Zecken sind nicht nur lästig, sie können auch gefährliche Krankheiten übertragen. Ein Experte aus dem Kreis Esslingen erklärt, wo sich die Parasiten häufig herumtreiben, was es nach einem Stich zu beachten gilt und wie Zecken richtig entfernt werden.
Der „Gemeine Holzbock“ ist laut dem Zeckenexperten Marco Drehmann die für den Menschen relevanteste Zeckenart. Der Leiter des Naturschutzzentrums Schopflocher Alb im Kreis Esslingen weiß, wovon er spricht. Er hat seine Doktorarbeit über die Parasiten geschrieben. „Sobald die Temperaturen auf mehr als fünf Grad Celsius klettern, ist der Holzbock unterwegs“, sagt er über die Tiere, die nicht zu den Insekten, sondern zur Klasse der Spinnentiere zählen.
Wie viele Zeckenarten gibt es in Baden-Württemberg?
Es gibt laut Marco Drehmann Arten, die bereits bei Temperaturen von weniger als fünf Grad unterwegs sind. Die meisten der etwa 15 in Baden-Württemberg heimischen Zeckenarten seien aber derart auf bestimmte Wirtstiere spezialisiert – und oft auch sehr selten – , dass es kaum vorkomme, dass sie Menschen stechen. Neben dem Holzbock werden Menschen noch gelegentlich von der Schafs-, der Auwald- und der Igelzecke gestochen.
Interessant: Der männliche Holzbock sticht nur während seines Larven- und Nymphenstadiums. Sobald das Tier erwachsen ist, stellt es die Nahrungsaufnahme ein.
Muss man in bestimmten Gebieten besonders aufpassen?
„Zecken bewegen sich in der Horizontalen kaum selbstständig, sie werden bewegt“, erklärt Drehmann. Deshalb seien sie häufig dort anzutreffen, wo sich viele Wirtstiere – insbesondere Rehe - aufhalten würden. In Wäldern seien Waldwege und Lichtungen für Tiere attraktiv, daher gebe es dort auch viele Zecken. Mit trocken Untergründen würden die Stechtiere nicht gut zurechtkommen.
Zecken richtig ziehen: Drehen oder ziehen?
„Egal, Zecken haben kein Gewinde“, räumt Drehmann mit Gerüchten über richtige und falsche Zeckenentfernung auf. Es verhalte sich wie bei Plastikdübeln in einer Wand, deren Aussehen etwas an das Stechwerkzeug der Parasiten erinnere. „Wenn man es mit Ziehen versucht und das nicht funktioniert hat, kann man es auch mit Drehen probieren.“ Wichtig sei lediglich: Möglichst schnell entfernen. Wenn man es selbst nicht hinbekomme, sollte man einen Arzt aufsuchen.
Warnzeichen nach Zeckenstich: Wann zum Arzt?
Ein Arztbesuch ist dringend nötig, wenn eine Wanderröte nach einem Stich auftritt – also ein roter Kreis, der sich um die Stichstelle ausbreitet. Das sei das auffälligste Symptom einer Borreliose. Ansonsten gebe unterschiedliche, meist grippeähnliche Symptome, die mehrere Tage bis einige Wochen nach dem Stich auftreten können. Laut dem Experten ist es wegen der teilweise langen Inkubationszeit daher sinnvoll, Zeckenstiche zu dokumentieren: in den Kalender eintragen, mit Edding einkreisen oder mit dem Smartphone fotografieren. Bei einer Infektion mit dem FSME-Virus – einer Frühsommer-Meningoenzephalitis – habe man beispielsweise erst Grippesymptome, danach trete eine kurze Besserung auf, und erst dann würden neurologische Symptome hinzukommen.
Was ist, wenn der Kopf beim Ziehen steckenbleibt?
Die FSME-Viren werden laut Drehmann direkt beim Stich übertragen. Daher sei eine Impfung der einzige Schutz vor der Krankheit. Borrelia-Bakterien – verantwortlich für die Borreliose – würden sich jedoch im Darm im Zeckenhinterleib befinden. Von dort müssten sie nach dem Stich erst in die Speicheldrüsen der Zecken wandern, um übertragen zu werden. Die Gefahr einer Übertragung sinke daher beim Ziehen, selbst wenn der Kopf steckenbleibt. Die Devise laute: „Je schneller, desto besser. Am besten zieht man sie innerhalb von sechs Stunden.“ Der Kopf sei danach wie ein Spreißel, der vom Arzt entfernt werden könne.
Wer sich für weitere Themen rund um die heimische Flora und Fauna interessiert, kann das Naturschutzzentrum Schopflocher Alb besuchen. Mehr Informationen unter: www.naturschutzzentrum-schopfloch.de