Noch weit weg: Albstadts Trainer Markus Stotz (rechts) übernimmt im Sommer das Amt von Wolfschlugens Benjamin Brack (links). Foto: Rudel Quelle: Unbekannt

Von Jan Geißler
Wolfschlugen – Von einem Trainer-Duell wollte niemand etwas wissen: Weder Benjamin Brack, der Noch-Coach des Handball-Württembergligisten TSV Wolfschlugen, noch Markus Stotz, der die Wolfschlugener ab der kommenden Saison übernehmen wird und aktuell die HSG Albstadt betreut. Für beide sei das Aufeinandertreffen ihrer Teams ein Spiel wie jedes andere. Im Nachhinein muss man sagen, lagen sie damit nur bedingt richtig. Denn es wurde kein Spiel wie jedes andere. Unabhängig von der besonderen Ausgangslage.
Eigentlich hatte vieles für einen Wolfschlugener Erfolg gesprochen. Speziell die bisherige Auswärtsbilanz der HSG, die von neun Spielen acht verloren und nur einmal Unentschieden gespielt hatte, dürfte den Gastgebern Hoffnung gemacht haben. Letztendlich sollte es aber doch anders kommen: Nach 60 Minuten jubelten die Gäste, sie gewannen mit 30:28 (11:15), obwohl es lange Zeit überhaupt nicht danach ausgesehen hatte.
Früh entwickelte sich ein temporeiches Spiel, in dem die Teams zu vielen einfachen Toren kamen. Möglich machten dies immer wieder auftretende Lücken in den Defensivreihen. Nachdem sich das Brack-Team zunächst etwas abgesetzt hatte, kamen die Albstädter schnell wieder ran. Nach 15 Minuten – Albstadt hatte gerade zum 8:8 getroffen – wurde es dann erstmals laut. Brack sprang von der Wolfschlugener Bank auf und wies seine Verteidigung zurecht. Es folgte die erste Auszeit der Partie. 60 Sekunden, die Wirkung zeigen sollten: Der TSV setzte sich auf 15:11 ab und hielt die Vier-Tore-Führung bis zum Seitenwechsel.

Zeitstrafen und Fouls

Nach der Halbzeit wurde die Partie zunehmend zerfahrener. Viele Fouls auf beiden Seiten zerstörten den Spielrhythmus. Zeitstrafen erhielt zunächst jedoch nur Wolfschlugen. Und so kam es, wie es kommen musste: In Unterzahl war der Vorsprung, der zwischenzeitlich auf fünf Tore angewachsen war, schnell aufgebraucht. Neun Minuten vor dem Ende trafen die Albstädter zum Ausgleich, 120 Sekunden später gingen sie erstmals in Führung (26:25). Zu allem Überfluss schlichen sich nun auch noch unnötige Fehler in das Wolfschlugener Spiel ein und so war am Ende nichts mehr zu holen. „Hinten raus sind wir einfach viel zu hektisch geworden. Und die Fehler resultieren dann aus der Müdigkeit“, analysierte Brack die Niederlage, die sich schon während der Trainingswoche angedeutet habe: „Unsere Ausfälle haben sich irgendwann nicht mehr kompensieren lassen.“
Dass sein Gegenüber gleichzeitig sein Nachfolger war, hätte hingegen überhaupt keine Rolle gespielt. „Während dem Spiel denke ich da keine Sekunde dran, da möchte ich nur gewinnen“, stellte Brack klar und ergänzte: „Ich habe schon gegen meinen Bruder gespielt, was bestimmt emotionaler war.“
Stotz sah das ähnlich und bilanzierte nüchtern: „Das war kein Trainer-Duell, unsere Taktik hat in der zweiten Hälfte einfach besser gefruchtet.“ Und dennoch machte der Besuch in der neuen Heimat Lust auf mehr: „Ich freue mich auf Wolfschlugen, aber jetzt muss ich zunächst schauen, dass meine Jungs noch ein paar Punkte holen.“
Gegen ein paar Punkte mehr hätte auch Brack nichts einzuwenden, bevor er dann am Saisonende als Trainer erst einmal Pause machen und sich nur noch um Job und Familie kümmern will. „Vielleicht war es im vergangenen Jahr einfach der falsche Zeitpunkt, hier anzufangen“, sagte Brack im Hinblick auf den sich andeutenden nächsten Umbruch beim TSV. Kontinuität sei für ihn das Wichtigste – „und das war für mich hier nicht gegeben“. Ein dritter Neuanfang innerhalb von zwei Jahren wäre für ihn schlichtweg zu kräftezehrend gewesen. „Dennoch will und werde ich nicht im Bösen gehen“, stellte Brack klar.