eine Anfrage für eine geeignete Unterkunft stellen, die auch den jeweiligen Bedürfnissen der Menschen gerecht wird.

Lesen Sie aus unserem Angebot: Wie kann ich Kinder aus der Ukraine aufnehmen?

Auf die Bedürfnisse einzugehen, ist auch Dogus Anliegen. Es sei wichtig, den Menschen, die vielleicht lokal Verwandtschaft hätten und in deren Nähe bleiben möchten, ein Unterstützungsangebot zu unterbreiten. „Ich habe gehört, dass viele Mütter allein mit ihren Kindern unterwegs sind. Die hätten bei uns am Rande von Esslingen auch einen Platz, wo sie etwas zur Ruhe kommen können.“ Das Habitat könne dies bieten, da sowohl Familien- als auch Einzelzimmer vorhanden seien. Finanziert werde dies aus eigener Tasche, solange es möglich sei: „Es ist uns eine Herzensangelegenheit. Wenn wir merken, dass wir Hilfe brauchen, werden wir uns an die lokalen Hilfsorganisationen wenden.“ Bis Ende April möchte das fünfköpfige Habitat-Team seine Zimmer noch anbieten. Es sei eine Übergangslösung, bis staatliche Hilfe für die zu erwartenden Flüchtlinge bereit stehe. Auf Anfrage bei der Stadt Esslingen, ob das derzeit unbewohnte Hotel Park Consul auch infrage käme, lautete die Antwort: „Natürlich wird die Stadt Esslingen ihrer Verantwortung gerecht werden. Die Anmietung eines Hotels ist derzeit jedoch nicht geplant, da wir nach bisherigem Stand die für Esslingen erwarteten Flüchtlinge auch dezentral unterbringen können.“

Eine privat finanzierte Übergangslösung

Weitere Informationen im Internet unter www.unterkunft-ukraine.de