Das Festgelände in Stuttgart aus der Ferne. Foto: IMAGO/Beautiful Sports

Millionen Besucher werden an 17 Tagen Cannstatter Volksfest wieder auf dem Wasen erwartet. Es ist ein Fest, das Rekordzahlen schreibt. Wir haben die spannendsten Fakten.

In Bad Cannstatt findet das zweitgrößte Volksfest der Welt statt, nur im Vergleich mit den Bayern zieht das Fest den Kürzeren. Jedes Jahr kommen die Massen auf das große Areal am Neckar. Egal ob es um Bier, Achterbahnen, Polizeieinsätze oder den gigantischen Aufwand dahinter geht – die Dimensionen sind gewaltig. Wir blicken auf die Zahlen, die staunen lassen.

In diesem Jahr findet das Cannstatter Volksfest bereits in der 177. Auflage statt. Die Geschichte des Fests reicht in das Jahr 1818 zurück: Am 28. September hatte König Wilhelm I. von Württemberg nach Missernten und Hungersnöten das erste Fest auf dem als Wasen bekannten Gelände ausgerichtet. Es gab Pferderennen, Preise für Viehzucht und eine Ausstellung. Der Ursprung lebt noch heute im Landwirtschaftlichen Hauptfest, das allerdings nur alle vier Jahre und das nächste Mal 2026 ausgerichtet wird.

Millionen Besucher

Vom Freitag, 27. September, bis zum 13. Oktober laden rund 300 Schausteller, Wirte und Kaufleute auf das Festgelände. Für 2500 Menschen ist das Fest, das insgesamt 17 Tage dauert, ein Arbeitsplatz. Sie erwarten mehr als vier Millionen Besucherinnen und Besucher. Ob es mehr werden oder weniger, das hängt auch stark vom Wetter ab. Im vergangenen Jahr waren offiziell 4,3 Millionen Menschen gezählt worden.

Rund 25 Hektar misst der Wasen, wie das Gelände am Neckarufer heißt. Heute wird der Begriff oft als Synonym für das große Volksfest im Herbst und das Frühlingsfest benutzt, obwohl hier auch andere große Events, wie Konzerte stattfinden. Zu Beginn der Verkehrsluftfahrt diente das Gelände auch als Flug- und Zeppelin-Landeplatz. Besonders Anfang des 20. Jahrhunderts war der Wasen Ausgangspunkt für zahlreiche waghalsige Flugversuche.

Hoch hinaus: gleich mehrere Fahrgeschäfte bringen die Besucherinnen und Besucher in schwindelerregender Höhe. Unter anderem das Europa-Rad gehört zu den größten transportablen Riesenrädern der Welt – mit einer Größe von 55 Metern. Noch weiter hoch geht es aber etwa mit dem Fortress Tower. Aus über 80 Metern geht es in freiem Fall nach unten.

Das Volksfest hat seine Fans und Stammgäste nicht nur im Württembergischen. Mehr als 20.000 Mitglieder des Volksfestvereins - darunter ehemalige deutsche Auswanderer und ihre Familien - kommen aus New York, Philadelphia und Chicago und besuchen regelmäßig den Wasen.

Lieblingsthema jedes Jahr aufs Neue: der Bierpreis – quasi die Inflation im Glas. Denn Materialengpässe, gestiegene Kosten vor allem für Personal und Energie sowie die höhere Platzmiete treiben die Kosten für die Wirte auch auf dem Volksfest weiter in die Höhe – und die heben daher die Preise, wenngleich nicht einheitlich. Eine Maß Bier soll auf dem Volksfest in diesem Jahr im Hofbräu-Zelt bis zu 14,40 Euro kosten, das wären 80 Cent mehr als im vergangenen Jahr. Vor zehn Jahren kostete ein Liter Maß im Hofbräu-Zelt noch 9,20 Euro.

Immerhin schneidet Bad Cannstatt hier im Vergleich mit München besser ab. Dort ist das Bier noch teurer. Die Maß Bier auf dem Oktoberfest kostet in diesem Jahr bis zu 15,30 Euro. Allerdings wird das Wiesn-Bier auch eigens für das Volksfest gebraut und ist mit etwa sechs Prozent Alkoholgehalt besonders stark. 

800 Straftaten im vergangenen Jahr

Ungewöhnliche Volksfest-Zahlen liefert auch die Polizei Stuttgart. „Wir haben im vergangenen Jahr rund 800 Straftaten und rund 80 Ordnungswidrigkeiten gezählt“, so ein Sprecher der Polizei. Die meisten Fälle darunter: Körperverletzungen, Beleidigungen und Rauschgiftdelikte. Für die Polizei, die sogar ein eigenes Revier direkt auf dem Wasen-Gelände hat, ist das Volksfest vor allem ein großer Kraftakt. In zahlreichen Schichten arbeiten die Beamtinnen und Beamte. „An Spitzentagen waren im vergangenen Jahr rund 170 Kolleginnen und Kollegen vor Ort“, so der Sprecher.