Im Esslinger Gemeinderat entsteht gerade eine neue Allianz: Grüne und WIR starten eine gemeinsame „Offensive für ökologische Verbesserungen“. Brisant: Beide wollen verhindern, dass Sportplätze zugunsten des Wohnungsbaus geopfert werden.
Mit einem Vier-Punkte-Programm wollen Grüne und WIR im Esslinger Gemeinderat eine „Offensive für ökologische Verbesserungen“ starten. Einer der Punkte: Keine Bebauung auf Sportplätzen.
Ursprünglich kamen die Vorschläge von der Ratsgruppe „WIR/Sportplätze erhalten“, die diese in der Form eines Antrags in den Gemeinderat einbrachten. Die Stadtverwaltung lehnte das offenbar ab. Nach der Gemeindeordnung für Baden-Württemberg seien nur Fraktionen berechtigt, solche Anträge zu stellen, gaben Grüne und WIR am Montag die Antwort des Rathauses wieder.
Vier Punkte für die Ökologie in Esslingen
Die WIR-Gruppe hat keinen Fraktionsstatus. Deshalb klopfte sie bei der Fraktion der Grünen an, die sich bereit erklärte, den Antrag mitzutragen. Er soll nach den Vorstellungen der Grünenfraktion und der WIR-Ratsgruppe bei der letzten Gemeinderatssitzung vor der Weihnachtspause auf die Tagesordnung kommen.
Insgesamt geht es um vier Punkte. Grüne und WIR fordern, bereits versiegelte Flächen in größtmöglichem Umfang zu entsiegeln. Zweitens sollen Standorte für sogenannte Miniwälder gesucht werden. Drittens sollen in der Innenstadt, in Mettingen und Oberesslingen in den nächsten vier bis fünf Jahren 200 zusätzliche Bäume gepflanzt werden. Sehr konkret und bereits oft und heftig diskutiert wurde sowohl im Gemeinderat als auch in der Öffentlichkeit Punkt vier: Vorhandene Grünflächen wie die Sportplätze in der Pliensauvorstadt, auf dem Zollberg und in Hegensberg dürften nicht bebaut werden.
Letzter Punkt gehört auch zu den wichtigsten Anliegen im Programm von WIR, die mit dem Zusatz „Sportplätze erhalten“ diese Forderung sogar im Namen tragen und bei den jüngsten Kommunalwahlen im vergangenen Juni zwei Sitze im Esslinger Gemeinderat erringen konnten.
Grüne: Noch viele andere Flächen in Esslingen frei für eine Bebauung
Bei den Grünen verhält es sich etwas anders: Auch hier hat sich die Fraktion in der Vergangenheit gegen eine vollständige Bebauung ausgesprochen, war aber kompromissbereit. Für die Fraktionschefin Carmen Tittel ist das kein Widerspruch. Sie bemängelt, dass es nie eine ernsthafte Debatte gegeben habe. „Ja, wir sind kompromissbereit“, sagte sie am Montag. „Wenn es aber keine Kompromisse gibt, haben wir ein Problem damit.“ Den Antrag, wie er jetzt gestellt wurde, könne sie genau so unterschreiben. „Jetzt soll die Verwaltung erst mal aufzeigen, warum die Bebauung für Esslingen überhaupt zwingend notwendig ist.“
Zumal noch etliche andere Flächen frei für eine Bebauung seien beziehungsweise eine Bebauung sogar schon geplant sei. Tittel nennt gleich mehrere Beispiele, unter anderem das Tobias-Meyer-Quartier, die Weststadt und das Nürk-Areal. Es gäbe auch noch weitere freie, bebaubare Flächen etwa in Wäldenbronn. Zudem sieht sie Möglichkeiten im Aufstocken von Häusern, um dem Mangel an Wohnraum für mittlere und untere Einkommen entgegenzutreten.
Das Thema wurde auch kontrovers in der jüngsten Einwohnerversammlung in der Pliensauvorstadt diskutiert, wo auf dem Sportplatzgelände rund 150 Wohneinheiten entstehen sollen. Die Haltung des Bürgerausschusses machte dessen Vorsitzender Andreas Jacobson klar: „Wir lehnen den vom Stadtplanungsamt entwickelten Bebauungsplan ab. Das ist das falsche Projekt, und dann noch am falschen Ort.“