Holger Gayer (hinten Mitte) mit den Finalisten der zweiten Runde Foto: /Lichtgut/Leif Piechowski

In der Württemberger Weinmeisterschaft begeistern die Finalisten nicht nur mit ihren Weißweinen, sondern auch mit ihren Anekdoten. Zwischen Rieslingen und Sauvignon Blancs überzeugt auch eine seltene Rebsorte.

In der zweiten Runde der Württemberger Weinmeisterschaft von Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten stehen „sechs herausragende Weißweine ab elf Euro zur Wahl, die zu den besten in Deutschland zählen“, wie der Moderator und Geschäftsführende Redakteur unserer Zeitung, Holger Gayer, sagt. Erstaunlich ist, dass die Hälfte der Finalisten schon in der Kategorie bis zehn Euro vertreten war. Schließlich haben unsere Weinkolumnisten, unterstützt von Dieter Blankenhorn, Direktor der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt Weinsberg, sich durch 120 Weine probiert, ohne zu wissen, von wem diese sind.

Im Keller kann man nichts mehr verbessern

Bei all den blumigen Beschreibungen in der Online-Weinprobe, wie immer unter der Projektleitung von Nico Bosch, aber diesmal unter der Regie von Simon Englert, sind auch die Geschichten, die dahinterstecken, spannend. Häufig sind es Generationengeschichten. Die größte Stuttgarter Genossenschaft Collegium Wirtemberg zum Beispiel hat mit Dieter Kizler einen  recht jungen zweiten Kellermeister. Er betont die Bedeutung der Arbeit im Weinberg: „Im Keller kann man nichts verbessern, sondern nur die Qualität erhalten“ – wie beim Riesling Katharina.

Die „Phase des Kettensprengens“ habe man in Großheppach im Weingut Bernhard Ellwanger, dessen Ursprung ins Jahr 1514 zurückreicht, schon längst hinter sich, sagt Sven Ellwanger. Heute würden alle Weißweine spontan vergoren und im Falle des verkosteten Riesling SL unfiltriert abgefüllt. Ein alter Hase, ja ein „Roter Riese“, so die Auszeichnung des Magazins „Vinum“, ist Kellermeister Jürgen Off von der Weinmanufaktur Untertürkheim. Diese hat mit einem Viognier eine Rebsorte eingereicht, die überwiegend im Rhônetal angebaut wird und „sich gut zum Experimentieren eignet“ – gerade in Zeiten des Klimawandels. Bei den Weingärtnern Cleebronn-Güglingen, die mit Max Kusic einen neuen jungen Kellermeister haben, sei der Anteil dieser Rebsorte so gering, dass es sich kaum lohne, ihn extra auszubauen, sagt Geschäftsführer Axel Gerst. Also kombiniert man Viognier mit zwei Dritteln Chardonnay – und bekommt viel „Emotion“ ins Glas, so der Name der Edition.

Den Virgina Sauvignon Blanc ziert ein Frauenakt

Christian Hirsch hat neben der Privatkellerei seines Vaters die Kollektion „Hirsch ist wild“ etabliert und schickt einen Virgina Sauvignon Blanc ins Rennen. Der Name gefällt der Weinkolumnistin Kathrin Haasis nicht wirklich, zumal auf dem Etikett ein Frauenakt ist. Hirsch erklärt, dies sei eine Hommage an den „Jungfernertrag“ der ersten Sauvignon-Blanc-Lese am Heuchelberg.

1988 hatte Gert Aldinger seiner Frau zuliebe als einer der Ersten in Deutschland diese Rebsorte in Fellbach gepflanzt, die der 1492 gegründete Familienbetrieb nun als Sauvignon Blanc Reserve in den Wettbewerb schickt. Generell hat der Seniorchef und langjährige Präsident des württembergischen Verbands der Prädikatsweingüter viel Wegweisendes fürs Anbaugebiet getan. Dass es seine Söhne vielleicht sogar noch etwas besser machen, ist für den „glücklichen Rentner“ kein Problem. Schon sein Großvater Eugen habe gesagt: „Wenn’s die Jungen können, sollen’s die Alten bleiben lassen.“

Nun haben die Leserinnen und Leser unserer Zeitung die Wahl bis zur nächsten Ausgabe der Weinmeisterschaft am 4. November mit Rotweinen bis zehn Euro.