In der zweiten Runde der Württemberger Weinmeisterschaft unserer Zeitung geht es um Weißweine ab zwölf Euro und die Frage: Wo kommen sie her – und kann man das schmecken?
Wie wichtig ist das Terroir, also Lage und Boden eines Weinbergs, für die Qualität eines Weins? Dies ist eine der zentralen, aber ergebnisoffenen Fragen der zweiten Runde der Württemberger Meisterschaft von Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten. Denn am Ende bestimmen wieder die Leserinnen und Leser ihren Favoriten in der Kategorie Weißweine ab zwölf Euro. Wie immer haben unsere Weinkolumnisten mit Dieter Blankenhorn in dessen Staatlicher Lehr- und Versuchsanstalt Weinsberg die Finalisten bestimmt – in einer Blindprobe, „das Spannendste, was man als Weinfreund machen kann“, so Holger Gayer, Geschäftsführender Redakteur unserer Zeitung und Moderator der Weinmeisterschaft. Eine solche kann so manche Überraschung ans Licht bringen, etwa einen Riesling Edition Württemberg 2021.
Im größten Weinbaubetrieb beginnt die Romantik mit der Arbeit
Der kommt von der Württembergischen Weingärtner-Zentralgenossenschaft (WZG) in Möglingen. Württembergs größter Weinbetrieb ist 1946 aus 45 Einzelgenossenschaften entstanden, bewirtschaftet 70 Prozent der Rebflächen des Landes und bietet 70 Millionen Liter Lagerkapazität. „Wo bleibt da die Romantik“, fragt Holger Gayer. „Die beginnt mit der Arbeit im Weinberg“, sagt Bernhard Idler, Vorstand Weinbau und Önologie der WZG. Natürlich müsse er das Betriebswirtschaftliche im Blick haben in einem Markt, der auch nach süßen Weinen verlange. Aber mit einem „staubtrockenen und knackigen“ Riesling aus der Premiumlinie konnte er auch die Vorkoster der Weinmeisterschaft überzeugen.
Die Felsengartenkellerei Besigheim mit ihren 400 Genossen und 720 Hektar Anbaufläche ist auch nicht gerade klein. Der Geschäftsführer Hans-Georg Schiller hat einen Grauburgunder 2022 Fas(s)zination mitgebracht, der sechs Monate im Barrique gereift ist. Er wurde wie der WZG-Riesling aus den besten Trauben verschiedener Lagen gemacht. Die Qualität des Leseguts wird mit Infrarotkameras durchleuchtet, erklärt Schiller, der trotz Hightech und Eichenfass generell auch das Terroir für maßgeblich hält, zum Beispiel Muschelkalkböden.
Man soll den Weinberg und den Jahrgang schmecken
Viel radikaler sieht das Felix Ellwanger vom Weingut Jürgen Ellwanger in Winterbach. „Der Wein soll den Weinberg und auch den Jahrgang widerspiegeln“, in diesem Fall den Schnaiter Altenberg und das Jahr 2022. Sein Riesling „mit einer perfekten Balance von Frucht und Mineralik“ darf Großes Gewächs genannt werden, weil das Weingut Mitglied im Verband der Prädikatsweingüter Deutschlands ist, in dem die großen Lagen von herausragender Bedeutung sind. Ellwanger betont, dass man heute in Württemberg nicht mehr versuche, „Weine von internationalem Format zu machen“, sondern die regionale Besonderheit herauszuarbeiten.
„Charakterweine“ lautet das Schlagwort dieser Preiskategorie. Es gehe darum, „einen besonderen Moment zu kreieren“, sagt Max Kusic, Kellermeister der Weingärtner Cleebronn-Güglingen, über die 2022er Emotion CG Chardonnay & Viognier, die einzige Cuvée in dieser Runde. Die Trauben stammen aus der Toplage Michaelsberg, der Chardonnay-Anteil gebe das cremige Volumen, der Viognier bringe die klare Frucht mit.
Ein Familienbetrieb mit 18 000 Eigenmarken unter einem Dach
Die bei uns weniger bekannte Rebsorte habe etwas Verbindendes, stellt Holger Gayer fest, im Gegensatz zum „lauteren“ Sauvignon Blanc, der polarisieren kann. Zwei Weine stehen in der Kategorie zum Vergleich. Der 2023 Sauvignon Blanc Dreistern ist vom kleinen Weingut Dobler in Beutelsbach. Mit dem Namen „Weißer Alabaster“ werde das Terroir dieses frischen, grasigen, aber auch leicht exotischen Weins herausgestellt, so der Seniorchef Markus Dobler.
Der 2020er Sauvignon Blanc vom Weingut Dr. Baumann ist gereifter, fülliger, aber auch mineralischer und kommt aus einem Familienunternehmen mit großer Erzeugergemeinschaft, dessen Marke Schloss Affaltrach weit verbreitet ist. 18 000 Eigenmarken habe man im Portfolio, insbesondere im Schaumweinbereich, darunter für prominente Namen wie Porsche und Daimler in Stuttgart oder Bareiss und Sackmann in Baiersbronn, erzählt der Juniorchef Marc Baumann. So oder so: ob klein, ob groß, ob Familienbetrieb oder Genossenschaft, ob Einzellage oder mehrere Anbaugebiete – „die Individualität der Weine in dieser Breite ist eine total gute Nachricht für Württemberg“, so Holger Gayer.
Weinpakete Die Weinprobe im Pressehaus ist unter dem Link https://zeitung-erleben.de/event/weinmeisterschaft-rot-weiss/ abrufbar. Dort ist auch das Weinpaket mit den sechs Weißweinen ab zwölf Euro plus eine Kiste Aqua Römer Quelle für 118,56 Euro erhältlich.