Zum zweiten Mal fand im Kreis Böblingen ein Flohmarkt statt, bei dem Mädchen gebrauchte Klamotten kaufen können. Dieses Mal in Holzgerlingen. Sogar Influencerinnen hat das Event angezogen.
Zuhause biegen sich die Kleiderstangen. So gut wie jede junge Frau scheint dieses Problem zu kennen. Das Entdecken neuer Outfits muss eine Leidenschaft sein, das Entsorgen der Abgelegten eine Herausforderung. Der Mädchenflohmarkt „Zauberflea“ ist die Lösung.
2024 fand er erstmals in Böblingen statt. Am Sonntag nun verwandelte sich die Holzgerlinger Area 710 in ein Labyrinth der übervollen Kleiderstangen. Kaum eine Art gebrauchten Kleidungsstückes von weiblichem Zuschnitt, das dort nicht auffindbar gewesen wäre. Und im Gedränge fanden sich nicht nur Pullover, Hemden, Hosen, Kleider, Schuhe, Schals und vieles mehr – sondern auch drei Frauen, die einem sehr zeitgemäßen Beruf nachgehen: Influencerinnen – und zwar real, nicht als Bild auf Smartphone oder Computer.
Einige Mädchen erkennen den Star aus dem Netz
Maxi Ehmer aus Stuttgart, die als „Maxistories“ online über ihre großen Leidenschaften Reisen, Kochen und Mode berichtet, ist am frühen Sonntagnachmittag schon weitergezogen. Elena aus Ostfildern, die unter dem Namen „Trainhard Eatwell“ vor allem ihr Wissen um Fitness und Ernährung weitergibt, ebenso. Noch da ist Nadine Weber, die sich im Netz „Shoppinator“ nennt und ihren eigenen Tisch beim Flohmarkt hat. „Ich habe sehr viel Zeug zuhause, das ich weitergeben möchte“, sagt sie. Mitunter wird sie angesprochen, auf ihren Influencer-Job. Das freut sie. „Einige Mädchen haben mich erkannt und gesagt: Ach, cool!“
Nadine Weber ist 36 und begann vor zwölf Jahren, als Influencerin zu arbeiten. „Man wird Influencerin, weil man Freude an einem Thema hat, die Leute sich das ansehen, interessant finden und einem folgen“, sagt sie. Sie selbst unterhält drei Profile auf Instagram mit jeweils 100 000 bis 145 000 Followern. Mode, Beauty und Reisen sind ihre Themen. Sie betreibt auch einen Kanal, auf dem sie vom Umbau ihres Hauses berichtet. Von Gartenarbeiten über Hausarbeiten bis zur Anprobe neuer Kleidung – all diese Aspekte ihres Lebens stellt sie also in unzähligen Online-Filmen da. „Ich liebe meinen Job“, sagt sie. „Ich verbringe gerne Zeit online und es macht mir Spaß, mich mit meiner Community auszutauschen.“
Den Mädchenflohmarkt empfindet sie als ideale Möglichkeit, dies fortzuführen. „Die Zielgruppe ist hier perfekt, die Menschen sind modeinteressiert und möchten auch gerne Schnäppchen machen.“ Die Menschen, die den Mädchenflohmarkt besuchen, sind natürlich vor allem junge Frauen. Gelegentlich, eher selten, wird auch ein Mann gesichtet. Der fungiert dann als Begleiter, Unterstützer.
Schon einmal fand der Mädchenflohmarkt „Zauberflea“ statt, vor einem Jahr, auf der Böblinger Hulb, auch Nadine Weber war mit dabei. Veranstaltet wird der Flohmarkt von Valentine Gässler, die in Böblingen, Konstanz, Ulm und Heidelberg das „Brautatelier Zaubermomente“ betreibt, das sich auf nachhaltige Hochzeitsmode spezialisiert hat. Mit ihrem Flohmarkt zog sie nun nach Holzgerlingen, da sie dort, auf dem Gelände der Eventlocation „Area 710“, bessere Möglichkeiten vorfand.
Dort gibt es mehrere Floors, die in unterschiedlichen Farbtönen, Stimmungen gehalten sind – und gut besucht, am Sonntagnachmittag: 37 Stände mit gebrauchter Mode für Frauen fanden ihren Platz, einige Stände gewerblicher Anbieter – Piercing, Tattoo, Foodtruck und ähnliches – kommen hinzu. Mehr als 500 Gäste hat sie an diesem Tag bislang gezählt.
Im Herbst schon soll das nächste Event steigen
Valentine Gässler wird, als Organisatorin, unterstützt von ihrem Ehemann und zwei jungen Frauen. Um ihren Brautshop und ihre Flohmärkte entstand eine Community mit rund 30 000 Followern. Im Februar veranstaltete sie bereits, ebenfalls in Holzgerlingen, einem Markt für gebrauchte Brautmoden. Der Mädchenflohmarkt „Zauberflea“ soll nun ein „cooles Fashionevent“ sein, mit allem Drum und Dran, mit DJ, Live-Sängerin, guter Stimmung, breitem Angebot. Im Herbst schon oder im nächsten Jahr dann möchte Valentine Gässler den nächsten Mädchenflohmarkt veranstalten.
Vivi und Franzi aus Herrenberg sind zum ersten Mal beim Mädchenflohmarkt und sehr zufrieden. „Ein bisschen mehr könnte aber schon los sein“, sagen sie. „Wir verkaufen Klamotten, alles Mögliche, manches auch noch mit Etiketten, weil wir zu viel im Schrank haben.“ Beide waren schon häufig auf Flohmärkten, tun sich aber schwer, im Kreis gute Märkte zu finden, sind also froh, dass es diesen einen gibt.
Verbesserungsbedarf erkannt
Vanessa kommt aus Horb, Luisa kommt vom Bodensee. Sie verkaufen gemeinsam. „Ich war letztes Jahr schon dabei“, sagt Vanessa. „Der Vorteil hier in Holzgerlingen ist, dass sich alles besser verteilt als in Böblingen. Die Location ist viel stylisher und kommt auch besser an.“ Nachteile am Holzgerlinger Standort sieht sie aber auch: Zufällige Besucher, wie noch in Böblingen, gibt es dort nicht. Und die Flohmarktzeit, von 11 bis 15 Uhr, findet sie zu knapp bemessen.
Finnja und Ronja, beide aus Rutesheim, sind indes Besucherinnen des Flohmarktes, schlendern zufrieden aus der Area 710 heraus. „Mir hat es gefallen“, sagt Finnja. „Ich habe mir ein Piercing stechen lassen, und ich mochte die Live-Musik.“ „Ich habe mir kein Piercing stechen lassen“, sagt Ronja, „aber ich habe eine Jacke von Tommy Hilfinger gefunden. Ich fand den Markt sehr professionell, und die Musik fand ich auch sehr schön.“