Wird nächste Saison ein anderes Trikot tragen: Emanuel Buchmann Foto: dpa/Clara Margais

Nach der öffentlichen Kritik von Emanuel Buchmann an seiner Giro-Ausbootung gehen der Radprofi und der deutsche World-Tour-Rennstall am Ende der Saison getrennte Wege.

Während des Giro d’Italia gab es nur ein Thema: die Dominanz von Tadej Pogacar. Der Slowene war so überlegen, dass er am Ende sechs Etappen gewonnen und fast zehn Minuten Vorsprung hatte. Weshalb kaum jemand über Daniel Felipe Martinez (Kolumbien) sprach. Daran änderte sich auch am Tag nach der Zielankunft in Rom wenig.

Klar, bei der digitalen Medienrunde, für die er seine Heimfahrt unterbrach, lobte Ralph Denk seinen zweitplatzierten Kapitän überschwänglich. „Größtes Problem schien die womöglich fehlende Konstanz über drei Wochen zu sein“, sagte der Chef des deutschen Rennstalls Bora-hansgrohe, „doch das hat er perfekt hinbekommen. Das war schon ein Stück weit verblüffend – auch für uns.“ Und trotzdem wurde in der Pressekonferenz hauptsächlich über einen Teamkollegen von Martinez geredet, der gar nicht beim Giro war. Was schon bald zur Trennung führen wird.

Emanuel Buchmann hatte sich vor dem Start der Italien-Rundfahrt über seine Nichtnominierung beklagt. „Ich kann meine Enttäuschung und Frustration nicht beschreiben“, erklärte der Radprofi aus Ravensburg in einem Instagram-Post, „das ganze Jahr war mit Blick auf den Giro geplant, Bora hat mir sogar die Position des Co-Anführers versprochen.“ Wovon Denk nichts mitbekommen hat. Im Gegenteil. „Es war ein Auffassungsfehler seinerseits. Wir haben adressiert, dass er als Helfer dabei ist“, sagte der Teamchef – und sprach noch ein paar deutliche Worte mehr: „Emu hat keine Lust mehr, für uns zu fahren, das habe ich über ein paar Ecken gehört.“ Er habe zwar nicht vergessen, was Buchmann fürs Team geleistet hat, unter anderem bei der Tour de France 2019 mit Rang vier, trotzdem habe die öffentliche Kritik „Spuren hinterlassen“. Hinter verschlossenen Türen, meinte Denk, dürfe man „hart diskutieren“, Buchmann aber habe sich für einen anderen Weg entschieden. „Wir waren massiv überrascht von seinem Vorgehen, das Fragen aufgeworfen hat, auch bei unseren Sponsoren“, erklärte der Boss, „wir werden unsere Zusammenarbeit professionell beenden.“

Laut Denk wird Buchmann in dieser Saison noch genügend Einsätze erhalten, um sich mit starken Leistungen bei anderen Teams ins Gespräch bringen zu können. Eine erneute und letzte Berufung in die achtköpfige Mannschaft für die Tour de France käme allerdings eher überraschend. Darauf dürfte der Rennstall keine Lust mehr haben.