Beweissicherung im Wald bei Rohracker: Diese Spuren hat das Team der „Soko Stuttgart“ hinterlassen. Foto: /Boniek

Mindestens sechs Fahrzeuge haben im Dienst der „Soko Stuttgart“ erhebliche Schäden im Wald des Dürrbachtals angerichtet, klagen Naturschützer. Was sagt das Fernsehteam dazu?

Jede Tag fährt der Stuttgarter Arzt Michael Boniek mit dem Rad durch den Wald des Dürrbachtals bei Rohracker. Oft schon hat er sich hier umgesehen, um etwa Feuersalamandern zu helfen, den Weg zu überqueren. Der Dürrbachsee als Laichort liegt nur wenige Meter entfernt von jener Stelle im Wald, an der sich Sonderbares am vergangenen Montag ereignet hat. Der Mediziner zählte sechs Fahrzeuge, darunter sei ein Toiletten-Lastwagen gewesen, ein Polizeiauto und ein Rettungsfahrzeug. Was war geschehen? Womöglich ein Mord, dem die Ermittler nun nachzugehen haben? Rasch stellte sich heraus: Es war ein Dreh für die ZDF-Serie „Soko Stuttgart“ – alles also Fiktion.

Boniek stieg vom Fahrrad und protestierte heftig. Man könne doch nicht ins Landschaftsschutzgebiet, wo Amphiben unterwegs sind, mit so einer Flotte an Fahrzeugen einfallen. Dabei geriet er an einen Scherzbold vom Bavaria-Team. „Beschweren Sie doch bei der Polizei“, sagte er – und zeigte aufs falsche Polizeiauto und auf die falschen Polizisten, die im Dienste des Krimis vor Ort waren. „Tiere dürfen nicht wegen Dreharbeiten zum Opfer fallen“, fordert der Naturschützer und wandte sich ans Stuttgarter Rathaus. Dies dürfe sich nicht wiederholen, findet er.

Die Bavaria Fiction weist die Vorwürfe zurück

Die Bavaria Fiction GmbH weist die Vorwürfe zurück. „Bei unseren Dreharbeiten arbeiten wir immer eng mit den jeweiligen Behörden zusammen“, erklärt Sprecherin Franzi Hoffart. Für das Dürrbachtal habe eine Drehgenehmigung des städtischen Forstamtes vorgelegen. Da der Drehort an ein Landschaftsschutzgebiet grenzt, würden dort hohe Auflagen gelten, an die sich die „Soko“-Produzenten „in jeder Hinsicht strengstens“ gehalten hätten. Franzi Hoffart versichert: „Umwelt- und Naturschutz genießen bei uns höchste Priorität. Daher produzieren wir auch aus einer gesellschaftlichen Verantwortung heraus nachhaltig.“

„Entscheidung war sehr unsensibel“

Naturschützer Michael Boniek hat mit seinem Handy die Beweissicherung dokumentiert. Man sieht, was für Spuren die Fahrzeuge der Bavaria im Wald hinterlassen haben. Inzwischen hat der Oberarzt Antwort vom städtischen Umweltamt erhalten, die in seinem Sinne ausgefallen ist. Dort teilt man dessen Bedenken – und kritisiert indirekt andere Stellen im Rathaus. Die „Soko“ habe lediglich vom städtischen Forstamt grünes Licht bekommen, das wiederum an der Entscheidung das Umweltamt nicht beteiligt habe, was wohl notwendig gewesen wäre.

Die untere Naturschutzbehörde wirft dem Bavaria-Team und dem Forstamt vor, „sehr unsensibel“ vorgegangen zu sein. In der Amphibienwanderzeit und im Schutzgebiet dürfe man die Drehgenehmigung nicht erteilen, ohne beim Umweltamt nachzufragen. Dort macht man klar, dass es aus Sicht der Naturschutzbehörde keine Erlaubnis für so viele Autos im Wald gegeben hätte. „So etwas darf nicht noch mal passieren“, erklärt das Umweltamt in dem Brief.