Christian Lindner bestreitet, während der Koalitionsverhandlungen ständig mit Porsche in Kontakt gewesen zu sein. Foto: i//Christian Spicker

Die ZDF-Satiresendung „Die Anstalt“ will eine enge Lobby-Verbindung zwischen dem Porsche-Chef Oliver Blume und FDP-Finanzminister Christian Lindner aufgedeckt haben. Dabei soll es um E-Fuels für Verbrennerautos gehen. Doch Porsche und Lindner streiten ab.

Stand FDP-Chef Christian Lindner in engem Kontakt mit Porsche-Chef Oliver Blume – und ließ er sich dabei womöglich von Lobbyinteressen des Autobauers beim Thema E-Fuels für Verbrennerautos beeinflussen? Diesen Vorwurf erhebt die ZDF-Satiresendung „Die Anstalt“ in ihrer aktuellen Ausgabe vom 19. Juli – und sorgt damit im sozialen Netzwerk Twitter für große Aufregung und Rücktrittsforderungen an den Bundesfinanzminister. Zwischenzeitlich stand der Hashtag „#lindnerruecktritt“ weit oben in den deutschen Trends der Plattform. Doch sowohl Porsche als auch Lindner selbst streiten einen engen Austausch ab.

Die Redaktion der Satiresendung will eine interne Aussage des Porsche-Vorstandsvorsitzenden Blume in die Hände bekommen haben, aus der hervorgehe, dass Porsche starken Einfluss auf die FDP ausgeübt habe, die sich bereits in den Koalitionsverhandlungen zur aktuellen Ampel-Bundesregierung für E-Fuels stark gemacht hatte.

Laut der „Anstalt“ soll Blume gegenüber seinen Beschäftigten folgende Sätze gesagt haben: „Wir haben sehr großen Anteil, dass die E-Fuels in den Koalitionsvertrag mit eingeflossen sind. Da sind wir ein Haupttreiber gewesen, mit ganz engem Kontakt an die Koalitionsparteien. Der Christian Lindner hat mich in den letzten Tagen fast stündlich auf dem Laufenden gehalten.“ Die Sätze sollen laut einem eigenen Faktencheck-Dokument der ZDF-Sendung im Rahmen einer internen Betriebsversammlung am 29. Juni gefallen sein.

Blume und Lindner wollen sich nicht ausgetauscht haben

Für den „Anstalt“-Co-Gastgeber Max Uthoff ein Beleg dafür, dass Blume es über einen direkten Draht zu Lindner bei der Bundesregierung durchgesetzt habe, die künftige Verwendung von E-Fuels als Alternative zur Elektromobilität offenzuhalten. Eine entsprechende Formulierung findet sich tatsächlich im Ampel-Koalitionsvertrag vom Herbst. Und auch bei der jüngsten EU-Entscheidung zum Aus für Verbrennermotoren ab 2035, die just am Tag der Porsche-Betriebsversammlung fiel, hatte die Bundesregierung erfolgreich darauf gedrängt, dass mit E-Fuels betriebene Neuwagen auch nach 2035 noch zugelassen werden können.

Doch dass dahinter ein direkter Kontakt zwischen Blume und dem FDP-Chef gestanden haben könnte, streiten sowohl Porsche als auch Lindner ab. Ein Porsche-Sprecher erklärt auf Anfrage: „Den Austausch hat es so nicht gegeben. Richtig ist, dass das Unternehmen grundsätzlich mit allen relevanten Stakeholdern einen konstruktiven Austausch pflegt.“ Weitere Angaben zu den Umständen des Zitats machte Porsche nicht.

Christian Lindner ließ am Freitagnachmittag über sein Team auf Twitter mitteilen, seine Position zu E-Fuels sei seit Jahren bekannt, entsprechend habe er in der Regierung im Juni gehandelt. „Es gab zuvor keinerlei Kontakt mit Herrn Blume und auch keinerlei anderweitige Einflussnahme“, so die Twitter-Stellungnahme.

Hintergrund Verbrenner-Debatte

E-Fuels
Als alternative und umweltfreundlichere Kraftstoffe sollen E-Fuels nach dem Willen ihrer Befürworter den Verbrennungsmotor in Zukunft nicht völlig zugunsten von Elektroantrieben obsolet machen. Dabei werden synthetische Kraftstoffe ohne fossiles Erdöl unter Verwendung von möglichst klimaneutralem Strom hergestellt. Porsche arbeitet an entsprechenden Projekten und auch die FDP setzt sich unter dem Stichwort „Technologieoffenheit“ beim Thema Klimaschutz für sie ein – doch Kritiker bemängeln, die E-Fuels seien äußerst ineffizient. Ihre Herstellung verbrauche ein Vielfaches an Strom im Vergleich zu einem Elektromotor, der den Strom direkt nutze. Würden sie zudem um die halbe Welt verschifft, sei ihre Klimabilanz insgesamt fraglich.

Autohersteller
E-Fuels werden nicht von allen Autofirmen verfolgt. Andere Autobauer wie Mercedes-Benz setzen für die Zukunft ausschließlich auf Elektromobilität – und selbst Herbert Diess, Chef des Porsche-Mutterkonzerns Volkswagen, hält ihre Effizienz für „extrem schlecht“ und sieht ihre Zukunft höchstens im Flugverkehr.