Lavinia Nowak verkörpert Katarina Witt im Film „Kati – Eine Kür, die bleibt“. Foto: ZDF und Stanislav Honzík

Am Tag der Deutschen Einheit läuft „Kati – Eine Kür, die bleibt“ im ZDF. Ein Film, der die junge Katarina Witt auf ihrem Weg zur zweiten Olympia-Teilnahme begleitet.

Sie gilt als erfolgreichste Eiskunstläuferin aller Zeiten: Katarina Witt ist zweifache Olympiasiegerin, vierfache Welt- und sechsfache Europameisterin. Als Repräsentantin der DDR wurde sie häufig als „Das schönste Gesicht des Sozialismus“ bezeichnet, nach ihrem Olympiasieg 1988 ging es für sie in die USA. Vier Jahre nach dem Ende der DDR kehrte sie dann zurück an den Olympia-Start und nahm an den Winterspielen in Lillehammer teil. Dafür trainierte sie wieder bei Jutta Müller, die seit Kindertagen ihre Lehrmeisterin war.

Der ZDF-Film zum Tag der Deutschen Einheit „Kati – Eine Kür, die bleibt“ erzählt von genau diesem sportlichen Comeback. „Kati“ (Lavinia Nowak) taucht plötzlich bei Jutta Müller (Dagmar Manzel) auf, die mittlerweile in Rente ist. Diese hält einen erneuten Antritt bei Olympia zuerst für keine gute Idee. Dann taucht sie aber doch in der Eishalle auf und willigt ein, Katarina als Trainerin zur Seite zu stehen.

Witt möchte Hoffnung und Frieden ausstrahlen

Woher diese plötzliche Motivation und der Sinneswandel kommen, wird nicht ganz klar. Von da an wird trainiert, was das Zeug hält. Witt ist locker und optimistisch, Müller hingegen streng wie eh und je. Auch Witts Konditionstrainer Oliver Schmidtlein (Felix von Bredow) trichtert ihr ein, dass sie für Olympia eine Schippe drauflegen sollte. Katarina aber möchte aufgrund des Krieges in Sarajewo, der sie im Film sichtlich beschäftigt, nicht wie in der DDR den Kopf abschalten. Hoffnung und Freiheit – das und noch mehr möchte sie stattdessen in ihrer Choreografie porträtieren. In Frankfurt soll sie ihre Kür für Olympia präsentieren. Die Olympischen Spiele in Lillehammer scheinen in weite Ferne gerückt zu sein, als Witt zweimal stürzt. „Für dich geht es immer weiter. Die einzige, an der die ganze Blamage kleben bleibt, bin ich“, sagt Müller. Sie macht ihrer Schülerin klar, dass diese nicht mehr so in Form ist wie früher. So wirkt die Beziehung der beiden Frauen ziemlich kühl. Müller zeigt trotz ihrer Strenge im Film aber auch ihren weichen Charakter. „Mein Rohdiamant“, sagt sie, „du kannst alles, aber nicht, wenn du mit Angst fährst.“

Jutta Müller (Dagmar Manzel) ist skeptisch, ob Katarina nach so langer Pause fit genug für Olympia ist. Foto: ZDF/Stanislav Honzík

Kühle Beziehung oder Kampfgeist?

Katarina Witt und Jutta Müller haben, wie andere Ostdeutsche auch, mit dem Verschwinden der DDR ihre Identität verloren. Um diese Suche geht es auch im Film, als SED-Musterschülerin steht Katarina Witt schließlich am Pranger. Im Interview mit einer Reporterin tätigt sie die Aussage, dass sie in der DDR nicht alles schlecht gefunden habe und konnte Fragen zum Ministerium für Staatssicherheit nicht beantworten.

Zwischen Training und Performances auf dem Eis ist da eine junge Frau, die auf einmal auf der Suche nach ihrer Identität ist. „Ich fühle mich wie eine Sportlerin ohne Land“, gesteht sie. Als sie Einblicke in ihre rund 3000 Seiten lange Akte erhält, bereits im Alter von sieben Jahren wurde für sie der Codename „Flop“ angelegt, ist sie im Film zunächst geschockt. Vor allem, weil ihre eigene Trainerin von der Bespitzelung wusste.

Dass jedoch Witt selbst davon nichts gewusst haben soll, scheint unrealistisch. Auch, wie sie plötzlich darüber hinwegsehen kann und sich nur flüchtig mit ihrer Trainerin ausspricht, lässt den Zuschauer mit Fragen zurück. Stattdessen sind die beiden schon bald im Reinen mit sich, wie und ob sie anschließend über die alten Zeiten denken und sprechen, bleibt jedoch unklar.

Katarina Witt (Lavinia Nowak, links) und Jutta Müller (Dagmar Manzel) halten am Ende doch immer zusammen. Foto: ZDF/Stanislav Honzík

Die Hauptdarstellerin Laviana Nowak sieht der jungen Katarina Witt relativ ähnlich, es ist Nowaks erste große TV-Hauptrolle. Sie trifft den richtigen Ton und die richtige Mimik, verkörpert auf diese Weise eine Katarina Witt, die versucht, in einem vereinten Deutschland ihre Identität zu finden. Auch Dagmar Manzel („Ein großes Versprechen“, „Tatort“), die Trainerin Jutta Müller spielt, ist für die Rolle genau die Richtige. Der verpasste dritte Sieg bei den Olympischen Spielen zählt am Ende nicht so sehr, wie die Suche nach der eigenen Identität.

Kati – Eine Kür, die bleibt, 3. Oktober, 20.15 Uhr, ZDF. In der Mediathek ist der Film schon jetzt abrufbar.