Das neue Quartier in Stuttgart-Möhringen könnte neben Büros für mehr als 3000 Arbeitsplätze auch bis zu 300 Mietwohnungen aufnehmen. Foto: Pickard Chilton/Liefang

An der Landhauskreuzung in Möhringen soll gegenüber der alten Daimler-Zentrale ein neues Quartier entstehen. Zu den vor allem geplanten Büros kommen nun wohl auch Mietwohnungen.

Wohnungen sind in der Landeshauptstadt eine teuer bezahlte Mangelware. Büros auch, sofern sie neu, gut gelegen und ausgestattet sowie energetisch auf dem aktuellsten Stand sind, wobei die Leerstandsquote 2022 deutlich von 3,2 auf 4,3 Prozent gestiegen ist. Ein Investor will nun Wohnungen und Büros an einem Standort gegenüber der früheren Daimler-Zentrale in Möhringen zusammenbringen.

An der Landhauskreuzung steht der alte Bürokomplex des IT-Konzerns IBM, in den später Daimler ein- und bald wieder auszog. Das mit Ziegelsteinen verkleidete Gebäude umgibt ein große Anzahl von Parkplätzen, am Rand liegt aber auch der Stadtbahnhalt Landhaus. Eigentümer des Geländes ist eine Beteiligungsgesellschaft in Luxemburg.

Platz für mehrere tausend Arbeitsplätze

Rund 140 000 Quadratmeter oberirdische Geschossfläche für bis zu 3900 Arbeitsplätze wären hier möglich. Ein entsprechender Bebauungsplan dazu ist im Werden. Der Architektenwettbewerb, 2018 gewonnen vom Büro Pickard Chilton (Connecticut/USA) in Arbeitsgemeinschaft mit ARP Architekten und Glück Landschaftsarchitekten (beide Stuttgart) sieht auf dem Areal sechs neue Gebäude vor, die sich entlang einer Grünfuge gegenüberstehen.

Auf dem Gelände ist laut Plan auch sogenanntes gewerbliches Wohnen (Boardinghaus) vorgesehen. Im Post-Covid-Zeitalter haben sich Bedarf und Pläne aber verändert. Die Büronutzung steht zwar nach wie vor im Vordergrund, doch die Monokultur soll nun deutlich aufgelockert werden. Ein Boarding-Haus mit kleinen Einheiten für Kurzzeitwohnen sei nie das Ziel gewesen, sagt Emanuel Coskun, Managing Director bei Hines Immobilien, dem Investor. Für das Thema Wohnen zeige man sich in der klassischen Form offen. Hines sei zwar kein Bauträger, der Eigentumswohnungen erstelle. Das gut gelegene Quartier am Übergang zu Wald und Wiesen könne aber durch einen Anteil Mietwohnungen weiter gewinnen.

220 bis 300 Mietwohnungen machbar

Die Stadtverwaltung und der Investor sprächen laut Coskun über einen Anteil von wenigstens 15 Prozent. „Wir haben nichts dagegen, diesen Anteil auch überzuerfüllen“, so der Manager. 15 Prozent würden bei im Schnitt 70 Quadratmeter großen Wohneinheiten netto rund 220 Mietwohnungen bedeuten. „Das wäre das Minimum“, sagt Coskun, und das sei im bestehenden Wettbewerbsergebnis machbar. Ein Anteil von 20 Prozent an der Fläche würde bereits fast 300 Mietwohnungen bringen.

Büros, Wohnen, in den Erdgeschossen Gastronomie, vielleicht auch Handel und womöglich ein Budget-Hotel mit Konferenzräumen wären umsetzbar, sagt der Investor. Weil neues Baurecht entsteht, müssten die Regularien des Stuttgarter Innenentwicklungsmodells (SIM) eingehalten werden. Das bedeutet auch geförderte Mietwohnungen. Das Areal gewinne durch die neue Mischung an Attraktivität, erfahre eine Aufwertung. Wichtig ist Coskun auch, dass nach Jahren der Planung bald gebaut werden kann. Der Abbruch des alten IBM-Baus soll in diesem Jahr über die Bühne gehen, der neue Bebauungsplan solle Mitte 2024 vorliegen. Dann hofft Coskun auch auf eine Entscheidung der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) für eine durchgehende Linie von Hohenheim in die Innenstadt bis zum Killesberg (U 5b) . Dazu müsste eine Gleiskurve in Möhringen in und aus Richtung Sonnenberg gebaut werden. Auch die ist schon lange geplant.